WTCC – "Pechito" Lopez – der unerwartete Weltmeister

Er kann mit Sicherheit als der unerwartete WTCC Champion 2014 beschrieben werden. In seiner ersten vollen WTCC Saison hat der 31-Jährige aus Río Tercero alle überrascht.

Zu Beginn der Saison - der ersten für Citroën in der WTCC - hätten wohl nur sehr wenige vorhergesagt, dass der Junge aus der abgelegenen Provinz am Ende der Welt seine weltberühmten Teamkollegen Yvan Muller, der "König der WTCC", und Rallye-Legende Sébastien Loeb geschlagen haben würde.

Pechito war Motorsportexperten nicht unbekannt. In Europa hatte er eine gute Karriere in Monopostos, gewann Titel in der Italienischen Formel Renault 2000 im Jahre 2002 und dem Formel Renault V6 Eurocup im Jahre 2003, zudem gewann er auch ein Rennen in der GP2. Das hat ihm die Tür zum Renault-Entwicklungsprogramm und zu einer Testrolle in der Formel 1 geöffnet.

F1-Traum bricht zusammen

In diesen Jahren waren einige seiner Rivalen Leute wie Lewis Hamilton und Robert Kubica, die ihn als «schnellen und harten Konkurrenten und guten Typ zum Abhängen» beschrieben. López' Traum von der Formel 1 schien sich im Winter vor der Saison 2010 zu materialisieren, als er beim brandneuen Team US F1 unterschrieb, doch die Finanzen des Rennstalls brachen auseinander, noch bevor man das erste Mal auf die Strecke ging.

Es sah wie das Ende von Pechitos internationaler Karriere aus. Er ging zurück nach Argentinien und zu den Tourenwagen, wo er 2012 einen weiteren TC2000-Titel erlangen konnte, den er zu denen von 2008 und 2009 und dem vom Top Race V6 2009 hinzupackte.

Doch eine letzte Chance kam 2013, als er als Gaststarter beim ersten WTCC Rennen in Argentinien eingeladen wurde - und er ergriff sie wie ein jagender Kondor. Am Steuer eines Wiechers-Sport BMW 320 TC gewann er eines der beiden Rennen in Termas de Río Hondo und wurde von Citroën bemerkt, die einige neue Gesichter für ihr Fahrer-Line-Up für die bevorstehende WTCC-Kampagne rekrutieren wollten. Der Rest ist Geschichte - oder vielleicht sogar ein Märchen.

Lob von Fahrern und Experten

Als schneller und harter Fahrer auf der Strecke, guter Stratege und harter Arbeiter hat José María López der Meisterschaft 2014 seinen Stempel aufgedrückt, wie einige Kommentare beweisen, die wir im Fahrerlager gesammelt haben.

Tiago Monteiro, Castrol Honda Fahrer: «Wie sie in Frankreich sagen: 'Chapeau!' Man kann vor so einem Erfolg nur den Hut ziehen und sich verbeugen. Was López in seiner ersten kompletten WTCC-Saison erreicht hat, wo er in einem komplett neuen Umfeld arbeiten musste und die meisten Strecken nicht kannte, ist einfach beeindruckend. Man muss echte Spitzenklasse sein, wenn man kommt und einfach alle schlägt - inklusive dem König der Kategorie, Yvan. Natürlich wussten wir, dass Pechito schnell und gut ist - und ich kenne ihn persönlich, seit wir gegeneinander in den Juniorformelserien gefahren sind und gemeinsam im Fahrerprogramm von Renault waren - aber dennoch hätte ich niemals so einen Erfolg vorhergesehen. Ich glaube, dass die Erfahrung und das Know-how von den argentinischen Tourenwagen hilfreich waren, um ihn so schnell auf Topniveau zu bringen.»

Tom Coronel, ROAL Motorsport Fahrer: «Ich muss einer der wenigen sein, die vorhergesagt haben, dass er den Titel gewinnen würde. Ich habe es vor dem Start des ersten Rennens gesagt! Ich bin lange genug im Motorsport unterwegs, um solche Dinge einschätzen zu können und selbst mit meiner Frau auf ihn zu wetten. Warum? Einfach weil er der Underdog war: der schnelle und starke Kerl aus dem Nirgendwo, ohne Druck und Historie in der WTCC, ein Nicht-Franzose in einem französischen Team. Er hat mit einem weißen Blatt Papier begonnen, alles richtig gemacht und sich aufgedrängt. Er hat den Speed und die richtige Einstellung eines jungen und hungrigen Piloten. Der perfekte Mix. Natürlich hat es funktioniert, weil er in einem sehr professionellen und konkurrenzfähigen Team war, aber... gut gemacht! Man darf auch nicht vergessen, dass er viele Jahre lang 45 Wochenenden pro Saison in sehr starken und umkämpften Tourenwagenserien, wie der in Argentinien, in Autos mit ähnlicher Leistung und ähnlichen Aeropaketen gefahren ist. Da hat er etwas gelernt, schätze ich...»

Norbert Michelisz, Zengö Motorsport Fahrer: «Ich gratuliere López herzlich, weil es wirklich beeindruckend ist, was er in diesem Jahr erreicht hat. Ich denke, er hat das Niveau in der WTCC einen Schritt nach vorne gebracht. Ich habe großen Respekt vor ihm, er ist so schnell und so gut, und gleichzeitig ist er so ein umgänglicher Typ. Er hat den Titel komplett verdient. Mich hat am meisten beeindruckt, dass er so ein kompletter Fahrer ist, und die Art, wie er sein Rennen managt - wie konstant und effektiv er ist. Das ist etwas, das ich sofort bemerkt habe, weil es für seinen Fahrstil und seine generelle Einstellung so wesentlich scheint. Ich habe ihn zum ersten Mal im Februar während einer gemeinsamen Testsession fahren sehen und zu mir gesagt: Das ist der Typ, den es in diesem Jahr zu schlagen gilt.»

Xavier Mestelan-Pinon, Technischer Direktor Citroën Racing: «Zuerst muss man über Pechito sagen, dass er ein harter Arbeiter und ein absoluter Topprofi ist. Er hat uns von Beginn an mit seiner Fähigkeit beeindruckt, wie er mit den Ingenieuren arbeitet, sehr detailliertes Feedback gibt und technische Daten perfekt interpretiert. Er geht bei der Rennvorbereitung, dem Studieren von Daten und Material und dem Training im Simulator sehr akribisch vor. Und auch wenn er ein extrem netter Mensch sein mag, so ist er sehr fordernd mit sich selbst und dem Team, wenn es um Arbeit geht. Als zweites möchte ich seinen Fahrstil herausstellen, der immer am Limit ist. Er testet die Grenzen eines Autos aus. In allen Daten und Onboard-Aufnahmen kann man sehen, dass er den C-Elysée wie einen Formel-1-Boliden fährt und von Unter- zu Übersteuern wechselt. Und drittens ist er extrem schnell beim Finden der Toppace, er nimmt immer ein wenig Extrarisiko mit, wenn es nötig ist. Er hat Mut und ist extrem effektiv. Man muss nur sehen, wie schnell er in jedem Rennen 2 durch das Feld pflügt oder wie präzise er beim Überholen ist. Er muss es nur selten zweimal versuchen, normalerweise ist seine erste Attacke erfolgreich. Er ist wirklich ein großartiger Champion!»

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