Wunder gibt es nicht- Die Verschwundenen von Mercedes-Benz

Die in Argentinien lebende Journalistin Gaby Weber zeigt in ihrem Dokumentarfilm, der im Jahre 2003 entstand- und jetzt in einer aktualisierten Fassung vorliegt, wie während der Militärdiktatur Gewerkschafter von “Mercedes Benz Argentina” nachts aus ihren Wohnungen entführt, in Folterzentren verschleppt und ermordet wurden- und wie sie die Überlebenden gefunden hat.

Es berichten die Opfer und die Manager, darunter der Folterer und Kindesräuber Rubén Lavallén, Sicherheitschef bei Mercedes. Die Firma hat medizinische Geräte für Frühgeburten an das Militärhospital Campo de Mayo geliefert.

Mord und Sabotage waren an der Tagesordnung

Dort mussten schwangere Gefangene ihre Kinder zur Welt bringen, bevor sie ermordet wurden. Der Produktionschef, Juan Ronaldo Tasselkraut, erinnert sich, dass die Produktivität wegen Sabotage auf 30 Prozent gefallen war, bis sie normalisiert werden konnte.

Ob ein Zusammenhang mit den Morden an den Betriebsräten bestand? „Wunder gibt es nicht, Euer Ehren”, so seine Antwort. Der Film berichtet auch über die Bemühungen, die Täter vor Gericht zu bringen.

Die spanische Version des Films wurde zur besten Sendezeit in mehreren südamerikanischen Kanälen gezeigt. Er ist Beweismittel im US-Verfahren gegen die Daimler AG. Er wurde im argentinischen Parlament vorgeführt und soll zum “nationalen Interesse” erklärt werden.

Ein unappetitlich Skandal in der Medienwelt- Reicht der lange Arm vom Automobilhersteller Mercedes bis in den WDR?

Markus Kompa schreibt darüber in seinem Blog:

[...]Doch die Geschichte, die der Konzern nun im vierten Jahrzehnt u.a. durch seine Anwälte dreist zu vertuschen versucht, scheint noch sehr viel unappetitlicher zu sein. Gaby Webers Recherche haben zu einer noch andauernden juristischen Aufarbeitung geführt, gegen die sich der Konzern wehrt. Und es hat den hässlichen Anschein, dass der Arm des Stuttgarter Konzerns bis in den WDR reicht – andernfalls müsste man dem WDR Unfähigkeit unterstellen.

Am 2.12.2013 in der ARD ausgestrahlten “Dokumentation” war von diesem himmelschreienden Skandal jedoch keine Rede. Auch andere wesentliche Teile der Geschichte fehlen oder sind irreführend. Man lässt den Apologeten Prof. Tomuschat die Komplizenschaft der Firma mit dem Folterer Lavallen als „eine ganz unglückliche Entscheidung“ verharmlosen.

Bei der WDR-Doku handelte es sich um eine erstaunlich schwache Nacherzählung der Recherche von Gaby Weber, deren eigener Film zuvor abgelehnt wurde. Der eigentliche Skandal aber ist, dass der WDR mit der Doku die Firma TV Schönfilm beauftragte, die einen “kleinen” Interessenkonflikt hat: Die Schönfilmer arbeiteten auch für Mercedes Benz.

Sehen Sie sich Gaby Webers Dokumentation hier an.

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