20 Minuten testet den «durchsichtigen Truck»

Am Dienstag stellte Samsung in Argentinien den Prototyp seines sogenannten Safety Truck vor. Dabei zeigen vier grosse LED-Bildschirme am Heck des Lastwagens das Geschehen vor dem LKW. Der Effekt: Der Autofahrer hinter dem Laster hat den vollen Überblick über die Verkehrslage und muss zum Überholen nicht mehr aus der Spur ausscheren. 20 Minuten war zu einer Probefahrt im «durchsichtigen LKW» eingeladen.

Für die Testfahrt stehen auf der Motorsportrennstrecke in La Plata ein Lastwagen und drei Autos zur Verfügung. Die Fahrten sind säuberlich choreografiert: Auto Nummer 1 spielt das überholende Auto, das hinter dem Truck fährt. Auto Nummer 2 übernimmt die Rolle des Wagens auf der Gegenfahrbahn.

«Seid ihr alle bereit?»

Auf der ersten Rundfahrt sitze ich in Auto Nummer 1, direkt hinter dem Truck. «Hallo, alle bereit?», tönt es aus dem Walkie-Talkie des Fahrers. Sobald alle Beteiligten ihr Ok gegeben haben, geht es los. Langsam fahren wir hinter dem Camion her. Es ist 18 Uhr, die Sonne blendet noch stark, bald ist Sonnenuntergang. Dennoch ist das Bild auf dem Bildschirm klar. Nach wenigen Sekunden taucht Auto Nummer 2 plötzlich auf dem Monitor des LKWs auf. Dann geht alles sehr schnell. Kaum verschwindet das Auto vom Bild, fährt es auch schon an uns vorbei. Jetzt startet unser Chauffeur gefahrlos das Überholmanöver. Die erste Runde ist damit beendet.

Bei der zweiten Rundfahrt sitze ich im Truck. Was die Testsituation angeht, ist das völlig unspannend, denn der LKW-Fahrer sieht in der Kabine nicht, was er hinten am Heck ausstrahlt. Kurz nachdem uns Auto Nummer 2 entgegenkommt, werden wir von Auto 1 überholt, und das wars. «Sobald ihr fertig seid, kommt wieder zur Startposition, um Fotos zu machen. Danke, alles wunderbar», tönt es aus dem Walkie-Talkie.

Fazit: Die Erfahrung ist lässig, aber ...

Die Probefahrt war beeindruckend. Trotzdem bleibt das Produkt gewohnheitsbedürftig. Alles hängt davon ab, wie weit man der Technologie traut. Ich bin jemand, der auch bei grünem Licht nicht einfach über die Strasse läuft. Ich schaue immer zuerst links und rechts. Und so gehts mir auch mit dem Safety Truck. Ich traue zwar dem Bild am Heck des Lasters vor mir – doch überholen, ohne zuerst sichergestellt zu haben, dass tatsächlich keiner auf der Gegenfahrspur kommt, würde ich wohl kaum.

Das war aber auch nie Samsungs Anspruch: «Das Bild soll dem Autofahrer im entscheidenden Moment helfen, die Verkehrslage richtig zu beurteilen», heisst es in der Projektbeschreibung.

Und wer bezahlt das alles?

Am Schluss des Events habe ich noch eine brennende Frage: Wer zahlt für sowas? Die Kosten für Monitore, Kameras und Software gehen zulasten des LKW-Besitzers, den Nutzen hat aber nur der Autofahrer, der hinter ihm fährt. Ich frage den CEO von Samsung in Argentinien, Sang Jik Lee, der an der Piste steht und die Testfahrten beobachtet.

«Wir sind dabei, das Thema Kosten mit den Versicherungsgesellschaften auszuhandeln», sagt er. Wer einen solchen Service anbietet, solle auch weniger Versicherungsprämie zahlen müssen, lautet sein Argument. So könne es sich für eine Logistikfirma lohnen, das Samsung-Produkt zu installieren.

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