Geld ist nicht alles

Es ist nahezu unmöglich hier hin zu gelangen, wenn man sein Ziel nicht vorher schon genau kennt. Streckenweise sind die Straßen hier nur Feldwege, ohne irgendwelche Hinweisschilder, die einen leiten könnten. An anderen Stellen wiederrum ist es gut möglich im Sand zu versinken… oder in einem Fluss… das hängt hier vom Wetter ab.

Als wir hier das Dörfchen Molinos erreichten, verließen wir die Hauptverkehrsstraße (ein unbefestigter Kiesweg), um eine noch holprigere Straße einzuschlagen.

Wir überquerten den Fluss (er war ausgetrocknet) und fuhren geradeaus auf den Cerro Remate zu. Solange man die Bergspitzen sehen kann, weiß man, dass man noch in die richtige Richtung fährt. Mein Ziel war eine Farm am Fuße des Berges, dessen Ranch sich um ihn herum erstreckt. Zu dieser Jahreszeit ist es hier einfach wunderschön.

Die „Regenzeit“ ist hier ein großes Wunschdenken. Bis heute gab es dieses Jahr einen durchschnittlichen Niederschlag von insgesamt 15 cm. Doch die sind alle in den vergangenen paar Wochen gefallen.

So kommt es, dass die Berge immer noch von Blumen überzogen sind – Salbei, Kakteen, gelbe Blumen, rote Blumen, duftende Blumen und Sträucher. Was nicht gelb, rot oder blau ist, ist grün.

Und die Rinder fressen so schnell, wie sie können. Bemüht so viele Kalorien, wie möglich aufzunehmen, bevor alles wieder vertrocknet.

 

Ein Tal im Wandel

Vor kurzem verbreitete der „Buenos Aires Herald“ die Neuigkeit, dass in Lateinamerika über 200 Millionen Menschen von vier bis zehn Dollar am Tag leben müssen.

Jessica Faieta, in der UNDP zuständig für Latein Amerika und die Karibik, nannte diese Menschen „verwundbar“. Damit könnte sie die Hälfte der Einwohner dieses Dorfes gemeint haben. Das heißt, sie würde sie vielleicht gemeint haben, wenn sie auch nur die leiseste Ahnung davon hätte, worüber sie redet.

Bis die Regierung ihr letztes Wohlfahrtsprogramm begann, hatten die Menschen hier nahezu gar kein Geld. Sie lebten von dem, was sie mit ihren Hacken und Spaten produzieren konnten – Getreide, Zwiebeln, Kartoffeln, Quinoa und Bohnen- und von den Tieren, die sie aufzogen – Rinder, Lämmer, Lamas und Ziegen.

Sie verflochten das Haar der Lamas zu Decken und Ponchos. Sie tauschten Kälber und Ziegen für Schuhe und Hüte. Soweit ich das sagen kann, lebten sie hier mit Anstand…sogar mit einer rustikalen Eleganz.

Und viele von ihnen erlebten ihren 90. Geburtstag, ohne jemals einen Arzt oder Psychiater gesehen zu haben.

Doch nun, mit dem Geld von den argentinischen Feds, ist das Leben in diesem Tal in einem schnellen Wandel. Die Jugendlichen der Gegend schauen Fernsehen (dank der Solarzellen, die von der Regierung zur Verfügung gestellt werden), oder ziehen in die Stadt, anstatt Decken zu flechten oder ihre antiken, vielfältigen Getreidesorten anzubauen.

Wie sie einst vom Regen abhängig waren, sind sie es jetzt von der Regierung.

„Wir müssen in die Fähigkeiten und den Besitz der Armen investieren.“, schlug die UN-Offizielle vor. Inzwischen räumt sie ein:

„Wohlstand bedeutet mehr als nur das Einkommen.“

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