Über einen "normalen Tagesverlauf" auf der Ranch

Die Morgenkonferenz

Die Tage auf der Ranch verlaufen nach einem einfachen Muster. Um 8:00 Uhr morgens erscheint Jorge auf dem Hof. Im Normalfall ist er dann von einer Reihe junger Gauchos umgeben. Da ist zum Beispiel Jose, ein kräftiger junger Mann, der stets ein breites Grinsen bereit hält, obschon ihm die meisten der Vorderzähne fehlen. Pedro ist mit seinem Lächeln zurückhaltender. Er ist eher nachdenklich und scheint oft mit Rechnungen beschäftigt zu sein. Vor einigen Jahren hatte Pedro medizinische Probleme; und jetzt weigert er sich, wieder auf ein Pferd zu steigen. Jose trägt einen typischen Cowboyhut. Der Rest trägt lokal verbreitete Hüte mit breiten Krempen. Sie sehen ein wenig so aus, als sei eine fliegende Untertasse auf ihren Köpfen gelandet.

Am Samstagmorgen kamen sie hier mit Lagen über Lagen selbstgemachter Pullover und Mäntel an. Es ist Herbst. Die Nächte werden langsam kühler. Wärmer wird es jetzt erst am späteren Vormittag. Im Gegensatz zu den amerikanischen Cowboys tragen die Gauchos hier keine Bluejeans oder Cowboystiefel. Stattdessen tragen sie hier Arbeitshosen, meist an diversen Stellen zusammen geflickt, und schwarze Arbeitsstiefel zum schnüren. Als ich die Ranch gekauft habe, haben wir für alle sieben Mitarbeiter Mäntel anfertigen lassen. Die Khaki-Mäntel waren gefüttert mit einem „Gualfin“ Monogram darauf. Es sieht wirklich sehr cool aus, wenn ich ihn in Manhattan trage. Aber hier habe ich noch nicht einen einzigen Gaucho diesen Mantel tragen sehen – was möglicherweise daran liegen mag, dass ich nie zur Winterzeit hier bin. Drei der Gauchos – Javier, Natalio und Jorge – standen zusammen, ihre fliegenden Untertassen nach vorne geneigt.

Die Sonne schien ihnen auf die Köpfe, während sie die Arbeit für den Tag besprachen. Keiner von ihnen lächelte. Keiner machte einen Witz. Es gab keine Diskussionen über Fußballspiele oder Comedy Shows. Unbekannte Ursprünge Javiers Aufgabe an dem Tag war es, den Bagger zu nehmen, um damit den Bewässerungskanal neben dem Fluss zu reinigen. Der Plan dahinter war, das wenige übrig gebliebene Wasser zum „Sumpfland“ am Flussbett abzuleiten. Das sollte dem Gras dort einige Wochen mehr Vegetationszeit ermöglichen, was wiederum dem Vieh im Winter etwas mehr zu fressen bieten würde.

Im Anschluss an die 8-Uhr-Konferenz schwang Natalio seine Schaufel über die Schulter und machte sich auf, in Richtung der Alfalpha-Wiese. Dort sollte er die Bewässerung übernehmen und das Wasser so gut, wie möglich über das Feld verteilen, um das Gras bestmöglich zu wässern. Jorge schickte die Übrigen zum Weinberg. Dort sollten sie neben jeder Pflanze ein Loch ausheben, um es dann mit Dünger zu befüllen. Als alle Arbeiter verschwunden waren, wandte sich Jorge an Gustavo, um auch ihm Instruktionen zu geben.

Ich wollte hinauf zum Rio de los Patos (der Fluss der Enten). Gustavo würde dabei helfen, die Maultiere zu beladen und die Pferde zu satteln. Gustavo ist ziemlich gutaussehend. Er ist Pedros Adoptivsohn. Gustavos Mutter ist Pedros langjährige Lebensgefährtin. Viele der Liierungen hier in der Gegend sind unformell. Gustavo weiß nicht, wer sein leiblicher Vater ist und das ist nicht ungewöhnlich.

Als Elizabeth einer Gruppe junger Mädchen Englischunterricht gab, forderte sie die Schülerinnen auf, ihre Eltern vorzustellen. In den meisten Fällen bekam sie nur die halbe Geschichte zu hören. Die andere Hälfte ist unbekannt.

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