Vermischtes
Nicht nur Steaks und das koloniale Erbe gehören bei einer Rundreise durch den Norden Argentiniens zum Pflichtprogramm, sondern auch diese vier grandiosen Naturparks.
- Eindrückliches Panorama aus Urwald und Wasserfällen in Iguazú. (Lorenz Keller)
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Plötzlich ist die asphaltierte Strasse zu Ende. Frohen Mutes nehmen wir halt mit der Schotterpiste vorlieb. Doch statt wie erhofft 80 Stundenkilometer schafft der Mietwagen nicht mal Tempo 40. Und immer wieder muss man scharf bremsen, weil grosse Steine und tückische Schlaglöcher im Weg sind. 120 Kilometer weit ist die Fahrt bis zur abgelegenen Colonia Carlos Pellegrini in den Esteros del Iberá. Über drei Stunden starrt der Fahrer auf den Boden, die Angst vor einem Reifenplatzer fährt mit. Kaum Gegenverkehr, nicht überall Handyempfang – auf helfende Hände müsste man sich gedulden.
So fragt man sich, ob der Naturpark die Mühe wirklich wert ist. Übrigens: Später erfahren wir, dass die Schotterpiste lange Jahre gut gepflegt und pro- blemlos befahrbar war. Doch seit die Regierung – gegen den Willen der Bewohner – die Asphaltierung beschlossen hat, wird die Pflege vernachlässigt. Die schweren Maschinen und Regenfälle führen dazu, dass die Fahrt zur Colonia ziemlich mühsam ist. Und die versprochene Strasse lässt natürlich auch auf sich warten. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen.
Krokodil und Sonnenuntergang
Denn nach 120 Kilometern wird aus dem weitläufigen, gleichmässigen Farmland plötzlich ein grünes, wunderschönes Sumpfgebiet. 13?000 Quadratkilometer gross sind die Esteros del Iberá und damit einer der grössten Sümpfe der Welt. Auf einer Halbinsel in einer Lagune liegt die 1923 gegründete Colonia Carlos Pellegrini mit weniger als 700 Einwohnern. Rund ein Dutzend Unterkünfte buhlen um Gäste, an Festtagen ist aber oft alles ausgebucht. Zwar muss man hier überall auf Klimaanlage verzichten, dank Strom und dem in Argentinien im Gegensatz zum Strassenbau überall perfekt funktionierenden WLAN ist der Gast aber trotzdem nicht aus der Welt.
Die Unterkünfte sind weitläufig und bieten auch bei Vollbelegung viel Ruhe und Abgeschiedenheit – etwa in der Rancho de los Esteros mit rustikal-gemütlichen Zimmern sowie Pool und direktem Zugang zur Lagune. Von dort starten auch die Rundfahrten mit Guide, auf jeden Fall ein Pflichtprogramm. Und man kann im Bootshaus den wunderbar kitschigen Sonnenuntergang über den Sümpfen geniessen. Zusammen mit einem Yacare-Kaiman, der allabendlich auf den Steg kriecht und sich dort in den letzten Sonnenstrahlen wärmt.
Die Brillenkaimane sind denn auch eine der Hauptattraktionen bei der Fahrt durch die Lagune. Im Wasser erkennen sie ungeübte Augen mitten in den Pflanzen kaum. Manchmal liegen sie auch regungslos ganz an der Sonne. Der offene Mund mit den scharfen Zahnreihen macht einem auch klar, warum niemand in der Lagune badet. Ein anderes tierisches Highlight sind die Carpinchos, die grössten Nagetiere der Welt. Die bei uns als Capybara oder Wasserschweine bekannten Säuger wirken wie übergrosse Meerschweinchen (mit denen sie auch verwandt sind). Besonders süss sind ganze Familien von Carpinchos, die ähnlich wie Flusspferde halb im Wasser leben.
Im zweitgrössten Sumpfgebiet der Welt sind zudem über 350 Vogelarten heimisch und mit etwas Glück sieht man gar einen Sumpfhirsch. Allerdings nur von Weitem, denn diese Spezies ist sehr scheu. Die Carpinchos und die kleinen Krokodile haben da deutlich weniger Angst vor den Touristen.
