Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner wehrt sich gegen die …

Argentiniens Prsidentin Cristina Fernandez de Kirchner

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner wehrt sich gegen die Kritik des IWF

IWF-Chefin Lagarde droht mit der roten Karte - Argentiniens Präsidentin Kirchner ist empört. Der Streit zwischen beiden Frauen dreht sich um die offiziellen Inflations- und Konjunkturdaten des Landes. Argentinien könnte nun sogar aus dem Internationalen Währungsfonds fliegen.

Von Julio Segador, BR-Hörfunkstudio Buenos Aires

Dicke Freunde werden Argentinien und der Internationale Währungsfonds wohl nicht mehr. Als das südamerikanische Land vor elf Jahren in seine Staatspleite schlitterte, gaben die Politiker dem IWF eine Mitschuld an dem Default.

Lagarde zückte gelbe Karte

Nun stehen sich Argentinien und der IWF erneut wenig freundschaftlich gegenüber, was auch mit undiplomatischen Äußerungen seiner Direktorin zusammenhängt. Argentinien habe noch drei Monate Zeit, die rote Karte zu vermeiden, erklärte Christine Lagarde. Bisher habe man nur die gelbe Karte gezückt, was sich aber schnell ändern könnte. Ein Vergleich aus dem Fußball, der Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner zur Weißglut brachte: "Mein Land ist keine Fußballmannschaft. Es ist eine souveräne Nation, die eigenständige Entscheidungen trifft, auf die auch kein Druck ausgeübt und der nicht gedroht werden kann".

Argentinien geht juristisch gegen private Meinungsinstitute vor

Hintergrund für die Kritik des IWF sind die Inflations- und Konjunkturdaten, die Argentinien weitergibt. Nach Ansicht des Fonds sind diese Daten wenig verlässlich. Die nationale argentinische Statistikbehörde Indec meldete zuletzt eine Teuerungsrate von knapp zehn Prozent. Nichtstaatliche, unabhängige Institute und auch die Opposition sehen die Teuerung im Land dagegen wesentlich drastischer und berufen sich vor allem auf die Lebenswirklichkeit im Land. Zuletzt wurden bei Tarif-Auseinandersetzungen die Löhne um fast 30 Prozent angehoben. Argentiniens Präsidentin Kirchner lässt das nicht gelten und geht gegen einige der Institute juristisch vor.

Der IWF habe sich, so ein Vorwurf von Kirchner, an den Mitteilungen der privaten Meinungsinstitute orientiert, die eine jährliche Inflation zwischen 20 und 24 Prozent festmachen. Keines dieser Beratungsunternehmen könne jedoch seine wissenschaftlich-statistischen Instrumente ausreichend belegen, mit denen besagte Inflationsdaten erhoben worden sind. "Es gibt Gesetze, die klar sagen: Wer Konjunkturdaten veröffentlicht, der muss wissenschaftliche Methoden zugrunde legen", erklärt die argentinische Präsidentin. Aus diesem Grund müssen sich die verantwortlichen Meinungsinstitute inzwischen vor Gericht verantworten.

Kirchner: Opposition steckt hinter der Kritik

Für Kirchner ist die Kritik aus Washington nur ein Ausfluss übler Ränkespiele der landeseigenen Opposition. Sie hält mit ihren Daten dagegen, die ganz anders aussehen. "Wie hätte eigentlich 2010 die argentinische Wirtschaft um 9,2 Prozentpunkte wachsen können, oder um 8,9 Punkte im vergangenen Jahr? Wie haben wir 2011 einen Handelsüberschuss von mehr als zehn Milliarden US-Dollar erzielt? Wenn die Inflationsdaten wirklich bei 25 oder 26 Prozent liegen würde, wäre uns das Land doch längst um die Ohren geflogen", meint Kirchner.

Argentinien hat drei Monate, um IWF überzeugen

Argentinien hat nun knapp drei Monate Zeit, den IWF davon zu überzeugen, dass die eigenen Daten verlässlich sind. Andernfalls könnte das südamerikanische Land den Zugang zu Krediten verlieren - was seit der Staatspleite 2001 ohnehin nur unter Schwierigkeiten möglich ist - und sein Stimmrecht im Gremium verlieren. Schlimmstenfalls könnte das Land sogar aus dem IWF ausgeschlossen werden, was aber wenig wahrscheinlich ist. Finanzfachleute glauben vielmehr, dass Argentinien nun im Stillen mit Hilfe des IWF einen neuen Index für die Verbraucherpreise konstruiert, der den Anforderungen des IWF genügt. Das Spiel, in dem IWF-Chefin Lagarde schon die ersten Karten zückt, wird vermutlich noch lange nicht abgepfiffen

Leave a Reply