Verdacht der Steuerhinterziehung – Lionel Messi vor Gericht

Im Fußball der Neuzeit gibt es den Beruf des Scouts. Der Scout ist ein Mensch mit vermeintlich guten Augen, er wird dafür bezahlt, nach Talenten zu fahnden und sie seinem Geldgeber zuzuführen. Vor Jahren sah ein solcher professioneller Entdecker in Argentinien einen kleinen Jungen namens Lionel Messi, das Expertenurteil fiel höhnisch aus: „Im richtigen Fußball wird er es nie als Profi schaffen. Er ist nur gut für Tischfußball.“

Wenig später erkannte ein anderer Scout, was tatsächlich in dem Burschen mit den Wachstumsstörungen steckte – und gab dem FC Barcelona einen Tipp. Schon mit 13 wechselte der Kurze den Kontinent. Anfangs war er, wenn alle Talente während der Teambesprechung brav auf den Kabinenbänken saßen, der einzige seines Jahrgangs, dessen Füße den Boden nicht berührten. Er wurde mit Hormonspritzen behandelt, denn sein Talent war längst erkannt.

Messi, das Rasengenie und Opfer - von Frank Lamers

Lionel Messi ist auf dem Fußballplatz ein Genie. Abseits des Rasens ist der begnadete Dribbelkünstler allerdings kein Mann der Zahlen. Daher steht das Opfer im Steuerskandal um den Weltfußballer jetzt schon fest - Messi selbst. Wer auch immer der Täter sein mag.

Schon als Teenager schickte er Geld nach Hause, und der Rest ist Legende: Lionel Andres Messi Cuccitini, der heute 169 Zentimeter misst und 67 Kilo wiegt, entwickelte sich zum begabtesten Fußballer auf dem Globus – und damit nahezu zwangsläufig auch zum bestbezahlten: Der kleine Gigant soll auf jährliche Einnahmen in Höhe von 33 Millionen Euro kommen, davon 21 Millionen durch Werbeverträge. Und trotz dieser astronomisch hohen Summen und trotz seiner herausragenden sportlichen Stellung als viermaliger Weltfußballer des Jahres hat sich „Leo“ nie aufgeplustert wie Real Madrids Superstar Cristiano Ronaldo, und obwohl der mittlerweile 26-jährige Argentinier die Gegner in den Stadien zu Statisten degradiert, verzichtet er darauf, sie durch Triumphgestik oder verbale Herablassung psychisch zu vernichten. Er will nur spielen.

Dem besten Ballbeweger der Welt droht die Anklagebank

Es ist dieser Charakter, es ist diese unvergleichliche Karriere, und es ist natürlich auch die monetäre Ausstattung, die nun den Steuerfall Lionel Messi zu einem weltweit beachteten machen: Dem besten Ballbeweger der Welt droht die Anklagebank, er muss sich vor einem Gericht in seinem spanischen Wohnort Gava wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung verantworten. Die Staatsanwaltschaft in Barcelona erklärte am Donnerstag, dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei.
Anvisierter Gerichtstermin für eine Vernehmung ist der 17. September: ausgerechnet der Tag, an dem die neue Champions-League-Saison beginnt. Mit dem FC Barcelona, aber möglicherweise nun ohne dessen wichtigsten Spieler.

Messi muss vor Gericht - Justiz leitet Ermittlungen ein

Lionel Messi und sein Vater Jorge wurden für den 17. September vor die dritte Kammer eines Gerichts in Gava geladen, um sich zu den Vorwürfen zu äußern. Der viermalige Weltfußballer muss sich wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten.

Vernommen wird auch Jorge Horacio Messi. Er ist nicht nur Lionels Vater, sondern auch dessen Manager, der Mann also, der sich mit den Geschäften befasst. Es heißt, von ihm sei die Initiative ausgegangen, die Werberechte seines Sohnes nur Scheinfirmen mit Sitzen in Steuerparadiesen wie Uruguay und Belize überlassen zu haben. In den Steuererklärungen von 2007 bis 2009 seien dadurch den spanischen Finanzbehörden Abgaben in Höhe von zusammen 4,17 Millionen Euro vorenthalten worden.

Messi wehrt sich nach Kräften

Dieses Problem wird Lionel Messi nicht so leicht umdribbeln können wie fiese Verteidiger, in solchen Fallstricken kann sich auch ein Ball-Artist wie er verfangen: Der öffentliche Druck ist gewaltig, der Ausnahmefußballer wehrt sich nach Kräften und weist alles zurück
. In einer Erklärung, die er bei Facebook verbreitete, betont er: „Wir haben nie gegen die Gesetze verstoßen. Wir haben immer unsere steuerlichen Pflichten erfüllt und uns an die Ratschläge unserer Steuerberater gehalten.“ Und Jorge Messi beteuert, das alles sei „ein Irrtum“. Er kümmere sich gar nicht um „diese Dinge“.

Ob nun Anklage gegen Vater und Sohn erhoben wird, muss die Richterin in Gava entscheiden. Die Steuervergehen, die den Messis vorgehalten werden, könnten mit Haftstrafen zwischen zwei und sechs Jahren geahndet werden. Und selbst wenn es gar nicht zum Prozess kommen sollte: Das Image Lionel Messis ist bereits schwer beschädigt. Er war der nette, reiche Junge, ein Superstar nicht nur ohne Allüren, sondern auch ohne Skandale, der Gegenentwurf zum argentinischen Extremsportler Diego Maradona.

Bisher.

Peter Müller

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