Hitzfeld in «gewaltiger Dimension»


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Hitzfeld in «gewaltiger Dimension»

Von Moritz Marthaler.
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Die 120 Minuten im Achtelfinal gegen Argentinien waren die letzten in der Laufbahn des Nationaltrainers Ottmar Hitzfeld. Erst die Nachricht vom Tod seines Bruders Stunden vor dem Karrierehöhepunkt, dann die dramatische Schlussphase.

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Starke Emotionen zum Abschluss: Der Achtelfinal gegen Argentinien war Ottmar Hitzfelds letzte Partie.
Bild: AP Photo/Frank Augstein


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  • Nationalmannschaft Schweiz 

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Stimmen zum Spiel

Stephan Lichtsteiner: «Ein grosses Kompliment an die Mannschaft. Leider gab es diesen einen Fehler zu viel. Es war mein Ballverlust in der Mitte, das sollte in der 118.Minute nicht passieren. Wir sind sehr enttäuscht, wir sind kaputt. Wir hatten Chancen und einen Pfostenschuss gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Wir können stolz sein.»

Gelson Fernandes: «Die Enttäuschung überwiegt ganz klar über den Stolz. Das ist das grausamste Spiel, das ich je erlebt habe. Wir haben uns gegen einen Gegner von internationaler Klasse mit Weltklasse-Spielern nicht versteckt und versucht, mit ihm mitzuhalten. Es ist sehr traurig, auf diese Weise auszuscheiden.»

Alejandro Sabella (Trainer Argentinien): «Ich habe einmal eine Verlängerung als Spieler gegen England erlebt, doch als Trainer ist das eine viel grössere Last. Wir hatten am Ende Glück. In der ersten Halbzeit war es ausgeglichen, dann war es unser Spiel. Jetzt müssen wir uns gut erholen.»

Ángel Di María (Torschütze Argentinien): «Wir wussten, dass es eng werden könnte. Andere gingen auch in die Verlängerung, dann kann es auch uns passieren. Wir hatten Chancen und waren gut organisiert. Nur einen Fehler haben wir gemacht, der Sieg ist daher hochverdient.» si

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Müde flattert die rote Krawatte im immer kühleren Wind von São Paulo. Sie hat eine aufregende Partie hinter sich, so nahe an der Brust jenes Mannes, der an diesem Nachmittag noch mit 65 Jahren Stunden erlebt, die zu den aufregendsten seines Lebens zählen dürften. «Ich habe im Fussball viele emotionale Momente mitmachen dürfen», sagte der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld also nach dem verlorenen Achtelfinal gegen Argentinien, «doch das, was eben geschehen ist, war schon eine gewaltige Dimension davon.»

Auch Hitzfeld sah in der Verlängerung Blerim Dzemailis Kopfball vom Pfosten zurückprallen, auch er sah Xherdan Shaqiris Freistoss in der Mauer landen. Der Schlusspfiff war dann zugleich Schlussstrich, nicht nur unter die Schweizer WM-Mission, sondern auch unter Hitzfelds Trainerlaufbahn.

«Das ist Fussball»

Immer wieder hatte der Lörracher, der ungern Worte über seine eigene Befindlichkeit verliert, in den letzten Tagen darauf hingewiesen, dass dieser WM-Auftritt für ihn, den zweifachen Champions-League-Sieger, einen absoluten Karrierehöhepunkt darstelle. Zur allgemeinen Anspannung gesellte sich in der Nacht vom Sonntag die traurige Nachricht vom Tod seines Bruders Winfried, der 81-jährig seiner Krankheit Leukämie erlegen war.

Der bewegende Spielverlauf, mit 120 Minuten voller Kampf, Krampf und letzten Endes vor allem Pech für die Schweizer, trug das Seine dazu bei, dass ein aufgewühlter Ottmar Hitzfeld kurz nach 16Uhr Ortszeit zur letzten Pressekonferenz nach einem Spiel in seiner Karriere antrat. «Ich habe heute noch einmal alle Facetten des Trainerdaseins erlebt», sagte Hitzfeld, beeindruckt von dieser Partie. «Der späte Treffer, der uns empfindlich traf, der intensive Kampf davor, und dann beinahe noch die Rückkehr. Das ist Fussball, solche Emotionen gibt es nur hier.»

Viel muss in Hitzfelds Kopf in diesen 120 Minuten vorgegangen sein, es ging hin und her, und über allem dürfte immer wieder die gleiche Frage geschwebt haben: Ist dies mein letztes Spiel? Oder doch noch nicht? Lionel Messi hätte jederzeit treffen können, Ángel di María tat es schliesslich, spät, für die Schweizer schmerzhaft. Mal stand Hitzfeld, mal sass er, oft ohne Regung, er coachte eher passiv, so, wie er es schon immer zu tun pflegte.

Die turbulente Schlussphase hat auch ihn, den erfahrenen Trainer, der schon Dutzende K.-o.-Partien erlebt hat, nicht kaltgelassen. Als alles vorbei war, ging Hitzfeld sofort zu seinen Schützlingen hin, spendete Trost – und wischte sich selber eine Träne aus dem Augenwinkel. «Ich wollte meinen Spielern auch danken, für ihre grossartige Leistung. Damit hat diese Mannschaft in der ganzen Welt Sympathien gewonnen.»

«Es war eine Ehre»

In den hektischen Minuten war sie für Hitzfeld wohl zeitweise in den Hintergrund getreten, die Frage nach seinem Karrierenende. Seit dem Spielende habe das Reflektieren begonnen, «das wird in den nächsten Stunden und Tagen erst so richtig in Gang kommen». Eher einsilbig beantwortete Ottmar Hitzfeld dann die letzten Fragen, er schien leicht entrückt, beschäftigt. Trotzdem wollte er noch einmal betont haben, «dass ich immer vom Glück begünstigt war und es für mich eine Ehre war, die Schweizer Nationalmannschaft zu trainieren».

In den nächsten Tagen wird Hitzfeld noch zigmal Auskunft geben müssen, so schnell wird er nicht von der Bildfläche verschwinden. Der zweistündige Krimi von São Paulo stand ihm noch ins Gesicht geschrieben, um 16.20Uhr, als er die Pressekonferenz verliess, um abzutreten. Für immer. Und doch nur vorübergehend.

(Berner Zeitung)

Erstellt: 02.07.2014, 08:59 Uhr


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