Kohlschreiber gibt verletzt auf

Philipp Kohlschreibers Comeback im Davis-Cup-Team stand unter keinem guten Stern - nun droht Deutschland ein weiteres Jahr im Abstiegskampf. Im Auftaktmatch des Erstrundenduells gegen Argentinien verletzte sich der Weltranglisten-19. aus Augsburg am linken Oberschenkel und musste gegen Carlos Berlocq beim Stand von 6:3, 5:7, 6:2, 4:6, 5:4 aufgeben. Somit stand Florian Mayer (Bayreuth) im zweiten Einzel gegen Juan Monaco bereits gewaltig unter Druck.

Die Diagnose ließ zwar am Freitag auf sich warten, doch die Hoffnung auf Kohlschreibers Einsatz im Doppel am Samstag (17.00 Uhr MEZ/ran.de) schwand zunehmend. Physiotherapeut Oliver Schmidtlein, der Kohlschreiber Huckepack in die Umkleidekabine trug, vermutete einen Muskelfaserriss. "Ich kann keinen Schritt machen", sagte Kohlschreiber: "Das ist unfassbar bitter für mich und das Team."

Als Ersatzmann steht Tobias Kamke (Lübeck) bereit. "Von meiner Verletzung soll sich keiner runterziehen lassen. Wir haben drei Topspieler in unserem Team", ergänzte Kohlschreiber, der sich eine kleine Hintertür für einen weiteren Einsatz offen ließ: "Im Moment kann ich nicht viel sagen, es ist schwer einzuschätzen."

Carsten Arriens hatte bei seinem Debüt als Teamchef Kohlschreiber vollstes Vertrauen geschenkt. Anders als sein Vorgänger Patrik Kühnen, der Kohlschreiber vor dem Relegationsspiel gegen Australien (3:2) im vergangenen Jahr wegen ständiger Sticheleien ausgeladen hatte.

Fast vier Stunden waren bei mehr als 30 Grad in der Mittagshitze von Buenos Aires gespielt, als sich Kohlschreiber nach einem der zahlreichen Stopps seines Gegners unvermittelt an den Oberschenkel fasste. Zu diesem Zeitpunkt hätte er längst im entspannenden Eisbad liegen können, so dominant gestaltete er die Begegnung im ersten Durchgang.

Angespornt durch die neue Harmonie im Team gelang ihm ein Traumstart mit einem Break in Berlocqs erstem Aufschlagspiel. Kapitän Arriens lehnte sich auf der Trainerbank entspannt zurück, die Teamkollegen unterstützten Kohlschreiber in seinem Rücken. Alles schien auf einen erfolgreichen Auftakt hinzudeuten.

Auch aus der Heimat gab es gute Wünsche. Tommy Haas, der sich auf Sand nicht konkurrenzfähig fühlt, twitterte: "Viel Glück. Es ist Zeit für die Revanche, Baby." Haas hatte im vergangenen Jahr in Bamberg das Doppel an der Seite von Philipp Petzschner verloren, der wegen eines Muskelfaserriss fehlt.

Mit der ersten Schwäche beim eigenen Aufschlag gab die deutsche Nummer eins sein Service zum 5:6 im zweiten Satz ab. Schlagartig wurde Zuschauern, Teamkollegen und Berlocq klar, dass das Heimspiel auf dem staubigen Sand doch einen Vorteil bringen muss. Plötzlich waren die Streitigkeiten um die Absage ihres Spitzenspielers Juan Martin del Potro vergessen, das Selbstvertrauen der stolzen Gauchos kehrte zurück.

Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe - kein hochklassiges, aber ein stets spannendes. Im dritten Satz erarbeitete sich Kohlschreiber einen Vorteil, im vierten war wieder Berlocq an der Reihe. Die wenigen Fans wurden lauter, die Atmosphäre hitziger. Das wollte Kohlschreiber unbedingt vermeiden. Dann passierte die Verletzung, die alle Pläne über den Haufen warf.