Buenos Aires (APA/AFP) - Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Argentinien hat es erstmals in der Geschichte des Landes ein Fernsehduell gegeben. Bei der Debatte am Sonntagabend brachten sich der rechtsgerichtete Kandidat Mauricio Macri und der von der scheidenden Staatschefin Cristina Kirchner unterstützte Linkspolitiker Daniel Scioli mit mitunter aggressiven Anwürfen gegeneinander in Stellung.
Scioli warf Macri vor, für die neoliberale Politik zu stehen, die Argentinien 2001 in eine tiefe Wirtschaftskrise gestürzt habe. Macri hielt Scioli hingegen vor, als Kandidat des seit Jahrzehnten herrschenden peronistischen Regierungslagers habe er sich „für Kontinuität entschieden“. Er selbst stehe hingegen für den „Wandel, den sich die Argentinier wünschen“, fügte Macri hinzu.
Scioli von der Front für den Sieg (FPV), der als Gouverneur der Provinz Buenos Aires großen Einfluss besitzt, war am 25. Oktober als Bestplatzierter aus der ersten Runde der Präsidenschaftswahlen hervorgegangen. Mittlerweile hat er sich aber vom Favoriten zum Herausforderer gewandelt. Sein Widersacher Macri wird von einem breiten Bündnis unterstützt, das vom Mitte-links-Lager bis zur Rechten reicht - und liegt in Umfragen deutlich vorn.
Die zweite Wahlrunde am kommenden Sonntag ist die erste Stichwahl um das Präsidentenamt seit der Wahlrechtsreform in Argentinien in den 1970er Jahren. Der Wahlsieger tritt ein schwieriges Erbe an. Die drittwichtigste Volkswirtschaft Lateinamerikas leidet unter einer hohen Inflationsrate, die 2014 bei fast 24 Prozent lag. Nach einer langen Wachstumsphase von jährlich acht Prozent ging es 2014 um 0,5 Prozent bergab.