Zahlreiche Ertrunkene in La Plata

Einen Tag nach dem schweren Unwetter in der argentinischen Hauptstadt, das acht Todesopfer forderte, ist am frühen Mittwoch auch der Hauptort der Provinz Buenos Aires, La Plata, von extremen Regenfällen heimgesucht worden. Diese fielen noch stärker aus als in Buenos Aires. Die Angaben über die genaue Niederschlagsmenge sind widersprüchlich. Die Provinzregierung spricht von 400 Millimetern innert sieben Stunden, der meteorologische Dienst von 181 Millimetern. Auch das Letztere wäre ein historischer Rekord für La Plata. Im Durchschnitt fallen dort zu dieser Jahreszeit während der drei Herbstmonate insgesamt 290 Millimeter Regen.

Riesige Wassermengen

Die enorme Niederschlagsmenge führte dazu, dass die meisten Strassen von La Plata überschwemmt wurden. Das Wasser stand bis zu eineinhalb Meter hoch. «Das ist eine noch nie da gewesene Tragödie. So etwas haben wir hier noch nie gesehen», erklärte Daniel Scioli, der Gouverneur der Provinz Buenos Aires. «Die Leute wurden auf die schlimmste Art überrascht. Einige hatten nicht genügend Zeit, um der tödlichen Falle zu entkommen, wegen der riesigen Wassermengen, die in so kurzer Zeit fielen.» Scioli spielte dabei darauf an, dass zahlreiche Personen vor den Wassermassen nicht rechtzeitig fliehen konnten und von diesen fortgespült wurden und ertranken.

Die wahren Folgen des schweren Unwetters wurden denn auch erst im Laufe des Mittwochs sichtbar, als das Wasser in den Strassen zurückging und die Körper der Ertrunkenen freigab. Während des ganzen Mittwochs mussten Einwohner, welche wegen der Wassermassen in Häusern und auf Bäumen gefangen waren, mit Helikoptern und Gummibooten gerettet werden. Bis Donnerstagmorgen wurden insgesamt 49 Todesopfer gezählt. Noch rund 20 Personen wurden zudem vermisst. Die Hälfte der 2500 Evakuierten waren zu diesem Zeitpunkt in ihre Häuser zurückgekehrt. In La Plata und den Vororten leben etwa 900 000 Menschen.

Die materiellen Verluste sind ebenfalls gross. Viele Einwohner verloren einen grossen Teil ihrer Wohnungseinrichtungen und ihres persönlichen Besitzes, nachdem das Wasser in die Häuser eingedrungen war und dort teilweise mehr als einen Meter hoch stand. Die Regierung hat finanzielle Unterstützung angekündigt und eine spezielle Kreditlinie für die Unwettergeschädigten versprochen. Erfahrungsgemäss ist es für viele Betroffene aber oft schwierig, an solche finanzielle Hilfe heranzukommen.

Besuch der Präsidentin

Selbst Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, die sonst nicht dafür bekannt ist, dass sie sich persönlich an Katastrophenorten zeigt, stattete La Plata am Mittwochnachmittag mit dem Helikopter einen Besuch ab. Sie sprach mit ein paar Opfern im besonders stark betroffenen Stadtteil Tolosa, wo sie aufgewachsen ist und wo noch immer ihre Mutter wohnt. Anschliessend traf sie sich zum Koordinieren der Hilfe mit Gouverneur Scioli und rief drei Tage nationale Trauer aus.

Von verschiedenen Stellen in der Stadt wurden Angriffe von Plünderern auf Supermärkte und Privathäuser gemeldet. Polizeikräfte waren dabei offenbar nicht anwesend oder griffen nicht ein. In der Nacht auf Donnerstag errichteten Anwohner an einigen Stellen Strassensperren, um Plünderer abzuhalten. Die Präsidentin versprach, die Polizeipräsenz zu erhöhen.

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