Spannend ist die private Tour für umgerechnet 30 Franken vor allem, wenn man Spanisch spricht. Nur wenige Argentinier sprechen gut Englisch, oft nicht einmal jene, die im Tourismusbereich angestellt sind. Das ist doppelt schade, da es nicht nur in den Parks, sondern auch in vielen Museen üblich ist, dass einem alles erklärt wird – ganz ohne Extrakosten. Das ist einerseits viel persönlicher, andererseits auch nötig, weil nur wenige Museen so didaktisch aufbereitet sind, dass man ohne Erklärung viel versteht. Für den Notfall hat der Guide in den Iberá-Sümpfen immerhin einen Tierführer in Buchform dabei und kann etwa die unzähligen Vogelarten im Bild zeigen.
Tour unter Palmen
Ohne Sprachprobleme und ganz auf eigene Faust ist man dagegen im Naturpark El Palmar unterwegs, der nur rund vier Stunden nördlich von Buenos Aires liegt. Er dient zum Schutz der Yatay-Palmen, die ursprünglich nicht nur in der Provinz Entre Rios weitverbreitet waren. Die Landwirtschaft hat inzwischen die grossen Palmen, die mehrere Hundert Jahre alt werden, an vielen Orten verdrängt. Im Palmar dagegen kann man noch ganze Palmenwälder bewundern.
Im Zentrum hat die Parkverwaltung einen Zeltplatz und ein Restaurant gebaut, dank eines Plans kann man den Rest selber erkunden. Es wird allerdings damit gerechnet, dass die Reisenden mit dem eigenen Auto unterwegs sind und so die weitläufige Anlage befahren können. An verschiedenen Stationen stoppt man und kann zu mehreren Kilometer langen, beschilderten Rundgängen aufbrechen. Dabei durchquert man etwa einen mystischen Palmenwald bis zu einem idyllischen Flüsschen. Die Touren sind dank der gut ausgebauten Wege problemlos auch mit Kindern oder wenig trainierten Wanderern machbar. Der Park liegt übrigens direkt am Rio Uruguay. Und wer das Badezeug mitgenommen hat, findet einen feinen Sandstrand am Fluss, der wegen seiner Breite eher wie ein See wirkt.
Während El Palmar vor allem am Wochenende von Gästen aus Buenos Aires besucht wird, sind die Wasserfälle von Iguazú rund ums Jahr ein Anziehungspunkt für Gäste aus der ganzen Welt. Kein Wunder: Die Fälle sind ein gigantisches, faszinierendes und atemberaubendes Schauspiel, für das man mindestens zwei Tage einplanen sollte. Die umliegenden Orte haben sich voll auf den Tourismus eingestellt. Die Preise sind dementsprechend recht hoch – und manche Reisende scheinen am Zollfreishopping und an den Pubs und Discos mehr interessiert zu sein als an der Natur. Aber zum Glück haben die Verantwortlichen den Rummel recht gut von den Wasserfällen ferngehalten.
Bis in die Gischt der Wasserfälle
Die Cataratas liegen am Dreiländereck Argentinien, Brasilien und Paraguay. Die Grenze zwischen Brasilien und Argentinien verläuft gar quer durch die Wasserfälle, sodass es auf beiden Seiten unabhängige Naturparks gibt, die nicht miteinander verbunden sind. Die Strasse führt rund zehn Kilometer weiter flussabwärts über eine Brücke. Dort sind die Grenzformalitäten kein Pro- blem, sodass man beide Teile besuchen kann. Eine Möglichkeit, die man unbedingt nutzen sollte.
Denn die zwei Parks bieten ganz unterschiedliche Perspektiven. Die brasilianische Seite ermöglicht die Sicht aus der Distanz. Das Panorama ist vor allem am Morgen wunderschön: grüne Wälder, dazwischen überall grosse und kleine Wasserfälle. Scheint die Sonne in die Gischt, leuchten Regenbogen quer übers ganze Tal. Insgesamt zählt man mehrere Hundert Fälle auf 2,7 Kilometern Breite, teilweise 70 Meter tief. Faszinierend, wie der Rio Iguazú nach 1300 Kilometer trägen Dahinfliessens plötzlich zur tosenden Naturgewalt wird. Iguazú heisst in der Guarani-Indianer-Sprache «grosses Wasser» – eine perfekte Beschreibung.
Faszinierend ist es auch, dass man auf Stegen ganz nahe an die Wassermassen herankommt. Auf der brasilianischen Seite ist das an einem Ort möglich – noch besser geht das im grösseren argentinischen Park. Stundenlang kann man dort durch das weitläufige Gelände wandern und erlebt die Wasserfallwelt immer wieder neu. Mal steht man auf einer Plattform direkt über den Klippen, wo der Fluss plötzlich 30 oder 40 Meter nach unten stürzt. Mal kann man unten mitten in die Gischt spazieren und wird innert Sekunden pflotsch- nass.
