Mit einem solchen Ergebnis hätte wohl niemand gerechnet. Nicht einmal die größten Optimisten unter den kolumbianischen Fans hätten sich vorstellen können, dass das gesamte Land nach einem historischen Torfestival am 5. September 1993, das in die Geschichte eingehen sollte, die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft USA 1994 feiern würde.
Die argentinische Auswahl von Alfio Basile, die die beiden letzten Copa-América-Titel geholt hatte, hätte nach der 1:2-Niederlage gegen die Mannschaft von Francisco Maturana in Barranquilla drei Wochen zuvor, die ihre Serie von 33 ungeschlagenen Spielen beendet hatte, eigentlich gewarnt sein müssen. Doch um sich zum zweiten Mal in Folge für eine WM-Endrunde zu qualifizieren, benötigte Kolumbien im legendären Estadio Monumental in Buenos Aires, in dem die Albiceleste noch nie ein WM-Qualifikationsspiel verloren hatte, unbedingt ein Unentschieden.
Die Kolumbianer begannen äußerst engagiert und gingen in der ersten Halbzeit mit 1:0 in Führung. "Natürlich hätten wir nicht im Traum daran gedacht, in Argentinien mit 5:0 gewinnen zu können", sagte Adolfo Valencia, der Architekt dieses historischen Sieges, der sich heute zum 20. Mal jährt, im Gespräch mit FIFA.com.
"Wir wussten aber, dass ein Sieg durchaus drin war, denn gegen Argentinien haben wir immer sehr gut gespielt. Was danach passierte, hat jedoch sogar uns überrascht", erzählte der ehemalige Stürmer von Bayern München, der das fünfte Tor der Cafeteros erzielte.
Die Details zum Spiel scheinen heute weniger wichtig zu sein als die Erklärung Valencias für dieses Ergebnis. "Wir haben intelligent gespielt. Unsere Mannschaft hielt den Ball über 50 Stationen in den eigenen Reihen, denn wenn man selbst im Ballbesitz ist, frustriert dies den Gegner und zwingt ihn zu Fehlern. Doch an diesem Tag musste Argentinien das Spiel machen, während wir auf sie warteten und auf Konter lauerten. Diese Taktik konnten wir nahezu perfekt umsetzen."
El Tren, der in 37 Länderspielen 14 Treffer erzielte, ist sich jedoch auch bewusst, was dieser Erfolg für den Gegner bedeutete. "Argentinien war eine mit Stars gespickte Mannschaft: Später gestand mir Simeone, dass dies die größte Niederlage seiner Karriere gewesen wäre. 'Das war sehr bitter für uns', sagte mir El Cholo kürzlich, als er mit Atlético Madrid auf Kolumbien-Tour war."
Er teilt jedoch nicht die Meinung, dass dieses Ergebnis den Kolumbianern am Ende schadete, da sie somit als Geheimfavorit zur WM-Endrunde reisten, dort jedoch nicht über die Gruppenphase hinauskamen. "Für uns war es nur das Spiel, das uns die WM-Qualifikation sicherte, auch wenn uns dieser Sieg natürlich einen zusätzlichen Motivationsschub für die Endrunde gegeben hat. Wem ginge es nicht so, wenn er einen Kantersieg in Argentinien gefeiert hat?"
Für Valencia gab es andere Gründe für das frühzeitige Ausscheiden: "Das war eine großartige Mannschaft: Valderrama, Asprilla, Rincón. Wir verstanden uns blind. Wir waren die besten Spieler Kolumbiens, ähnlich wie dies auch auf die heutige Nationalmannschaft zutrifft. Damals spielten die Gegner gegen uns so, wie wir in diesem Spiel gegen Argentinien aufgetreten sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir weiter gekommen wären, wenn wir diese Taktik gegen die USA wiederholt hätten, anstatt selbst das Spiel zu machen", analysierte der mittlerweile 45-Jährige die 1:2-Pleite gegen den Gastgeber, die damals das Ausscheiden besiegelte.
El Tren gestand, dass er nicht müde wird, sich an jedem Jahrestag die Tore nochmals anzusehen. "Jedes Jahr an diesem Tag werden diese Bilder erneut gezeigt. Es freut mich, dass unsere Kinder wissen, was wir damals erreicht haben. Wir könnten diese Partie 100 Mal wiederholen - ein solches Ergebnis würde es jedoch nicht mehr geben. Das 5:0 ging nicht nur in die Annalen des kolumbianischen Fussballs, sondern sogar in die Geschichte des Weltfussballs ein!"