Unglück in Argentinien Zug rast übers Gleisende hinaus – FAZ

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Dieser Zug hätte vor dem Bahnsteig bremsen sollen.

At least 80 injured in train accident in Buenos Aires

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Dieser Zug hätte vor dem Bahnsteig bremsen sollen.

Bei dem dritten schweren Eisenbahnunglück in Argentinien innerhalb von 20 Monaten sind am Samstag mehr als hundert Personen verletzt worden, unter ihnen fünf schwer. An demselben Bahnsteig im Bahnhof Once, an dem im Februar 2012 ein Nahverkehrszug mit hoher Geschwindigkeit auf den Prellbock nahezu ungebremst aufgefahren war, ist eine Triebwagengarnitur über das Gleisende hinausgefahren, gegen das Dach geprallt und erst kurz vor der Eingangsschranke zum Stehen gekommen. Der Zug war nach Angaben von Innenminister Randazzo mit 22 Stundenkilometern statt der maximal zulässigen Geschwindigkeit von 12 Stundenkilometern eingefahren. Passagiere berichteten, dass der Sicherheitsmechanismus versagt habe und sich die Türen nicht hätten öffnen lassen.

Der Lokführer ist verletzt in ein Krankenhaus gebracht und unter Polizeiaufsicht gestellt worden. Die Festplatte der Sicherheitskamera aus der Zugführerkabine sei in seiner Aktentasche gefunden worden, sagte Randazzo. Gewerkschaftsvertreter bestritten, dass er mit seinen Verletzungen in der Lage gewesen sei, das Beweisstück zu entwenden und argwöhnten, ihm sei dies untergeschoben worden. Passagiere aus dem Unglückszug beschimpften ihn und bezeichneten ihn als „Mörder“.

Es kam auch der Verdacht auf, das Unglück könnte durch „Sabotage“ verursacht worden sein, um die Regierung angesichts der am kommenden Sonntag bevorstehenden Parlementswahlen zu desavouieren. Präsidentin Kirchner, die sich von ihrer Schädeloperation erholt und laut ärztlicher Verordnung eine mehrwöchige strikte Ruhephase einhalten muss, sei nicht über das Unglück informiert worden, sagte Randazzo.

Reisende berichten von Bremsproblemen

Randazzo und die Betreiber der seit dem ersten Unglück unter staatliche Aufsicht gestellten Sarmiento-Eisenbahnlinie versicherten, der Zug sei in ordnungsgemäßem technischen Zustand gewesen. Reisende berichteten jedoch, es habe offenbar schon auf den vorangegangenen Bahnhöfen Probleme beim Bremsen gegeben.

Kritiker der Verkehrspolitik der Regierung der Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner bemängeln, dass seit dem ersten Bahnunglück und einem Zusammenstoß zweier Züge im vergangenen Juni, bei dem drei Passagiere getötet und mehr als 300 verletzt wurden, entgegen vollmundiger Versprechungen der marode Eisenbahn-Nahverkehr im Großraum Buenos Aires nicht sicherer geworden sei. Insbesondere fehle es an Sicherheitssystemen, die Züge bei Gefahr und bei Fehlbedienung des Lokführers automatisch zum Stehen bringen. Auf der Sarmiento-Linie, die sich zuletzt in besonders vernachlässigtem Zustand befand, sind bisher bei Unfällen 54 Personen getötet und mehr als 1100 verletzt worden. Auch auf den anderen Linien kommt es regelmäßig zu Zwischenfällen wie Entgleisungen oder Havarien von Zügen.

Opfer der früheren Katastrophen halten der Regierung vor, sie versuche lediglich mit kosmetischen Aktionen, etwa einem Neuanstrich der völlig veralteten Garnituren, den Eindruck einer Erneuerung zu erwecken. Von den Hunderten nagelneuer Waggons, die laut Ankündigung der Regierung in China gekauft wurden, sind bisher nur wenige und die nicht alle Tage in Betrieb.

Die Vernachlässigung des Eisenbahnsystems reicht nach Ansicht der Kritiker bis zu den Anfängen der Kirchner-Regierung 2003 zurück. Seitdem seien Millionenbeträge an staatlichen Subventionenan an die Betreiberfirmen der Eisenbahnlinien gezahlt worden, doch sei davon nichts in die Instandhaltung oder Modernisierung des Schienennetzes und Waggonparks investiert worden. Gegen zwei Verkehrssekretäre der Kirchner-Regierung laufen Prozesse wegen mutmaßlicher Korruptionsvergehen.

Quelle: FAZ.NET
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Zug rast übers Gleisende hinaus

Unglück in Argentinien

Zug rast übers Gleisende hinaus


Von Josef Oehrlein, Buenos Aires

Mehr als 100 Personen sind verletzt worden, als ein Zug in einem argentinischen Bahnhof seine Gleise verlassen hat. Am selben Bahnsteig ist schon im vergangenen Jahr ein Unglück passiert.

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