Argentinien: Messi als Hoffnungsträger

Bis zum Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien dauert es noch genau 10 Tage. sport.ch nimmt die 32 Teilnehmer unter die Lupe: Was sind die Stärken, Schwächen, Stars und Chancen der Teams? Heute im Fokus: Argentinien - Messi als Hoffnungsträger.

Argentinien: Die Eckdaten

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Gründung: 1902

WM-Teilnahmen: 19

FIFA-Rangliste: 3.

Erfolge: 2x Weltmeister (1978, 1986), 14x Copa America (zuletzt 1993), 2x Olympisches Gold (2004, 2008) und Confederations-Cup-Sieger (1992)

WM 2010: Aus im Viertelfinale (gegen Deutschland)

Spitzname: Albiceleste, Gauchos

Trainer: Alejandro Sabella

Rekordspieler und -torschütze: Javier Zanetti (145) und Gabriel Batistuta (56)

Qualifikation: Spaziergang ohne Erzrivale

Da Gastgeber Brasilien direkt für die Weltmeisterschaft qualifiziert war, fehlte den Gauchos in der Südamerika-Quali der traditionelle Hauptkonkurrent um den ersten Platz. Die Argentinier marschierten dementsprechend locker und mit der besten Offensive zum Gruppensieg und der direkten Quali. Die Niederlagen gegen Venezuela (0:1) und Uruguay (2:3) dürfen als kleine Ausrutscher ohne Folgen angesehen werden.

Stärken: 

Starke Offensive: Die Argentinier stellten in der Quali die beste Offensive und Nati-Coach Sabella kann es sich gar leisten, Spieler wie Carlos Tevez, Erik Lamela und Javier Pastore nicht zu berücksichtigen. Trotzdem stellen die Gauchos mit Sergio Agüero (28 Saisontore), Angel Di Maria (11 und 18 Assists), Rodrigo Palacio (19), Ezequiel Lavezzi (12), Gonzalo Higuain (24) und Superstar Lionel Messi (41) eine beeindruckende Offensiv-Abteilung. 

Hunger auf Titel: Die Albiceleste wartet seit 1993 auf einen grossen Titel. Nach 28 Jahren will man endlich wieder nach dem wichtigsten Pokal im Fussballsport überhaupt greifen. Die Gauchos werden also bestimmt mit grossem Hunger nach Erfolg ins Nachbarland Brasilien reisen. Dass man dem ewigen südamerikanischen Erzrivalen den Titel vor der Nase wegschnappen könnte, motiviert die argentinische Nationalmannschaft umso mehr.

Schwächen: 

Messi-Abhängigkeit: Wie es beim letzten Weltmeistertitel Diego Armando Maradona war, ist Lionel Messi auch an diesem Turnier einmal mehr der argentinische Hoffnungsträger. Die ganze Last liegt auf den Schultern des 26-Jährigen Ausnahmekönners und Nati-Kapitäns. Der Druck auf Messi wird dadurch gesteigert, dass ihm viele Argentinier vorwerfen, er kümmere sich nur um den FC Barcelona und gebe in der Albiceleste nicht den selben Einsatz. Es kommt noch hinzu, dass der Zauberfloh eine schwierige Saison hinter sich hat. Zahlreiche Verletzungen und eine titellose Saison mit Barça zeugen nicht gerade von einer Topform. Dies könnte für das Team von Sabella zum Verhängnis werden, da man doch hauptsächlich vom vierfachen Weltfussballer abhängig ist. Ob er in Brasilien seine Spielzeit doch noch retten kann? Damit würde es Leo in der Fussballgeschichte wohl auch definitiv mindestens auf die gleiche Stufe wie Maradona schaffen.

Schwache Defensive: So beeindruckend die Gaucho-Offensive ist, umso schwächer scheint dagegen die defensive Abteilung. In der Quali zeigte sich oftmals, dass das Team von Sabella noch auf der Suche nach dem optimalen Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive ist. Die Balleroberer Mascherano und Banega schaffen es nicht immer, die vier Offensiv-Kräfte zu tragen. Auch Goalie Romero kann nicht als die Konstanz in Person beschrieben werden. Der 27-Jährige ist an einem guten Tag des Besten fähig, genau wie er an einem schlechten Tag masslos enttäuschen kann.

Der Star: Lionel Messi

Trotz schwieriger Saison bleibt Messi der absolute Superstar der Albiceleste. "La pulga" erzielte in der vergangenen Spielzeit 41 Tore und 15 Assist - dies kann wohl nicht jeder Offensiv-Mann in einer Krisensaison aufweisen. Wenn der vierfache Weltfussballer die Probleme der vergangenen Spiele hinter sich lässt und mit dem Druck seiner Nation umgehen kann, dürfte er die Gauchos mächtig nach vorne treiben. Für die Argentinier bleibt zu hoffen, dass das Erbe von Maradona nicht zu schwer auf dem Zauberfloh lastet.

