Aachen. Die Fritten aus der Fabrik, das Steak aus Argentinien. Vielen ist das nicht mehr egal, wo ihr Essen herkommt. Sie kaufen regionale Produkte. Vermarkter kommen manchmal nicht mehr nach.
Wer will schon gewöhnliche Fritten, wenn er Eifeler „Bippelchen“ kriegen kann? Bei Dieter Walter in einem Eifeler Landhotel kaum jemand: Die kleinen Pellkartoffeln in Butter und Kräuter geschwenkt hat schon seine Mutter gemacht. Wie früher kommen die Kartoffeln natürlich vom Bauern. Keine Kompromisse beim Steak vom Eifelbullen. Das steht zwar auf der Karte. „Aber wenn ich das nicht krieg, dann gibt es an dem Tag eben keins.“ Die Gäste schätzen diese Ehrlichkeit.
Fleisch, Apfelsaft, die Kräuter für den eigenen Els-Schnaps - alles aus der Region, versichert Walter. „Wir sind der Region verbunden. Die Leute können einen festen Absatz planen.“ Das sei gut für die Arbeitsplätze.
Nur billig und irgendwoher reicht vielen eben nicht mehr. „Wir beobachten einen Trend zur Regionalität“, sagt Brigitte Hilscher vom Bundesverband Regionalbewegung. Der Apfel von der Streuobstwiese sei eben frischer als der aus Neuseeland, die Transportwege kürzer und das Geld bleibe in der Region.
Für sie spielt bei der Entscheidung für die Region auch eine andere Ebene eine Rolle: Die Globalisierung berge die Gefahr der Heimatlosigkeit. Die Region mit ihrer Überschaubarkeit, in der sich Menschen verorten könnten, sei eine Art Gegenpol. Regionale Direktvermarkter, kurze Wege für frische Produkte, Transparenz - das schaffe Vertrauen, sagt Hilscher. Zum regionalen Engagement der rund 200 Mitgliedsinitiativen der Bewegung gehörten aber auch Themen wie Dorfläden, Mobilität oder erneuerbare Energien.
Günter Putzberg ist so einer, der seine Region nach vorne bringen will - aber nicht auf Kosten der Umwelt. Der Rentner ist Vorsitzender des Regionalvermarkters Lippequalität mit 140 Mitgliedsbetrieben. Im Angebot: Milchprodukte, Eier, Gemüse, Feinkostsalate, Blumen, sogar Brennholz - insgesamt 1000 Produkte aus der Region für die Region.
Nicht der Markt definiert die Region, sondern die Menschen: Die Region, das ist der Kreis Lippe und die Städte Bielefeld und Paderborn. Die Initiative hat klare Standards, etwa beim Fleisch: Kein gentechnisch verändertes Futter, keine Antibiotika-Prophylaxe, kurze Transportwege, kleine Betriebe. Insgesamt läuft das Geschäft so gut, dass der regionale Vermarkter an seine Grenzen stößt: „Wir brauchen neue Betriebe. Da wächst ein neuer Zweig heran, der totgeglaubt war“, sagt Putzberg. Auch wenn regional etwas teurer ist.
Wie die Direktvermarktung einen landwirtschaftlichen Betrieb verändern kann, erzählt Claudia Bonnie aus Aachen. Die Schwiegereltern hatten früher Salat als Monokultur angebaut, für den Großhandel. Die absolute Abhängigkeit. 1985 kam die Idee, selbst zu vermarkten. Eine typische Garagenstory. Der Hofladen ist mittlerweile groß und ansprechend, bietet Eier, Fleisch aus eigener Schlachtung, Gemüse aus eigenem Anbau, Obst, Getreide.
Die Bonnies haben sich mit Kollegen aus der Region zu einem Direktvermarkterkreis zusammengeschlossen. Was Bonnie nicht hat, kommt überwiegend von den Kollegen. „Wir wissen dann, wo es herkommt. Das wollen die Leute auch wissen.“
Lippequalität
Webseite der Regionalbewegung
Bonnies Hofladen
dpa
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