) Very british – Falkland will mit Referendum Status quo untermauern

Die Falklandinseln im Südatlantik sind ein Zankapfel seit Jahrzehnten
zwischen Großbritannien und Argentinien. Am 10. März wollen die
Einwohner per Referendum ein Zeichen setzen. Die Inselgruppe steht
nach Ölfunden vor einer ökonomischen Umwälzung.

London/Buenos Aires (dpa) - Am Tresen des Rose Pub in Port Stanley
gibt es zurzeit nur ein Thema: Das Referendum, bei dem die Einwohner
der Falklandinseln am 10. und 11. März darüber abstimmen, ob ihre
Heimat auch in Zukunft ein britisches Überseegebiet bleiben soll. Ein
Ergebnis wird am Dienstagmorgen (MEZ) erwartet.

Dabei rätseln die Einheimischen in ihrer Lieblingskneipe nicht,
wie sie abstimmen sollen, sondern eher darüber, ob sie überhaupt ihre
Stimme abgeben sollen. Denn das Ergebnis, da sind sich alle einig,
steht schon vorher fest. Die rund 1500 Wahlberechtigten unter den
knapp 3000 Einwohnern werden mit überwältigender Mehrheit «Ja» sagen.

«Es wird ein sehr deutliches Ergebnis werden», sagt Jan Cheek. Die
Familie der 68-Jährigen lebt in sechster Generation auf den Inseln,
die mit ihren roten Briefkästen, Pubs und Reihenhäusern so durch und
durch britisch daherkommen. Sie ist eines der acht Mitglieder des
falkländischen Parlamentes und damit eine der Mütter des Referendums.

«Die argentinische Rhetorik ist sicher einer der Gründe für die
Abstimmung», sagt sie. Das Referendum soll eine Erklärung für den
Erhalt des Status quo werden. Keinesfalls wollen die Falkländer den
Rufen aus dem verhassten Argentinien nachgeben, wo das Referendum
nicht anerkannt wird.

Der große Nachbar, 400 Kilometer von den Inseln im Südatlantik
entfernt, hatte 1982 die «Malvinas» - wie Buenos Aires die
Inselgruppe nennt - besetzt. Großbritannien unter Premierministerin
Margaret Thatcher holte sich das Überseegebiet in einem blutigen
Krieg zurück. Seitdem knistert es zwischen Buenos Aires und London,
auch wenn die Militärregierung von damals längst abgelöst ist.

Argentinien erhebt immer wieder Gebietsansprüche und will vor
allem - gestützt auf eine UN-Resolution von 1965 - bilaterale
Verhandlungen mit den Briten. «Wir fordern nicht, dass sie uns recht
geben, sondern nur, uns zu Gesprächen zusammenzusetzen», erklärte
Staatschefin Cristina Fernandez de Kirchner.

Gleichzeitig tut Buenos Aires alles, um den Falkländern das Leben
so schwer wie möglich zu machen. Die Inselregierung beschwert sich
regelmäßig darüber, dass die Argentinier die Fangquoten in den
Gewässern zwischen beiden Gebieten nicht einhalten. Eine
Hafenblockade machte die Belieferung der Inseln mit frischen
Nahrungsmitteln schwieriger, zeitweise ging in den Läden das Obst
aus. Die Bewohner der windigen Inseln wissen sich zu helfen. «Wir
bauen jetzt wieder mehr selbst an, in Gewächshäusern», sagt Jan
Cheeks.

Für Großbritannien ist das Falkland-Archipel ein teures Hobby
geworden. Jährlich 200 Millionen Pfund muss London investieren, vor
allem um den Militärstützpunkt in Port Stanley am Laufen zu halten.
Zurzeit ist das Kriegsschiff «Argyll» vom Mutterland aus auf dem Weg
in den Südatlantik. Argentinien wirft London die Verletzung
internationaler Verträge vor, weil es auch atomwaffenfähige U-Boote
in den Gewässern um die Falklandinseln manövrieren lässt.

Eine neue militärische Auseinandersetzung gilt derzeit dennoch als
ausgeschlossen. Die Regierung Kirchner hat das nicht nur mehrfach
betont - die Armee des von Inflation und Überschuldung geplagten
Landes wäre dazu derzeit gar nicht in der Lage. Dennoch kommen aus
Argentinien immer wieder Giftpfeile. «Auf Initiative von Briten
werden britische Bürger befragt, ob sie britisch bleiben wollen»,
sagte Außenminister Hector Timerman jüngst. Er spricht häufig von
einer «Besetzung» der Inseln.

Mit der aggressiven Rhetorik will Buenos Aires nicht nur von
eigenen Problemen ablenken. Vor den Falklandinseln wurde seit 2010
eine beträchtliche Menge Erdöl und Erdgaskondensat gefunden - seitdem
sind die Forderungen deutlich lauter geworden. «Wir gehen davon aus,
dass wir Ende 2017 fördern können», sagt Jan Cheeks. Eine gewaltige
wirtschaftliche Transformation der kleinen Inselgruppe, die bisher
vor allem von Fischfang und ein bisschen Tourismus lebt, steht bevor.

Sie redet dabei über ein Milliardengeschäft, das britische
Ölfirmen im Südatlantik wittern. Noch bevor der erste Tropfen Öl
gefördert ist, zahlt die britische Premier Oil der britischen
Bohrfirma Rockhoppers knapp eine Milliarde US-Dollar für den Einstieg
ins Falkland-Geschäft. Rockhoppers hatte 2010 das Ölfeld «Sea Lion»
im Norden der Inselgruppe gefunden. Inzwischen wurde auch im Süden Öl
entdeckt. Die Bohrfirma Borders and Southerns - ebenfalls mit Sitz in
Großbritannien - geht allein dort von einem ausbeutbarem Vorkommen
von mehr als 200 Millionen Barrel (je 159 Liter) aus.

Das Referendum, wozu die Falkländer sogar internationale
Wahlbeobachter eingeladen haben, soll nicht nur ein Signal nach
Buenos Aires aussenden. Auch den Vereinten Nationen in New York und
der US-Regierung in Washington wollen die Insulaner zeigen, wie klar
der Wille ist, als britisches Überseegebiet mit eigener Regierung
weiterzuleben. Die US-Regierung weigert sich in dem Disput
beharrlich, Partei für ihren obersten Verbündeten Großbritannien zu
ergreifen. Man wolle sich in Fragen der Souveränität nicht
einmischen, betonte US-Außenminister John Kerry erst bei seinem
jüngsten Besuch in London erneut.

Leave a Reply