Der Argentinier setzte sich bei der glamourösen FIFA-Wahl in Zürich wie erwartet gegen Cristiano Ronaldo von Real Madrid und seinen Vereinskollegen Andres Iniesta durch. Mit dem nächsten Gewinn des Ballon d'Or überholte der 25-Jährige die Dreifachsieger Sieger Ronaldo (1996, 1997, 2002) und Zinedine Zidane (1998, 2000, 2003).
In einer grauen Kapuzenstrickjacke hatte Messi am Nachmittag bei einer FIFA-Pressekonferenz noch Kinderfragen beantwortet. «Wichtig war für mich immer, dass ich mit dem Ball spielen wollte», berichtete er aus seiner Jugend. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. In seiner kleingepunkteten Abendrobe samt Fliege wirkte der Fußball-Wirbelwind auf der FIFA-Bühne auch bei seiner x-ten Zürich-Visite immer noch ein bisschen deplatziert. «Ich bin sehr nervös», gestand er in seiner Dankesrede. Ganz anders sah das im Jahr 2012 auf dem Platz aus.
Wie 2010 holte Messi die begehrte Auszeichnung ohne den Gewinn eines internationalen Titels mit Barca oder Argentinien. Seine persönlichen Leistungen waren stark genug. Die Rekordmarke von 91 Toren für seinen Verein im Kalenderjahr und 14 Tore in der Champions-League-Saison 2011/2012 legitimieren ihn zweifelsfrei als besten Fußballer des Planeten. «Ich glaube nicht, dass es mein bestes Jahr war», sagte Messi kurz vor der Gala im Kongresshaus am Zürichsee. «Es ist ein Jahr, in dem wir viel geleistet haben, es ist ein weiteres erfolgreiches Jahr», sagte er.
Mit seinem Club schied er im Halbfinale der Champions League gegen den späteren Sieger FC Chelsea aus. In der spanischen Liga musste man Real Madrid den Vortritt lassen, es blieb nur der spanische Pokalsieg - aber egal: Messi ist für die wahlberechtigten Journalisten, Nationaltrainer, und -kapitäne der unbestrittene Regent der Fußballwelt.
Und nicht nur für die: «Wenn einer annähernd 100 Tore in einem Jahr schießt, kann es keine zwei Meinungen über den Weltfußballer geben», sagte Gerd Müller am Montag im Bayern-Traininglager in Doha. Messi hatte dem «Bomber der Nation» den Tore-Jahresrekord im Dezember mit seiner magischen Quote entrissen.
Für Cristiano Ronaldo blieb wieder nur die ungeliebte Rolle des Gratulanten. So gerne hätte der Portugiese selbst den mächtigen Goldball zum zweiten Mal nach 2008 in Empfang genommen. «Ich kann mit gutem Gewissen weiterleben, mit und ohne Titel», hatte er schon vor der Zeremonie gesagt, wohlwissend, dass an Messi wieder kein Weg vorbeiführt. Kollegial akzeptierte Iniesta die Entscheidung. Spaniens Europameister hatte als einziger der drei Finalkandidaten 2012 einen internationalen Titel geschafft, doch maßgeblich war wieder einmal die individuelle Brillanz von Lionel Messi.
Bei den Frauen setzte sich Abby Wambach aus den USA als beste Spielerin gegen ihre Teamkollegin Alex Morgan und die Brasilianerin Marta durch. Vicente del Bosque wurde zum Fußball-Welttrainer des Jahres 2012 gewählt. Der Coach der spanischen Nationalmannschaft setzte sich in der Abstimmung des Weltverbandes FIFA gegen Jose Mourinho von Real Madrid und den früheren Coach des FC Barcelona, Josep Guardiola, durch. Die Auszeichnung als beste Trainerin eines Frauenteams bekam Pia Sundhage. Die Schwedin führte die Auswahl der USA bei den Olympischen Spielen in London zum Gewinn der Goldmedaille.
Franz Beckenbauer bekam den FIFA Presidential Award. Ansonsten war die deutsche Fußball-Prominenz in Zürich nur Zuschauer. Die für die Weltauswahl nominierten Nationalspieler Manuel Neuer, Philipp Lahm, Mats Hummels, Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil und Mario Gomez schafften nicht den Sprung in das illustre Ensemble. Alle elf gewählten Akteure der Weltauswahl spielen in Spanien, sechs davon für das spanische Nationalteam.