Yves Kunkel erzielte sieben Treffer
Foto: W. BerkholzDie deutsche Auswahl ist mit einem am Ende deutlichen 27:18 (12:8) gegen Argentinien haben die deutschen Junioren bei der Weltmeisterschaft im brasilianischen Uberlandia das Ticket in das Viertelfinale gelöst. Bis zum 20:17 war der Gegner noch in Reichweite, dann sorgte ein furioser Endspurt aber für das deutliche Resultat. "Wir haben eine sehr gute Deckungsleistung gesehen, im Angriff waren sehr gute Aktionen zu sehen, allerdings fehlte ab und an die Konsequenz", erklärte DHB-Vizepräsident Bob Hanning nach dem Erfolg. "Wenn wir unsere Gegner auch in den kommenden Spielen unter zwanzig Treffern halten, wäre ich zufrieden", fügte Markus Baur angesichts der starken Defensivleistung an.
Im DHB-Team gab es bereits vor dem Auftakt einen ersten Rückschlag: Franz Semper war im Abschlusstraining umgeknickt und konnte nicht mitspielen, dafür war Tim Suton, der zuletzt das Spiel gegen Brasilien aufgrund von Fieber verpasste hatte, zurück im Kader. In den ersten Minuten sahen die Zuschauer dabei ein zähes Spiel, dank einer starken Deckung und mehrerer starker Paraden von Christopher Rudeck konnte sich die deutsche Auswahl aber dann auf 4:0 absetzen und schien früh die Grundlage für einen souveränen Erfolg zu legen. Doch der Favorit strauchelte in der Folge etwas, die Argentinier setzten nach zwölf Minuten den ersten Treffer und nach zwei weiteren deutschen Ballverlusten in der Offensive hatten sie zwei Minuten später beim 4:3 dann den Anschluss hergestellt.
In einer doppelten Überzahl hatte das DHB-Team den Abstand beim 6:3 zunächst wieder auf drei Treffer ausgebaut, doch in den folgenden sieben Minuten sollte ihnen nur ein weiterer Treffer gelingen. Im Blickpunkt waren dabei weiterhin die Torhüter, auch Rudecks Gegenüber Tomas Villaroel trumpfte immer wieder mit Glanztaten auf und ließ die deutschen Schützen mehrfach verzweifeln - beim 8:6 hatte Markus Baur genug gesehen und nahm die Auszeit. In der Endphase des ersten Abschnitts brachte das deutsche Trainerteam Yannick Dräger in den Rückraum, der in der Folge gegen die argentinische 3:3-Deckung immer wieder an den Kreis auflöste. Die deutsche Auswahl setzte sich in den letzten Minuten aber vor allem dank der weiterhin guten Deckungsarbeit wieder auf vier Tore ab und nahm ein 12:8 mit in die Kabinen.
Die Deckung und die Paraden von Torhüter Christopher Rudeck schienen auch nach dem Wechsel die entscheidenden Trümpfe: Das DHB-Team zog schnell auf 16:10 davon, trotz einiger guter Paraden des Argentiniers Villaroel. Dank dieser blieb Argentinien zunächst noch im Spiel und nutzte dann die sich bietende Chance, die sich durch mehrere Wechsel im deutschen Spiel ergab. Markus Baur versuchte wie in den Spielen zuvor, die Belastungen angesichts des nur einen Tag später stattfindenden Viertelfinals auf so viele Schultern wie möglich zu verteilen, doch die Argentinier nutzten die sich daraus ergebenden Abstimmungsschwierigkeiten und schöpften beim Stand von 20:17 noch einmal Hoffnung.
Als dann aber Jonas Maier zwei Strafwürfe der Südamerikaner entschärfte und auf der Gegenseite Joscha Ritterbach und Timo Kastening trafen, waren die Weichen gestellt. Lediglich eine Auszeit der Argentinier unterbrach den deutschen Lauf, der danach aber bis auf sieben Tore anwachsen sollten. Zehn Minuten ohne Gegentor und einige einfache Treffern sorgten beim 27:17 sogar für einen zweistelligen Abstand. Am Ende blieb den Argentiniern lediglich noch, die Differenz mit dem letzten Treffer zum 27:18-Endstand noch in den einstelligen Bereich zu schieben. Achtzehn Tore waren aber zu wenig, um gegen das deutsche Team die Überraschung zu schaffen.
"Wir sind natürlich froh, dass wir gewonnen haben und nun im Viertelfinale stehen. Allerdings war die Leistung gegen einen nicht-ebenbürtigen Gegner nicht so gut, wie wir in der Vorrunde gespielt hatten", sagte Co-Trainer und DHB-Nachwuchskoordinator Axel Kromer, der aufgrund der hohen Fehlerzahl auf eine Steigerung im Viertelfinale gegen Weißrussland hofft. Bester deutscher Torschütze war der Neu-Balinger Linksaußen Yves Kunkel mit sieben Treffern. Und der war trotz des klaren Sieges nicht ganz zufrieden: "Wir haben uns schwer getan mit dem argentinischen Torwart und haben viele Bälle verworfen. Aber als den Argentiniern nach der Pause die Luft ausging, haben wir besser getroffen - und am Ende stand ein deutliches Ergebnis." Selbstkritisch zeigte sich auch Alexander Saul: "Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Chancen ausgelassen, aber wir hatten das Spiel immer unter Kontrolle."
Markus Baur fügte an: "Wir wussten, dass die Deckung der Schlüssel werden würde und konnten sie das ganze Spiel auf Distanz halten, trotz zahlreicher Wechsel." Diese sorgten dafür, dass sich am Ende elf deutsche Spieler in der Torschützenliste fanden. Im Viertelfinale trifft die bei dieser WM weiter ungeschlagene deutsche Mannschaft bereits am Mittwochabend Ortszeit (Donnerstag, 1.30 Uhr deutscher Zeit, Livestream auf www.brazilhandball2015.com) auf die Weißrussen, die in einem viel dramatischeren Achtelfinale Katar mit 36:35 nach Verlängerung besiegt hatten. "Gegen die Weißrussen haben wir schon häufiger gespielt, sie haben einen starken Rückraum. Wenn wir uns steigern, wird das aber was", ist Kunkel optimistisch.
Deutschland – Argentinien 27 : 18 (12:8)
Deutschland:
Jonas Maier, Christopher Rudeck
Moritz Preuss (2), Joscha Ritterbach (2/1), Jan Remmlinger (1), Lars Spieß, Franz Semper (n.e.), Jona Schoch, Max Emanuel (2), Yves Kunkel (7), Simon Ernst (1), Timo Kastening (5/1), Tim Suton (1), Jannik Hausmann (1), Alexander Saul (4), Yannik Dräger (1)