Argentiniens Bauern könnten nun losschlagen

Dies nachdem der Wahlsieg am letzten Sonntag von Mauricio Macri Vorbote für die Beendigung von Strafsteuern auf Exporte und von staatlichen Regulierungen sein dürfte.

Die Landwirte in Argentinien verfügen über Erntevorräte im Wert von schätzungsweise 8 Mrd. Dollar, die verschifft werden können, sobald die Ausfuhrzölle -- wie von Macri versprochen -- abgebaut oder verringert werden, sagten fünf Landwirte, Analysten und Exporteure nach der Wahl. Macri hatte auch versprochen, die Devisenkontrollen aufzuheben, wenn er am 10. Dezember das Amt des Präsidenten übernimmt. Der Schritt könnte Investoren zufolge beim Peso zu einer Abwertung von bis zu 35 Prozent führen, was den Verkauf von Agrargütern ins Ausland zusätzlich stützen würde.

"Ich kann es kaum abwarten, meine Vorräte an den Hafen zu schicken”, sagte Dante Garcia, ein Landwirt in der Stadt Carlos Tejedor, 428 Kilometer westlich von Buenos Aires, telefonisch vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses. “Der Freiraum ist gekommen, die jahrelangen staatlichen Eingriffe am Markt zu beenden, die für uns verheerend waren.”

Die Landwirte haben etwa 8 Mrd. Dollar an Sojabohnen auf Lager, erklärte Leonardo Sarquis, einer der Landwirtschaftsberater von Macri. Sie horten bis zu 22 Millionen metrische Tonnen des Rohstoffs, was nach Aussage von Miguel Bein, dem wichtigsten Wirtschaftsberater des bei der Stichwahl gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Daniel Scioli, etwa einem Drittel der Rekordernte aus der letzten Saison entspricht. Die Sojabohnen-Terminkontrakte am Chicago Board of Trade brachen am Montag auf 8,45 1/4 Dollar je Bushel ein und erreichten damit den niedrigsten Stand seit März 2009.

Argentiniens Landwirte haben aus Protest gegen die Steuern und das umständliche Verfahren zum Erhalt einer Ausfuhrgenehmigung einen Teil ihrer Ernteerträge zurückgehalten. Das Land hat im bisherigen Jahresverlauf Getreide und Ölsaat im Volumen von 17,6 Mrd. Dollar ins Ausland geliefert, was laut Daten des Exporteur-Konsortiums der niedrigste Wert für diesen Zeitraum seit 2009 war.

Silolagerung der Ernte

"Die Bauern haben ihre Ernte seit 2014 in Silosäcken gehortet, als die letzte Entwertung stattfand, um auf diese Weise ihr Kapital zu schützen", erklärte Gustavo Lopez, Agraranalyst von Agritrend. "Da der Peso immer durch eine Inflationsrate von mehr als 20 Prozent bedroht wird, sind Getreide und Sojabohnen zu einer Währung für sie geworden und werden nur verkauft, wenn Kapital benötigt wird."

Argentinien hatte im Januar 2014 die Landeswährung innerhalb von zwei Tagen um 17 Prozent abgewertet, um die Landwirte zum Verkauf ihrer Ernte zu bewegen. Die argentinischen Landwirte lagern ihr Getreide, um sich gegen die Inflation abzusichern. Sie werden von Exporteuren wie Bunge Ltd. und Cargill in Pesos auf Basis des Gegenwerts in Dollar bezahlt. Eine weitere Abwertung bedeutet, dass die Landwirte für ihren Ernteertrag in Dollar bewertet mehr Pesos erhalten würden.

Die Weizensteuer wurde 2006 vom damaligen Präsidenten Nestor Kirchner eingeführt. Seine Nachfolgerin und Ehefrau Cristina Fernandez de Kirchner hatte den Druck auf die Landwirte erhöht, indem die Abgaben für Weizen und Mais auf 23 Prozent beziehungsweise 25 Prozent angehoben wurden. Die Soja-Steuer wurde mit 35 Prozent sogar noch höher angesetzt. Darauf folgten Beschränkungen für Exportgenehmigungen.

Wir hoffen, dass die neue Regierung die Hürden für den freien Handel aus dem Weg räumt", erklärte Alberto Rodriguez, Präsident der Exporteursgruppe CIARA-CEC in einer Mitteilung.

Wechsel auf nicht regulierte Kulturen

Seit 2007 haben viele Landwirte auf nicht regulierte Kulturen wie Gerste gewechselt, um die Steuern zu vermeiden. Die 2015/16er Weizenernte, die derzeit eingebracht wird, dürfte nach Angaben der größten Getreidebörse des Landes so gering ausfallen wie seit drei Jahren nicht mehr.

In dieser Saison haben die Bauern 3,7 Millionen Hektar Weizen angepflanzt, was nach Angaben des Instituts INAI 31 Prozent weniger sind als im Durchschnitt der Jahre vor Einführung der Steuern. Die verlorenen Weizenanbauflächen dürften schnell wieder zurückerlangt werden, meint Chefanalyst Esteban Copati von der Buenos Aires Grain Exchange.

"Ich kann mir vorstellen, dass die Landwirte eine Ernte nahe des argentinischen Rekords von 16 Millionen metrischen Tonnen erzielen werden, wenn Macri seine Versprechen hält”, sagte er im Telefoninterview.

(Bloomberg)

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