Diktatur holt Máximas Vater ein

Den haag. Es ist nicht das erste Mal, dass der Vater von Prinzessin Máxima für negative Schlagzeilen sorgt, aber dieses Mal kommt es für das niederländische Königshaus besonders ungelegen: Seit Längerem wird nämlich darüber spekuliert, dass Königin Beatrix, die am 31.Jänner 75 Jahre alt wird, heuer abdanken könnte, im 200.Jahr der Herrschaft des Hauses Oranien-Nassau; dass sie nach 33 Jahren auf dem Thron diesen für ihren Sohn Willem-Alexander frei macht.

Doch der Vater seiner Frau Máxima hat wieder einmal Probleme mit der Justiz, diesmal mit der seines Heimatlandes Argentinien: Gegen Jorge Zorreguieta ist Strafanzeige erstattet worden, weil er von Gräueltaten der argentinischen Militärjunta (1976–1981) gewusst oder möglicherweise sogar daran beteiligt gewesen sein soll. Es sind Angehörige der Opfer der Junta, die damals von Diktator Jorge Videla geleitet worden ist, die in Buenos Aires die Strafanzeige gegen den 84-Jährigen eingebracht haben, wie argentinische Medien berichteten.

 

Schätzungsweise 30.000 Tote

Prinzessin Máximas Vater diente der argentinischen Militärjunta als Staatssekretär und später Landwirtschaftsminister. Er bestreitet allerdings, mitschuldig an den Folterungen, Entführungen und Morden der Videla-Diktatur zu sein. Diese Taten seien geschehen, bevor er im Amt gewesen sei, behauptet Zorreguieta. Das aber ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Es wird erwartet, dass die Staatsanwaltschaft nun ein Ermittlungsverfahren einleiten wird.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden von den Videla-Militärs während der Zeit der Diktatur schätzungsweise 30.000 argentinische Regimegegner ermordet. Viele von ihnen wurden während sogenannter „Todesflüge“ über dem offenen Meer aus dem Flugzeug geworfen. Eine Amnestie-Regelung und ein „Schlussstrich-Gesetz“ aus den 1980er-Jahren haben zunächst eine umfassende gerichtliche Aufarbeitung verhindert, seit einigen Jahren sind aber in Argentinien wieder Prozesse wegen der Diktatur-Verbrechen möglich.

In den Niederlanden hat es bereits ein Verfahren gegen Zorreguieta gegeben, es ist aber inzwischen eingestellt worden. Im September 2011 brachten die beiden Anwälte Lisbeth Zegveld und Göran Sluiter Strafanzeige gegen den Vater von Prinzessin Máxima wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und wegen des Verdachts von Menschenrechtsverletzungen ein. Sie taten das im Auftrag von Alejandra Slutzky.

Deren Vater wurde in der Nacht vom 22.Juni1977 von argentinischen Militärs aus dem Bett in seinem Haus in La Plata geholt. Er verschwand spurlos und wurde vermutlich ermordet. Die Familie Slutzky ist später in die Niederlande geflüchtet, hat politisches Asyl erhalten und lebt bis heute dort. Die Strafanzeige in den Niederlanden wurde möglich, weil sich die Rechtslage verändert hatte: „Ein neues Gesetz gibt der niederländischen Justiz das Recht, auch Menschenrechtsverletzungen, die außerhalb der Niederlande begangen worden sind, zu verfolgen, und damit auch jene in Argentinien“, argumentierten die Anwälte der Familie Slutzky damals. Eine erste Klage 2001 war mit der Begründung, die niederländischen Gerichte seien im Fall Zorreguieta nicht zuständig.

 

Immer öfter in den Niederlanden

Prinzessin Máximas Eltern halten sich in jüngster Zeit immer häufiger und immer länger in den Niederlanden auf, um bei ihrer Tochter Máxima und ihren drei Enkelkindern, den Prinzessinnen Amalia, Alexia und Ariane, sein zu können. Jorge und María Zorreguieta verbrachten fast das ganze Frühjahr 2011 anlässlich der Feierlichkeiten des 40. Geburtstages von Prinzessin Máxima in den Niederlanden. Derzeit sind Prinzessin Máxima und ihr Gatte, Kronprinz Willem-Alexander, mit ihren drei Töchtern in Argentinien auf Urlaub.

Jorge Zorreguieta (*1928) ist der Vater von Máxima, der Frau von Hollands Thronfolger Willem-Alexander. Der Argentinier war zunächst Staatssekretär und später Landwirtschaftsminister in der Diktatur von Jorge Rafael Videla. Während der Herrschaft der Junta kamen geschätzte 30.000 Menschen ums Leben. Zorreguieta machte immer geltend, als Zivilist von den Verbrechen nichts mitbekommen zu haben. In den Niederlanden gab es 2001 eine erste Anzeige gegen ihn, damals erklärte sich die Justiz für nicht zuständig. Anders 2011, nachdem sich die Rechtslage geändert hatte. Dieses Verfahren wurde aber mittlerweile eingestellt. Nun wird allerdings die argentinische Justiz gegen Zorreguieta aktiv. [EPA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2013)

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