Vom Río de la Plata an die Havel – und zurück

von Michael Müller

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Eng wie in Buenos Aires. In einem Klassenraum des Humboldt-Gymnasiums wurden die rund 30 argentinischen Schüler von den Potsdamern empfangen. Foto: Andreas Klaer

Das Humboldt-Gymnasium und die Universität Potsdam streben eine Bildungspartnerschaft mit Buenos Aires an

Der Klassenraum im Humboldt-Gymnasium ist rappelvoll. Wo 30 Schüler Unterricht haben sollen, tummeln sich jetzt doppelt so viele. Sie kommen aus Potsdam und Buenos Aires, reden durcheinander, auf Deutsch, auf Spanisch. Eigentlich sollte es einen offiziellen Akt in der Aula geben. Aus organisatorischen Gründen wurde die Begrüßung kurzfristig in ein Klassenzimmer verlegt. Das tut der Stimmung keinen Abbruch – es herrscht Vorfreude und gegenseitige Neugier.

Mit einem fröhlichen „¡Bienvenidos!“, spanisch für „Herzlich Willkommen!“, wird die Delegation der Pestalozzi-Schule aus Buenos Aires begrüßt. Bereits am vergangenen Freitag sind 29 Schüler im Alter von 15 bis 16 Jahren und ihre zwei Betreuungslehrer in Deutschland angekommen. Eine Stadtrundfahrt durch Berlin und Besuche verschiedener Museen standen bereits auf dem Plan. Am Montag fand nun die offizielle Begrüßung in Potsdam statt. Die Schüler und Lehrkräfte folgen damit einer Einladung der Universität Potsdam und des Humboldt-Gymnasiums, um die Beziehung zwischen Deutschland und Argentinien im Bereich der Wissenschaft und Lehre auszubauen. Im besten Fall soll so ein regelmäßiger Austausch von Schülern, Studierenden und Wissenschaftlern beider Länder erreicht werden. Für Potsdam wäre es der erste Austausch mit einer lateinamerikanischen Schule.

Katrin Bergner, Lehrerin und Fachbereichsleiterin für Spanisch, ist eine der Organisatoren. „Ich freue mich, dass ihr trotz dieser ungemütlichen Jahreszeit gekommen seid“, begrüßt sie die argentinischen Gäste. In dem südamerikanischen Land sind gerade 27 Grad und die Schüler haben Sommerferien. Zum ersten Mal bekomme die Schule Besuch aus Argentinien, so Bergner. „Es gibt nicht viele deutschsprachige Schulen dort und wenn, dann haben diese schon eine Partnerschule.“ Gerade ostdeutsche Schulen haben es schwer, Bildungseinrichtungen, die zu einer Kooperation bereit wären, zu finden. Oft bestehen schon langjährige Partnerschaften mit westdeutschen Schulen. Dabei besteht großes Interesse von Potsdamer Seite. „Wir bieten seit elf Jahren Spanisch als zweite Fremdsprache an, und es wird jedes Jahr sehr gut angenommen. Daher finde ich einen solchen Austausch wirklich nützlich.“

Der Kontakt zur Pestalozzi-Schule in Buenos Aires kam über die Universität Potsdam zustande. Seit Jahren pflegt Andreas Bergner, Koordinator am Institut für Erd- und Umweltwissenschaften, enge Beziehungen nach Argentinien. Zahlreiche Forschungsarbeiten wurden in den letzten Jahren in den argentinischen Anden durchgeführt. Zusammen mit Regina Neum-Flux, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der Universität Potsdam, hat er im Rahmen einer Geschäftsreise mit der Schulleiterin der Pestalozzi-Schule Kontakt aufgenommen und über die Möglichkeiten eines Austausches gesprochen. „Wir haben großes Interesse daran, dass zum Beispiel Lehramtsstudenten ihr Praxissemester auch im Ausland absolvieren können“, sagte Frau Neum-Flux. Das sei bislang nur in Ausnahmefällen möglich. „Außerdem möchten wir uns dafür einsetzen, dass Schüler nach ihrem Abschluss in Argentinien die Möglichkeit haben, in Deutschland zu studieren“, so Neum-Flux. Die Schüler der Pestalozzi-Schule absolvieren nach zwölf Jahren das Gemischtsprachige Internationale Baccalaureate (GIB), das in spanischer und in deutscher Sprache abgelegt wird und als die Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland gilt. Erste Gespräche, um einen Partnerschaftsvertrag zu schließen, hat es bereits gegeben. Nächste Woche werten die Organisatoren von Uni und Schule das Treffen aus und beraten, wie es nun weitergehen soll – damit künftig auch Potsdamer Schüler Buenos Aires besuchen.

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