Faustballer Helmo Minz im Interview

AZ: Hallo Helmo. Am 13. Februar fängt mit dem Opening Event beim Sportklub Windhoek (SKW) die Faustball-Saison 2016 an. Wie sehr fieberst Du dem schon entgegen?
H. Minz: Schon sehr. War ja jetzt eine lange Pause seit der Weltmeisterschaft im November. Ein bisschen aufgeregt bin ich auch, es soll jetzt einfach wieder anfangen.

AZ: Am 5. März startet dann auch die Bank-Windhoek-Meisterschaft. Welche Chancen rechnest Du dir mit deinem CFC-Team für diese Saison aus?
H. Minz: Es sieht relativ gut aus. Letztes Jahr waren wir ja auch schon im Finale der Meisterschaften. Landesmeister wurden wir auch. Zudem haben wir mit Rico Kühnle-Kreitz noch einen guten Schläger vom SKW transferiert.

AZ: Im November warst Du mit der Faustball-Nationalmannschaft bei der WM in Argentinien vertreten. 9. Platz, 3 Siege, 6 Niederlagen. Zufrieden?
H. Minz: Es geht so. Unter die Top 10 wollten wir kommen, das haben wir geschafft. Aber natürlich will man immer mehr. Drei Spiele standen zudem echt auf der Kippe. Die haben wir dann alle verloren. Aber wir waren auch wirklich eine junge Mannschaft dieses Mal, der Altersdurchschnitt lag bei 25, unser Hauptschläger war 19, also dafür war das Ergebnis wirklich akzeptabel.

AZ: Es war das bisher schlechteste Abschneiden der namibischen Faustballer bei einer WM. Rekordnationalspieler Michael Baas spielte erstmals nicht mehr mit und viele junge Spieler sind dazu gekommen. Hat es größtenteils am großen Umbruch gelegen?
H. Minz: Ja absolut. Aber Michael Baas’ Zeit war auch langsam abgelaufen, ich mein, er geht jetzt schon auf die 50 zu. Wir müssen jetzt einfach auf diese Mannschaft bauen und bei der nächsten WM wieder angreifen.

AZ: Die Jugendarbeit sieht vielversprechend aus…
H. Minz: Ne, das ist genau das Problem. Leider kommen kaum mehr Jugendliche nach, genau damit haben die Vereine auch größtenteils Schwierigkeiten. Es ist nicht mehr so wie vor 10 Jahren, wo unsere Generation sehr präsent war. Ich glaube das Problem liegt an der Zeit, mittlerweile sind die Jugendlichen durch die neuen Technologien abgelenkt, spielen an der Playstation, gehen öfter raus zum Trinken oder zum Chillen. Und wenn Sport betrieben wird, dann ist es Fußball oder Hockey. Es ist traurig, dass wir erstmals nicht an einer Jugendweltmeisterschaft teilnehmen konnten.

AZ: Wann hast du angefangen zu spielen?
H. Minz: Ich hab mit elf Jahren angefangen, also vor 13 Jahren. Das lag größtenteils an meinem Vater, der schon ein richtiger Faustball-Ultra ist.

AZ: Kommen wir zurück zur WM. Ziel war es auch, als Team aufzutreten. Stimmte die Chemie im Team von Anfang an? Gab es Komplikationen?
H. Minz: Der Teamgeist war einfach Spitze! Wir hatten so viel Spaß auf und neben dem Feld. Man muss ja bedenken, dass die Nationalmannschaft aus verschiedenen Spielern von verschiedenen Vereinen zusammengestellt ist. Die Leute sind aber wirklich alle herrlich!

AZ: Spaß am Glas?
H. Minz (lacht): Ja nach dem Turnier hatten wir genug Zeit.

AZ: Der Trainer für die WM, Oliver Späth aus Deutschland, lernte das Team erst vor Ort in Argentinien kennen. War das vielleicht auch ein Nachteil?
H. Minz: Das glaube ich nicht! Er spielt auf einem so hohen Niveau in Deutschland, da konnte er die Spieler schon ganz schnell lesen. Ich würde es eher als Vorteil sehen. Eine Person, die einen objektiven Blick von außen hat, nimmt die Dinge ganz anders wahr, als wenn er die Mannschaft schon das ganze Jahr über gesehen hat. Er hat uns enorm geholfen im Training, gerade was das Stellungsspiel angeht. Er spielt ja immerhin beim deutschen Feld- und Hallenmeister TSV Pfungstadt, der zudem Europa-Cup-Sieger geworden ist.

AZ: Eine Reise nach Argentinien ist ja nicht gerade billig. Der ganze Trip hat euch insgesamt 400 000 N$ gekostet. Wie finanziert man sich das Ganze?
H. Minz: Hauptsächlich Eigenfinanzierung. Wir haben sehr viele Aktionen gestartet. Zum einen eine Losaktion, wo Sachpreise von deutschen Unternehmern, zu denen wir ein sehr gutes Verhältnis pflegen, gespendet wurden und somit sehr viele Leute Lose im Wert von 50 Dollar gekauft haben. Dann haben wir Hemden gedruckt, wo Unternehmen je nach Größe Geld für eine Platzierung ihres Logos bezahlt haben. Die Nachfrage war hoch, die Hemden haben wir jeden Tag in Argentinien getragen und somit Werbung gemacht.

AZ: Wann habt ihr damit angefangen?
H. Minz: Ein Jahr vorher. Die Losaktion ging von November 2014 bis Februar 2015. Für die WM 2019 in der Schweiz wird der gleiche Weg gegangen.
AZ: Keine Mittel vom Staat?
H. Minz: Seit 60 Jahren haben wir keine Unterstützung bekommen, auch wenn wir nachgefragt haben. Dieses Mal haben wir es nicht, doch die Sportkommission hat, aus welchem Grund auch immer, 50 000 Dollar springen lassen, das hat uns schon geholfen.

AZ: Mit Südafrika war dieses Mal auch ein Nachbarland vertreten. Ein Duell gab es bei der WM leider nicht. Sind in Zukunft Freundschaftsspiele oder Turniere geplant?
H. Minz: Beim Cohen-Turnier vom 1. bis 3. Juli feiern wir unser 50-jähriges Bestehen. Das wollen wir ganz groß machen mit einem offiziellen Teil, der der Historie dient, Bands und einer Feier. Bei der WM hat uns Südafrika zugesagt zu kommen. Es wäre das erste Länderspiel, das wäre historisch. Auch ein deutscher Verein hat Inte­resse bekundet, der TSV Burgdorf.

AZ: Dann wünsche ich dabei viel Erfolg. Vielen Dank für das Gespräch.

Leave a Reply