Aufgeben ist für Bankdrücker Gastón Sauro kein Thema

Messi, Lionel Messi – wer sich mit Gastón Sauro unterhält, kommt zwangsläufig irgendwann auf den besten Fussballer der Welt zu sprechen. Denn Sauro und Messi sind beide in der argentinischen Millionenstadt Rosario aufgewachsen und sich beim Nachwuchs der Newell’s Old Boys über den Weg gelaufen. Sauro hat Messi oft zugeschaut und ist entzückt gewesen von den wundersamen Dingen, die der Knirps vollbracht hat. Und gleichwohl froh, wenn dieser dann endlich das Feld geräumt hat und der knapp drei Jahre jüngere Sauro mit seiner Mannschaft auf den Platz durfte.

«Natürlich war jedem, der ihn spielen sah, klar, dass Leo einmal ein ganz Grosser werden würde», sagt Sauro. Während Messi sich als 13-Jähriger zum FC Barcelona verabschiedete, erhielt Sauro drei Jahre später einen Platz im berühmten Internat der Boca Juniors. «Es war hart, als Teenager die Familie zu verlassen», sagt Sauro. Den Vater, einen Autoersatzteilhändler, die Mutter und die drei Brüder. «Aber klar, wenn Boca ruft …»

An der U17-WM in Südkorea

In Buenos Aires wurde Sauro intensiv auf eine spätere Profikarriere vorbereitet. Er spielte bei der WM in Südkorea für die argentinische U17 und arbeitete sich in Bocas Nachwuchs Stufe um Stufe hoch. Er debütierte als 19-Jähriger im April 2009 im Spiel gegen Estudiantes in der ersten Mannschaft und spielte in der Copa Libertadores zusammen mit dem grossen Roman Riquelme in der berühmten Bombonera mit ihrer einzigartigen Ambiance. «In diesem Stadion bekommst du unweigerlich eine Gänsehaut», sagt Sauro. Der Durchbruch zum Titular gelang ihm indes nicht. «Ich kam nicht an den etablierten Cracks vorbei», sagt Sauro. Stolz darauf, das begehrteste Trikot von ganz Argentinien getragen zu haben, ist er aber allemal. «Für Boca gibt es, genau wie für den FCB, nur eins: gewinnen. Um jeden Preis.»

Mit Vorschusslorbeeren empfangen worden

In dieser Beziehung hatte sich Sauro nicht umstellen müssen, als er im letzten Sommer nach 15 Spielen in Argentiniens erster Liga nach Basel kam. «Ich dachte, die Schweiz mit ihrer kompetitiven Liga sei ideal, um mich an den europäischen Fussball zu gewöhnen», sagt Sauro. Mit viel Vorschusslorbeeren war der 1,89 Meter grosse Innenverteidiger im St. Jakob-Park empfangen worden. Chefscout Ruedi Zbinden bescheinigte ihm gar grösseres Potenzial als Landsmann David Abraham. Dieser war beim FCB zu einem so starken Abwehrspieler gereift, dass er den Sprung nach Spanien und von dort zu Hoffenheim in die Bundesliga schaffte.

Beweis noch schuldig geblieben

Noch hat Sauro aber nicht bestätigen können, dass der FCB mit den rund 1,5 Millionen Franken, die ihm der italienisch-argentinische Doppelbürger – einer seiner Grossväter stammt aus Italien – wert gewesen ist, ins Schwarze getroffen hat. Unter Trainer Heiko Vogel noch Stammspieler und davon profitierend, dass der vom FC Wil gekommene Fabian Schär aufgrund der Olympischen Spiele für ein paar Wochen kein direkter Konkurrent auf einen Stammplatz war, isst Sauro seit der Ankunft von Murat Yakin Mitte Oktober letzten Jahres hartes Brot. «Ich weiss eigentlich nicht genau, warum», sagt der 23-Jährige.

Schwierig, den Rhythmus zu finden

Dabei hätte er nur die Zeitung lesen müssen. «Bei mir geht es um Trainingseindrücke, um Leistung. Gaston hat Rückstand – vom Taktischen her, von der Spielauslösung. Und ihm fehlt Spielpraxis. Bevor er zum FCB kam, wurde er nicht oft eingesetzt», hatte Yakin schon nach zwei Wochen erkannt. «Es stimmt schon, der Fussball in der Schweiz ist mehr von der Taktik geprägt als jener in meiner Heimat», sagt Sauro. «Aber es ist auch ausserordentlich schwierig, den Rhythmus zu finden, wenn man immer mal wieder während längerer Zeit draussen sitzt.»

Schliesslich ist er ja nicht vor der Ersatzbank der Boca Juniors nach Basel geflüchtet ist, um auch hier Bankdrücker zu sein. Sportdirektor Georg Heitz kann die Enttäuschung des Verteidigers verstehen, lobt ihn aber dafür, wie gut er damit umgehe und wie professionell er sich verhalte. Auch Heitz denkt, die mangelnde Spielpraxis in den letzten Jahren sei das Handicap von Sauro. Er erinnert aber daran, wie oft auch ein David Abraham in den ersten beiden Jahren beim FCB in der Kritik gestanden sei.

FCB hat mit Sauro noch nie verloren

Aufgeben mag Sauro, dessen Vertrag bis 2016 läuft, nicht. Zumal es ihm und seiner künftigen Frau Ayelén gut gefällt in Basel. Und beruflich gibt es ja durchaus einen Silberstreifen am Horizont. Yakin hat sich mit Sauros Leistung am Mittwoch beim Sieg im Cupspiel in Thun sehr zufrieden gezeigt und wird den Argentinier auch heute in Genf anstelle des gesperrten Fabian Schär nominieren. «Ich richte mich darauf ein, dass Servette sein Glück mit Kontern sucht», sagt der Gaucho. Mit Sauro hat der FCB in zehn Super-League-Partien noch nie verloren und im Cup immer gewonnen.

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