Dagur Sigurdsson – Der vielseitiger Architekt

Bundestrainer Dagur Sigurdsson liebt den Fußball und Japan. Heute steht er mit dem DHB-Team gegen Ägypten im Achtelfinale.

Dagur Sigurdsson steht mit einer taktischen Tafel am Spielfeldrand während des Spiels Deutschland gegen Argentinien..

Dagur Sigurdsson steht mit einer taktischen Tafel am Spielfeldrand während des Spiels Deutschland gegen Argentinien..

Dagur Sigurdsson (mitte) erklärt seinen Spieler das taktische Vorgehen beim Spiel gegen Argentinien während der Handball-WM.

Dagur Sigurdsson (mitte) erklärt seinen Spieler das taktische Vorgehen beim Spiel gegen Argentinien während der Handball-WM.

Dagur Sigurdsson gibt Anweisungen am Spielfeldrand.

Dagur Sigurdsson gibt Anweisungen am Spielfeldrand.

Zusammen mit Assistenz-Trainer Axel Kromer (li.) joggt Dagur Sigurdsson (re.) in Doha während der Handball-WM in Katar.

Zusammen mit Assistenz-Trainer Axel Kromer (li.) joggt Dagur Sigurdsson (re.) in Doha während der Handball-WM in Katar.


Axel Heimken, Bild 1 von 4

Dagur Sigurdsson steht mit einer taktischen Tafel am Spielfeldrand während des Spiels Deutschland gegen Argentinien..

Doha. Eins muss man Dagur Sigurdsson lassen. Schneller kann man in Deutschland kaum populär werden. Der Isländer erntet gerade für seine Tätigkeit als Bundestrainer der Handball-Nationalmannschaft eine Lobeshymne nach der anderen. Die Zeit schreibt vom „Retter des deutschen Handballs“, in der Sportschau kommt er als „Handballflüsterer“ daher.

Andere Medien greifen gerne auf, dass Sigurdsson allmorgendlich mit seinem Trainerteam ein Stündchen auf der Prachtpromenade von Doha, Al Corniche, joggen geht. Sofort kramt der deutsche Sportfan schöne Erinnerungen aus seinem Hinterstübchen hervor und sieht Parallelen zu dem strandlaufenden Joachim Löw im brasilianischen Campo Bahia. Getreu dem Motto: Wer sich fit hält und frisch ist, gewinnt auch mal WM-Titel.

So weit ist es bei den Handballern allerdings noch nicht. Montag: Achtelfinale gegen Ägypten, 16 Uhr. Machbar, sagen die meisten. Im Viertelfinale würde Katar oder Österreich warten. Der 41-Jährige, der bis zum Sommer nebenbei noch den Bundesligisten Füchse Berlin trainiert, hat etwas geschafft, was vor gut einem halben Jahr unmöglich schien. Sigurdsson hat der Handballnation den Glauben wieder eingehaucht. Vielleicht liegt dies auch daran, dass Sigurdsson jemand ist, der über den Tellerrand seiner Sportart hinausguckt.

Der im positiven Sinne Handballverrückte ist überaus vielschichtig. Für die Zeit nach dem Handball hat Sigurdsson in Reykjavik eine alte Keksfabrik umbauen lassen, heute ein gut laufendes Hostel. Dort stiegen die deutschen Handballer während ihrer WM-Vorbereitung ein paar Tage ab und festigten ihren Teamgeist, von dem sie gerade derart profitieren.

Die täglichen Geschäfte im Hostel führt ein alter Freund: Eidur Gudjohnsen, Islands Fußball-Rekordtorjäger, der zu besten Zeiten für den FC Barcelona stürmte. Es verwundert deshalb nicht, dass der deutsche Handball-Bundestrainer ein großer Fan und ständiger Beobachter des Fußballs ist. Am liebsten alles: Premier League (Lieblingsclub: Manchester United), Bundesliga, EM, WM. Das Kicker-Gen lag beim kleinen Dagur in der Wiege. Papa Sigurdur hütete einst das Tor der isländischen Nationalmannschaft. Dagur selbst brachte es auf sieben Einsätze in der U 17. „Im Winter war Handball in der Halle angesagt. Im Sommer haben wir draußen Fußball gespielt“, sagt er, „irgendwann musste ich mich festlegen.“ Die Entscheidung fiel auf den Volkssport Nummer eins in Island – Handball.

Nach vier Jahren Profi in der Bundesliga (LTV Wuppertal) zog es Sigurdsson 2000 nach Japan zum Erstligisten Wakanuga Hiroshima. Sigurdsson erzählt gern von dieser Zeit („Unsere Kinder waren die einzigen Blonden weit und breit“), bis heute hält er eine enge Verbindung dorthin. Jedes Jahr in der Sommerpause reist er für Seminare und ein Trainingslager nach Japan, um junge Menschen an den Handball heranzuführen. Sein Faible, mit jungen Leuten zu arbeiten, war ein Grund, warum ihn der DHB als Bundestrainer engagierte. Bisher sieht sich der Verband bei seiner Entscheidung bestätigt.



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