Argentinien gilt als «zahlungsunfähig»

Argentinien habe es bei einigen seiner Schuldtitel verpasst, rechtzeitig die Zinsen zu zahlen, begründete Fitch am späten Donnerstagabend die Entscheidung. Das südamerikanische Land konnte wegen eines Rechtsstreits mit US-Hedgefonds seine Staatsanleihen nicht mehr vollständig zurückzahlen. Auch die kanadische Agentur DBRS senkte ihre Bewertung auf "teilweisen Zahlungsausfall" ("Selective Default").

Zuvor hatte bereits SP, eine andere wichtige Ratingagentur, das Land vor diesem Hintergrund als "teilweisen Zahlungsausfall" eingestuft. Diesem Schritt wollte die dritte weltweit führende Agentur, Moody's, am Freitagmorgen nicht folgen. Moody' drohte zwar mit einer weiteren Abstufung, indem der Ausblick für argentinische Staatsanleihen auf "negativ" gesetzt wurde. Die Kreditbewertung für Anleihen, die nach ausländischem Recht begeben wurden, bleibt aber auf "Caa2", und damit mehrere Stufen über Zahlungsausfall.

Moody's erkennt in seiner Entscheidung zwar an, dass ein Zahlungsausfall eingetreten sei. Allerdings seien die zu erwartenden Verluste für Investoren mit hoher Wahrscheinlichkeit gering. Eine weitere Abstufung der Kreditbewertung werde erst dann erfolgen, wenn sich die wirtschaftliche und fiskalische Lage verschlechtere oder das Land seinen Schuldendienst über einen längeren Zeitraum nicht leisten könne.

1,5 Milliarden Dollar fehlen

Argentiniens Verhandlungen um einen Kompromiss mit US-Hedgefonds waren in der Nacht auf Donnerstag gescheitert. Das Land darf laut einem Gerichtsurteil einen Teil seiner Gläubiger nicht mehr auszahlen, solange nicht 1,5 Milliarden Dollar an Altschulden bei den New Yorker Hedgefonds NML Capital und Aurelius beglichen sind. Deshalb konnten Verbindlichkeiten bei anderen Investoren über rund 540 Millionen Dollar zuletzt nicht bedient werden.

Das südamerikanische Land war bereits 2001 zahlungsunfähig. Mit den meisten Gläubigern konnte sich Argentinien auf eine Umschuldung einigen: Die Gläubiger verzichteten auf einen Grossteil ihres Geldes. Ein kleiner Teil blieb aber hart und verlangte weiterhin den Nennwert der argentinischen Anleihen, die viele von ihnen nach der Staatspleite von 2001 billig aufgekauft hatten.

(AWP)

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