Während sich bei den spektakulärsten Fällen, etwa der Garganta del Diablo (Teufelsschlund), die Besucher fast auf die Füsse stehen, gibt es im grossen Naturpark auch ruhige Ecken. Auf der Isla San Martín etwa führen verschlungene Wege zu einigen kleineren Kaskaden, wo man die Russsegler gut beobachten kann. Diese Vögel leben hinter den Fällen und fliegen halsbrecherisch direkt durch die Wassermassen.
Viel Ruhe, um die Natur zu geniessen, darf man allerdings nicht erwarten. Zu wichtig ist der Park für den Tourismus: So wird nicht nur Öko-Kanufahren angeboten, sondern auch Actionfahrten mit dem Schnellboot fast bis in den Wasserfall hinein. Auf Helikopterflüge, die auf der brasilianischen Seite weiterhin angeboten werden, sollte man zum Schutz der diversen Vogelarten aber auf jeden Fall verzichten.
Die Erosion als Künstler
Grösser könnte der Kontrast kaum sein: 1500 Kilometer weiter westlich, an der Grenze zu Chile, gibts fast gar kein Wasser mehr, geschweige denn Urwald und Wasserfälle. Cuyo heisst die Region, was «sandige Erde» bedeutet. Das gilt heute nicht mehr für das Umland von Mendoza oder San Juan. Die zwei Städte sind dank Bewässerung die zentralen Weinanbaugebiete von Argentinien. Die Cabernet Sauvignon oder Malbec finden ja auch den Weg bis nach Europa.
Doch im Parque Ischigualasto und dem gleich daneben liegenden Parque Talampaya scheint die Zeit seit Jahrmillionen stehen geblieben zu sein. Die Erosion hat bizarre Formen ins Gestein gefräst, die an einen Turm, einen Mönch oder an ein U-Boot erinnern und dementsprechende Namen tragen. Die Sedimente und Schichtungen stammen aus der Trias, sind also über 200 Millionen Jahre alt. Auf der Führung durch die rötlichen Schluchten von Talampaya sieht man zudem Petroglyphen aus prähistorischer Zeit. Die ins Gestein gekratzten Zeichnungen sind erstaunlich gut erhalten.
Ischigualasto – geologisch zusammengehörend, aber in einem anderen Bundesstaat liegend – wird im eigenen Auto in Konvoi-Formation befahren. Über 40 Kilometer fährt man durchs mondähnliche Wüstengebiet, das auch wegen seiner einzigartigen Fossilfunde weltberühmt ist. Einige können im Parkmuseum besichtigt werden. Doch es ist auch einfach eindrücklich, durch diese so unwirkliche Gesteinslandschaft zu spazieren.
Vier Hotels zu vier Parks
Iberá: Die Rancho de los Esteros bietet direkten Zugang zur Lagune und einen schönen Pool. Die nur vier Zimmer sind gross und romantisch-rustikal. Vollpension (rund 120 Franken) ist lohnenswert, weil der hauseigene Koch kleine Köstlichkeiten auf den Tisch bringt. Infos auf www.ranchodelosesteros.com.ar
El Palmar: Concordia ist rund 70 Kilometer vom Park entfernt. Das topmoderne H2O Termal hat zwei Stärken: Pool und Jacuzzi mit Thermalwasser sowie das Restaurant mit grossem Barbecue-Grill. Dort hat der Schreibende nach einem langen Vortrag über das Rind und seine Zubereitung das beste Steak in Argentinien gegessen. Doppelzimmer ab 70 Franken. www.h2otermal.com.ar
Iguazú: Das Hotel Jardín de Iguazú ist mitten in Puerto Iguazú gelegen. Ab 80 Franken gibts moderne und ruhige Zimmer auf einen Innenhof mit Pool. Das Frühstücksbuffet ist für Argentinien überdurchschnittlich. www.jardindeiguazu.com.ar
Talampaya: Die Auswahl ist nicht gross, daher ist das schön in die Wüstengegend eingepasste Hotel Cañón de Talampaya (rund 70 Fr.) eine gute Wahl – mit Pool, sauberen Zimmern und einer gemütlichen Lobby.
www.hotelcanontalampaya.com
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