„Gegen Messi gibt es keine Packung“

Vor dem Spiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen Argentinien (18 Uhr/ZDF) sprachen wir mit dem Ex-Nationalspieler Ludovic Magnin.

Was sagen Sie zu den Gruppenspielen der Schweizer?

Ludovic Magnin: Es lief wie erwartet. Die vermeintlich zwei schlechten Gegner sind daheim, und wir sind weiter. Es war nur eine Frage, ob wir mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen.

Abwehrchef von Bergen fiel gegen Frankreich aus. Sie waren selbst Abwehrspieler. Was passiert mit einer Hintermannschaft, wenn plötzlich der Chef fehlt? 

Magnin: Vor der WM war uns schon klar, dass wir in der Innenverteidigung ein großes Problem haben. Auch mit von Bergen hätten wir wahrscheinlich fünf Tore kassiert, weil wir als Mannschaft nicht bereit waren. Uns Schweizern muss bewusst sein, dass wir jeden schlagen können, wenn wir unsere fußballerischen Defizite mit Herz, Leidenschaft und Solidarität kompensieren. Falls nicht, gibt es eben eine Packung.

Die droht auch heute gegen Argentinien.

Magnin: Nein, es gibt keine Packung gegen Messi. Frankreich-Spiel hat uns sehr viele Erkenntnisse gegeben. Auf dem Papier brauchen wir eigentlich gar nicht auf den Platz gehen. Aber als Mannschaft kann man viel kompensieren, zumal mich die Argentinier auch nicht überzeugt haben.

Ottmar Hitzfeld tritt nach der WM zurück. Was bleibt von seiner sechsjährigen Amtszeit? 

Magnin: Er hat den Generationswechsel nicht verpasst, er hat uns ältere Spieler zum richtigen Zeitpunkt nicht mehr nominiert. (lacht) Die Mannschaft hat er aber auch spielerisch weiterentwickelt. Früher haben wir schon gut verteidigt und gekontert. Jetzt können wir aber auch das Spiel machen. Hitzfeld wird seine Klasse nochmal gegen Argentinien zeigen, und dann kann ihm die Schweiz eine Statue bauen.

Bayerns Xherdan Shaqiri wirkte in den ersten Spielen nicht richtig fit, explodierte dann gegen Honduras. Wie wichtig ist er für das Spiel der Nati? 

Magnin: Er ist der entscheidende Spieler bei uns. Es war unmöglich, dass Shaqiri zum WM-Start mit zwei Witz-Freundschaftsspielen in den Beinen, fit in das Turnier geht. Wenn er groß auftrumpft, wird es für jeden unserer Gegner schwierig.

Was halten Sie von Ricardo Rodriguez, Ihrem Nachfolger als Linksverteidiger in der Nati? 

Magnin: Er ist klar besser als ich. (lacht) Für mich zählt er zu den fünf besten Linksverteidigern der Welt. In Wolfsburg wird er wohl nicht mehr lange spielen.

Es wird immer davon gesprochen, dass die Schweiz die beste Nati aller Zeiten stellt. Stimmt das?

Magnin: Wenn sie Argentinien schlägt, dann ja. Wenn nicht, sind sie genauso gut wie unsere Generation, die auch das Achtelfinale erreicht hat. Die gleiche Diskussion gibt es ja auch in Deutschland.

Inwiefern? 

Magnin: Man redet viel von dem schönen Fußball. Aber in den 90er-Jahren wurden die Titel gewonnen, folglich ist diese Generation auch besser gewesen. Es sei denn, Deutschland holt jetzt einen Titel.

Sie gelten als Spaßvogel. Bei einer Fahrt zu einem Freundschaftsspiel sollen Sie versucht haben, das Auto von Ihrem Mitspieler Raphael Schäfer zu verkaufen. Haben Sie das geschafft? 

Magnin: Ich war nicht alleine beteiligt, das muss ich mal klarstellen. Der Gomez und Hitzlsperger waren auch involviert. Schäfer konnte ja während der Fahrt nicht drangehen, nach dem Spiel hatte er unglaublich viele Anrufe - vornehmlich von Osteuropäern - auf seinem Handy. Das war ein Spaß.

Bei wikipedia steht über Sie drin: Magnin gehört nicht zu den technisch versiertesten Spielern und hat gewisse Schwächen in der Defensive. Enttäuscht? 

Magnin: Ach, das ist ein Klischee, was da steht, seit ich 17 Jahre bin. Wissen Sie, hätte ich als Linksverteidiger nicht verteidigen können, hätte ich nicht diese Karriere hinlegen können.

Von Daniel Schneider

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