Der aufgehende Stern: Angel Di Maria

Angel Di Maria zeigte bei Real Madrid eine wahnsinnig starke Saison und ist einer der Hauptgründe, für die endliche Eroberung der "Decima". Der 26-Jährige hat unter Carlo Ancelotti diese Saison seine Defensiv-Arbeiten verbessert. Zwar ist der Flügelflitzer im Verein schon lange arriviert, doch in der Nationalmannschaft wird er diesen Sommer der aufgehende Stern sein. Alle rechnen mit starken Leistungen von Messi, doch Di Maria wird ihn gebührend unterstützen.

Optimale Aufstellung

Sergio Romero - Pablo Zabaleta, Ezequiel Garay, Hugo Armando Campagnaro, Marcos Rojo - Javier Mascherano, Ever Banega - Sergio "Kun" Agüero, Lionel Messi, Angel Di Maria - Gonzalo Higuain.

Wie bereits beschrieben, sticht bei der Aufstellung der Albiceleste vor allem die Offensiv-Abteilung ins Auge. Superstar Messi kann auf die heftige Unterstützung von Weltstars wie Agüero, Di Maria und Higuain zählen. Ausserdem sitzen noch gefährliche Spieler wie Ezequiel Lavezzi und Rodrigo Palacio auf der Ersatzbank. Mascherano, der bei Barcelona als Innenverteidiger spielt, und Banega müssen der Offensive Rückendeckung geben. Hinten hat man sicher keine schlechten Spieler, wobei vor allem Garay von Benfica unter spezieller Beobachtung (Interesse mehrerer Grossklubs) steht. Doch Campagnaro und Co. sind meistens nicht fähig, mit den starken offensiven Leistungen ihrer Vorderleute mitzuhalten. Goalie Romero ist zudem sehr inkonstant und in jedem Spiel ein möglicher Risikofaktor.

Wissenswertes und Ungewöhnliches: Mano de Dios und Traumtor

Messi wird seit ungefähr seinem 7. Lebensjahr mit Maradona verglichen. Beide Spieler sind eher klein, technisch unheimlich stark. schnell, torsicher, Dominatoren ihrer Generation und natürlich argentinischer Nationalität. "Die Vergleiche schmeicheln mir sehr, aber ich bin ich und Diego ist Diego", meinte Messi gegenüber "ITV" zu den Gegenüberstellungen mit seinem Landsmann. Doch der Zauberfloh weist in seiner Karriere bereits zwei klare Parallelen zu Maradona auf. Der mittlerweile 53-Jährige erzielte 1986 ein legendäres Tor per Handspiel, das als "Mano de Dios" (Hand Gottes) in die Fussballgeschichte einging, im WM-Viertelfinale gegen England (2:1-Sieg der Gauchos). 2007 nahm auch Messi in einer beinahe identischen Situation im Derby gegen Espanyol Barcelona die Hand zur Hilfe, doch dieses Tor wurde annuliert und der 26-Jährige mit Gelb bestraft. Wenige Monate zuvor hatte "la pulga" gegen Getafe ein fantastisches Tor erzielt: Der Barça-Superstar schnappte sich im Mittelfeld den Ball und vernaschte beinahe die gesamte gegnerische Mannschaft, bevor er den Ball ins Tor schob. Der fantastische Treffer sorgte nicht nur aufgrund seiner Entstehung für mächtig Gesprächsstoff, sondern seiner Ähnlichkeit mit Maradonas zweitem Treffer gegen England an der WM 1986 (wurde zum schönsten Tor der WM-Geschichte gewählt). Sollte Messi mit Argentinien in Brasilien den lang ersehnten Titel holen, dürften die Vergleiche mit Maradona noch einmal neu starten.

Gruppenspiele und Prognose

Montag, 16. Juni 2014, 00:00 (Schweizer Zeit): Argentinien vs. Bosnien-Herzegowina

Samstag, 21. Juni 2014, 18:00: Argentinien vs. Iran

Mittwoch, 25. Juni 2014, 18:00: Nigeria vs. Argentinien

Prognose: Argentinien setzt sich in der Gruppenphase knapp vor Bosnien-Herzegowina durch und kann es dann mit dem Südamerika-Bonus bis ins Halbfinale schaffen, wo aber spätestens Schluss ist.

 

In dieser Rubrik bereits erschienen:

Gruppe A      Gruppe B         Gruppe C               Gruppe D          

Kamerun        Spanien           Kolumbien              England            

Kroatien         Niederlande    Griechenland         Costa Rica      

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