New York/Buenos Aires. Wenige Stunden vor Ablauf der Frist im Schuldenstreit zwischen Argentinien und mehreren Hedgefonds haben sich Vertreter beider Seiten erstmals zu direkten Verhandlungen getroffen. Bei dem Gespräch am späten Dienstagabend in New York sei aber keine Einigung erzielt worden, sagte der von einem US-Gericht bestellte Schlichter Daniel Pollack.
"Es waren die ersten Gespräche zwischen den Parteien von Angesicht zu Angesicht", sagte er. "Es war ein offener Austausch von Meinungen und Bedenken." Die Streitpunkte seien geblieben. Ob es an diesem Mittwoch ein weiteres Treffen gebe, sei noch offen.
Argentinien droht Zahlungsunfähigkeit
Die Regierung in Buenos Aires weigert sich bisher, den Hedgefonds die von einem New Yorker Gericht zugesprochenen 1,33 Milliarden Dollar (990,4 Millionen Euro) plus Zinsen auszuzahlen. Die Fonds hatten einen Schuldenschnitt für die in Dollar ausgegeben Anleihen des Landes nicht mitgemacht und geklagt.
Sie kauften die Papiere in den Jahren nach der Staatspleite Argentiniens zu günstigen Kursen auf. Das Land wirft den Hedgefonds vor, Profit aus der Notlage geschlagen zu haben: Ihnen winke nun eine immense Rendite von 1680 Prozent.
Für eine Einigung bleiben nur noch wenige Stunden. Verstreicht die bis Mitte der Woche gesetzte Frist ungenutzt, wird Argentinien wie bereits 2002 als zahlungsunfähig eingestuft. Die Frist endet Mittwoch um Mitternacht (Donnerstag 6 Uhr MESZ).
Anders als 2002, als Argentinien nach einer Wirtschaftskrise in die Pleite stürzte und innenpolitische Unruhen ausbrachen, könnte die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas diesmal allerdings bei einem Scheitern der Vermittlungsbemühungen glimpflich davonkommen. Sie ist bereits von den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten. Eine drohende Zahlungsunfähigkeit ist daher kein Schreckgespenst mehr. Allerdings könnte sich die galoppierende Inflation in Argentinien verstärken und der Peso weiter an Wert verlieren. Mit Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten ist jedoch nicht zu rechnen, da das Land durchaus noch liquide ist.
Am Dienstag hatte sich Argentiniens Wirtschaftsminister Axel Kicillof in die Bemühungen um eine Lösung eingeschaltet und war überraschend in New York vor dem Büro des Schlichters aufgetaucht. Seinen Angaben zufolge soll es ein weiteres direktes Treffen zwischen den Streitparteien geben. Details nannte er nicht. Es war das erste Mal seit drei Wochen, dass Kiciloff sich bei dem Schlichter blicken ließ. In der Zwischenzeit waren kaum Fortschritte erzielt worden.