Neuer Fall, altes Muster: Löw sieht US-Trip …

Die Mannschaft verstreute sich schnell in alle Richtungen. ber das 3:4 gegen die US-Boys wird weiter diskutiert. Bundestrainer Lw stuft die US-Tour als "extrem positiv" ein. Doch Fragen bleiben. Der unglckliche Torwart ter Stegen wird nicht fallen gelassen.

Autor: Von Jens Mende und Klaus Bergmann, dpa | 03.06.2013

Joachim Lw zog eine positive Bilanz der USA-Reise. Foto: Thomas Eisenhuth

Der letzte Eindruck bleibt. Wieder gehen Joachim Lw und die deutsche Fuball-Nationalmannschaft mit einer Niederlage in die Ferien.

Zwar ist das hfliche 3:4-Geschenk der DFB-Elf zum 100. Jubilum des US-Fuball-Verbandes keinesfalls mit dem bitteren EM-Halbfinal-Aus vor einem Jahr gegen Italien vergleichbar. Und natrlich fehlten dem Bundestrainer mehr als ein Dutzend seiner Stammkrfte in der bersee-Reisegruppe. Doch auch nach dieser Saison werden Fragen die Sommerpause begleiten.

Haben sich Lw und sein Team nach der EM-Enttuschung weiterentwickelt? Sind die richtigen Lehren gezogen worden? Ist die Mannschaft schon besser eingestellt auf mgliche Widrigkeiten bei der Titelmission in Brasilien?

"Extrem positiv" beurteilt Lw unabhngig vom verlorenen Prestigeduell gegen seinen ehemaligen Chef Jrgen Klinsmann die USA-Tour, deren Vorzeichen alles andere als gut waren: "Nach der Abwesenheit von einigen Hauptakteuren hatte ich die Richtigen dabei." Und auch die gesamte Spielzeit mit insgesamt sieben Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen stufte der Bundestrainer vor der schnellen Abreise aus Washington als gelungen ein. "Da sind wir absolut im Soll. Wir stehen in der WM-Qualifikation gut da. Wir werden im September und Oktober in die entscheidende Phase gehen. Was das betrifft, war die Saison sehr zufriedenstellend", meinte Lw vor dem Rckflug nach Mnchen.

Allerdings vermittelten Trainer und Spieler auch 2012/13 immer mal wieder den Eindruck, das die ganz groe Sicherheit noch nicht eingezogen ist - siehe den verspielten 4:0-Vorsprung im Qualifikationsmatch gegen Schweden oder das erzitterte 2:1 in sterreich. Und auch das, was vor 47 359 Zuschauern im altehrwrdigen Robert F. Kennedy Memorial Stadium von Washington passierte, erinnerte unabhngig von der vllig neuen Teambesetzung an alte Strickmuster unter der nun siebenjhrigen Regie von Lw.

Schon gegen Argentinien (1:3) und Schweden (4:4) hatte es viele Gegentore gegeben, gerade in der Abwehr fahndet der Trainer weiter nach der Ideallsung. "Es gab viele Wechsel, nur zwei Trainingseinheiten vor diesem Spiel. Dass da Fehler passieren, ist klar", sagte Lw zum jngsten "Fall" gegen die USA. "Fr unsere Ansprche war das zu wenig", urteilte dagegen Neuling Max Kruse, der sich als kleiner Gewinner fhlen darf. "Er hat mich in den Spielen und auch im Training schon berzeugt", verriet Lw.

Der Bundestrainer hatte es mit einem Trainings-Crashkurs ber eine Woche geschafft, seinem Verlegenheitskader die Philosophie, Taktik und das Wir-Gefhl einzuimpfen, um den Weltranglisten-Zehnten Ecuador mit 4:2 zu berrennen. In Washington verzichtete Lw auf die mhsam gepaukten Automatismen, versetzte den starken Ren Adler auf die Bank sowie Stabilisator Lars Bender auf die rechte Abwehrseite und opferte eine funktionierende Organisation fr weitere Experimente.

"Uns fehlte die Kompaktheit", gestand der Dortmunder Sven Bender, der wie auch ein ebenfalls nachgereister Miroslav Klose dem zusammengewrfelten Team bei extremen Bedingungen nicht viel helfen konnte. Der "ewige" Klose lief seinem 68. Tor im DFB-Trikot, mit dem er den Rekord von Gerd Mller eingestellt htte, vergeblich hinterher. "Wir hatten nicht genug Ballbesitz und nicht die gewohnte Laufbereitschaft", sagte der Torjger.

Bedauern wollte Lw seine fnf Umstellungen nicht: "Es war klar, dass einige Wechsel stattfinden wrden. Weil ich nicht das Ergebnis in den absoluten Vordergrund gerckt habe", meinte der Bundestrainer. "Bei diesen Testspielen probiere ich gern was aus", wiederholte Lw sein Credo. 37 Spieler setzte er in der abgelaufenen Spielzeit ein. Die Saison-Rangliste, die von EM-Reservist Per Mertesacker mit 765 Minuten angefhrt wird, verdeutlicht auch die Entwicklungen innerhalb des Nationalteams. Die Dortmunder Marco Reus und Marcel Schmelzer sind in die Top Ten aufgerckt; der Mnchner Mario Gomez durfte insgesamt nur 56 Minuten mitmachen.

Die internationalen Erfolge der BVB- und Bayern-Spieler in dieser Saison sind fr Lws Mannschaft wohl der grte Entwicklungsschritt. Mit der Offensiv-Spitze Mario Gtze hat der Cheftrainer zudem eine neue Option auch fr die WM getestet und fr gut befunden. In den kommenden zwlf Monaten muss der 53-Jhrige nun aus dem unumstritten hochwertigen Kader, "um den uns die ganze Welt beneidet" (Klinsmann), ein optimales Team formen. Ob er dies ber weitere Experimente stellt, wird sich schon beim nchsten Freundschaftsspiel am 14. August in Kaiserslautern gegen Paraguay zeigen.

Dann wird Marc Andr ter Stegen aller Voraussicht nach nicht dabei sein, da in Manuel Neuer die Nummer 1 zurckkehrt und Adler in den USA seine Position als Nummer 2 deutlich untermauert hat. Das Ende seiner Auswahl-Karriere aber soll der unglckliche Auftritt des jungen Gladbachers (21) auch noch nicht sein. "Bldsinn", antwortet Bundestorwartcoach Andreas Kpke auf eine entsprechende Nachfrage: "Wir werden so einen jungen Torwart, der so ein Potenzial hat, nicht fallen lassen."

Die insgesamt zwlf Gegentore in drei Lnderspielen sind fr ter Stegen allerdings erst einmal eine Hypothek. "Da fhlt man einfach nur mit dem Kerl. Da wnschst du dem Torwart nur: Jetzt vergiss es so schnell wie mglich", spendete selbst USA-Chefcoach Klinsmann Trost, den ter Stegen aber gar nicht haben wollte. "Mir braucht keiner auf die Schulter oder den Hinterkopf zu klopfen. Ich wei, was passiert ist", meinte der Keeper.

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