Laut dem peruanischen Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa befindet sich die Wirtschaft Venezuelas im freien Fall. Die Bevölkerung des südamerikanischen Landes hat dies nach seiner Meinung erkannt – die Unterstützung für die aktuelle Politik ist auf ein absolutes Mindestmaß gesunken. In einem Interview äußerte sich der Schriftsteller, Politiker und Journalist auch über die Wirtschaftslage in Argentinien und verurteilte den brutalen Terroranschlag gegen das Magazin Charlie Hebdo in Paris. Llosa war der Hauptredner auf einer von der international führenden Privatbank Julius Bär organisierten Veranstaltung im Hotel “Conrad de Punta del Este” und gab während eines Interviews eine aus seiner Sicht detaillierte Analyse über die politische Realität in Lateinamerika.
“Ich gestehe, dass ich große Bewunderung für Argentinien gehegt habe. Denken Sie immer daran, dass Argentinien bereits einen sehr hohen Entwicklungsstand hatte, als drei Viertel Europas unterentwickelt waren. Im frühen zwanzigsten Jahrhunderts konnte Argentinien ein Bildungssystem nachweisen, welches zu den besten der Welt zählte und war gleichzeitig eines der ersten Länder weltweit, die dem Analphabetismus ein Ende setzten. Argentinien war ein außergewöhnliches Land mit erstaunlicher Kultur. Es war die aufgeklärteste Nation in Lateinamerika”, so Llosa.
“Wie ist es möglich, dass ein Land mit einer lebendigen Tradition in eine politische und wirtschaftliche Katastrophe wie aktuell abgleitet? Dies geschah aus rein politischen und nicht aus wirtschaftlichen Gründen, denn niemand hat Argentinien überfallen. Der Grund für das Scheitern und für die aktuelle Katastrophe hat einen Namen: Peronismus. Kein Zweifel, es ist der Peronismus. Ich bin mir sicher, dass der Peronismus bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Oktober eine Niederlage erleidet und es zu den verdienten Änderungen im Land kommen wird. Liebe argentinische Freunde, macht keine Fehler mehr”.
Während des Interviews wurde der Schriftsteller und Essayist gefragt, ob der aktuelle Rückgang der Ölpreise zum Ende des Zyklus der Bolivarischen Regierung in Venezuela führen wird. Er bezeichnete die Realität im Land als sehr düster. “Vor 10 Jahren war Chávez eine Alternative. Mit seiner Utopie der Gleichheit, Populismus und Etatismus konnte er die Mehrheit verführen. Heute sind diese Parolen vollständig verworfen. Venezuela befindet sich in einer Katastrophe – Zusammenbruch der Wirtschaft mit der zweithöchsten Kriminalitätsrate der Welt sind Realität. Die aktuelle Regierung wird allerdings zunehmend geschwächt – der Chavismus hat bei der Bevölkerung nur noch eine Minderheit. Maduro kann Wahlen nur mit mit einem riesigen Betrug, Verbrechen, Ungerechtigkeit, dem Einsperren aller Gegner und Zerstörung der Pressefreiheit gewinnen. An diesem Punkt haben die meisten Venezolaner erkannt, dass Chávez eine Lüge und eine Katastrophe war. Eine Diktatur, die kläglich versagt hat. So wie die Berliner Mauer fiel, wird die Diktatur Maduros fallen . Dies geschieht hoffentlich friedlich. Es ist eine absolute Schande, dass demokratische Regierungen die Diktatur in Venezuela nicht verurteilen. Schlimmer noch, sie äußern ihre Solidarität mit Maduro – einem korrupten Diktator und Mörder”.