"Das Spiel gegen Gibraltar werden wir höchst konzentriert und seriös angehen. Wir wissen natürlich, dass wir klarer Favorit sind. Und genauso wollen und werden wir auftreten", sagte der Bundestrainer mit Blick auf das vermeintlich leichte EM-Qualifikationsspiel gegen die Amateure vom Affenfelsen am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Nürnberg. Dafür muss bei seinen Protagonisten aber ein Umdenken stattfinden: Gibraltar statt Argentinien und Brasilien.
Zwar war das neue UEFA-Mitglied Gibraltar, das erst 2013 in den Europaverband aufgenommen wurde, in seinen bisherigen drei Spielen in der Gruppe D gegen Polen (0:7), Irland (0:7) und Georgien (0:3) überwiegend Kanonenfutter, Weltmeister Deutschland sollte sich aber nicht in Sicherheit wiegen. Schließlich hat der Top-Favorit bislang nur eines - 2:1 gegen Schottland - von drei Quali-Spielen gewonnen und vor allem im vergangenen Monat beim 0:2 in Polen und 1:1 gegen Irland zwei herbe Dämpfer erhalten.
"In der Vorbereitung auf das Spiel am Freitag ist es ein Vorteil, dass wir die letzten beiden Spiele im Rahmen der EM-Qualifikation nicht erfolgreich abgeschlossen haben. Ich glaube, dass es keinen Spieler geben wird, der nicht mit der richtigen Einstellung auf den Platz geht", sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, der versuchte, aus den unerwarteten Rückschlägen noch etwas Positives zu ziehen. Er machte aber deutlich: "Nach verkorksten Auftritten im vergangenen Monat wollen wir einen guten Jahrseabschluss haben."
Auch Löw geht davon aus, dass seine Spieler wissen, was im vorletzten Spiel des WM-Jahres die Stunde geschlagen hat. "Ich werde kein Wort über Gibraltar verlieren. Diese Zeit werde ich für andere Dinge nutzen", sagte der 54-Jährige. Löw weiß, wo er in den zwei Übungseinheiten in Berlin und dem Abschlusstraining am Donnerstagabend in Nürnberg den Hebel ansetzen muss.
"Zuletzt haben wir einiges unbeachtet gelassen, waren einfach nicht richtig konzentriert. Diese Nachlässigkeiten müssen wir abstellen", sagte Löw. Gegen Gibraltar und vier Tage später zum Jahresabschluss in Vigo gegen Europameister Spanien muss er auf die verletzten André Schürrle und Marco Reus verzichten.
Zunächst müssen seine Vier-Sterne-Künstler aber in der Qualifikation ihre Pflicht gegen den Underdog erfüllen, ehe das Prestigeduell gegen die lange Zeit übermächtigen Spanier auf dem Programm steht. "Wir freuen uns sehr auf dieses Spiel. Wir wollen ein fantastisches Jahr mit einem Sieg beschließen", sagte der Bundestrainer.
Löw möchte in den beiden Spielen das schlechte Bild aus den bisherigen vier Partien des Weltmeisters nach dem Triumph von Rio korrigieren. "Wir hatten uns aus den beiden Spielen in Polen und gegen Irland eine andere Punkteausbeute vorgestellt", sagte der Bundestrainer, den auch das 2:4 bei der Neuauflage des WM-Finales zum Saisonstart gegen Argentinien noch wurmt.
Damit es im November besser läuft, müssen vor allem die Fehler in der Defensive abgestellt werden. Deshalb hat Löw in dem Kölner Senkrechtstarter Jonas Hector einen Neuling eingeladen, dem er auf Dauer zutraut, die Probleme auf der linken Seite zu lösen. Dass der 24-Jährige gegen Gibraltar sein Debüt gibt, gilt als sicher. "Wir wollen ihn näher kennenlernen", sagte Löw. Im Angriff erhält möglicherweise auch Hoffenheims Stürmer Kevin Volland eine neue Chance.
Zudem erhofft sich Löw von den Rückkehrern Sami Khedira, Benedikt Höwedes und Lars Bender einen Schub: "Sie werden uns gut tun, denn sie gehören trotz ihres jungen Alters ja bereits zu den erfahreneren Kräften bei uns."