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Wirtschafts-Nachrichten
UN-Vollversammlung beschließt Resolution gegen Geierfonds
Die UN-Vollversammlung stimmte am 9. September mit überwältigender Mehrheit
für eine Resolution zum Schutz von Staaten vor Geierfonds. Die Resolution war
auf Anregung Argentiniens von den G-77 Staaten plus China eingebracht worden
und fordert eine „verbindliche Regelung für Schuldenverhältnisse im Fall der
Zahlungsunfähigkeit“. Damit sollen Sabotageversuche von Geierfonds gegen
Umschuldungen, wie jetzt im Falle Argentiniens, verhindert werden. 124 Staaten
stimmten mit Ja, 11 (darunter die USA, Deutschland und Japan) mit Nein, 44
enthielten sich.
Die sichtbar glückliche argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de
Kirchner sagte am selben Abend in einer Fernsehansprache: „Wir alle sollten
auf diesen diplomatischen Erfolg ... sehr stolz sein, der nicht nur
Argentinien betrifft, sondern alle achtbaren Nationen, die die Rechte ihrer
Menschen verteidigen.“ Sie dankten allen Ländern, die den Vorstoß unterstützt
hatten - insbesondere der G-77 und China - und auch den Staaten, die sich
„wegen ihrer Verpflichtungen“ enthielten. Dann sagte sie über die elf Länder,
die abgelehnt hatten:
„Vielleicht werden sie eines Tages begreifen, daß wir eine ausgeglichenere
Welt brauchen, eine gerechtere, mit mehr Tauben und weniger Geiern. Wir haben
genug von Falken und Geiern! ... Die großen Nationen mögen weggesehen haben,
aber sie wissen, daß es nicht Argentiniens Zukunft ist, die hiervon abhängt,
sondern die Zukunft der ganzen Welt.“
Argentinischer Außenminister besucht Ägypten
Am Wochenende des 13./14. September besuchte der argentinische
Außenminister Hector Timerman mit einer großen Wirtschaftsdelegation Ägypten,
wo er sich mit Präsident Al-Sisi und Außenminister Sameh Shoukry traf.
Die Zusammenarbeit beider Länder hat eine lange Geschichte, seit den
Regierungen von Juan Peron in Argentinien und Gamal Abdel Nasser in Ägypten
nach dem Zweiten Weltkrieg. Shoukry erklärte stolz, daß sein Schwiegervater
während der ersten Regierung Peron Botschafter in Buenos Aires und er selbst
dort in den 80er Jahren an der Botschaft tätig war. Er wird 2015 Argentinien
besuchen. Die Außenminister betonten in einer gemeinsamen Erklärung, beide
Länder hätten das Ziel, „die Entwicklungsländer zu verteidigen“.
Timerman bedankte sich insbesondere für den großen Einsatz der Ägypter für
die Schuldenresolution bei der UN-Vollversammlung (siehe oben). Wie es in
einer Presseerklärung des argentinischen Außenministeriums heißt, sprachen die
beiden Minister über „den Hintergrund und das zukünftige Vorgehen“ in Bezug
auf die Resolution gegen die „perversen Geierfonds“. Die UN-Vollversammlung
wird sich im nächsten Jahr wieder mit dem Thema befassen.
Mit Präsident Al-Sisi sprach Timerman über Argentiniens Interesse am
„enormen Potential“ der ägyptischen Landwirtschaft und Agrartechnik sowie
Zusammenarbeit im Kernkraftbereich. Das argentinische Unternehmen INVAP hatte
vor einigen Jahren Ägypten schon einen Forschungsreaktor und eine
Radioisotopenanlage geliefert.
Außerdem traf sich Timerman mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga,
Nabil Elaraby, und sprach mit ihm über Terrorismusbekämpfung und andere
Themen. Er betonte, wenn Argentinien im nächsten Monat turnusgemäß den Vorsitz
im UN-Sicherheitsrat übernehme, werde es sich auch besonders für die Belange
der Palästinenser einsetzen.
Parallel dazu flog am 14. September Argentiniens Industrieministerin Debora
Giorgi mit einer über hundertköpfigen Wirtschaftsdelegation nach Moskau. Man
rechnet mit dem Abschluß von Verträgen im Wert von 5 Mrd.$, davon 4 Mrd.
argentinische Nahrungsmittelexporte als Ersatz für EU-Erzeugnisse. Argentinien
kann Berichten zufolge u.a. sofort zusätzlich Geflügel, Wein, Milchprodukte,
Trockenobst und Meeresfrüchte liefern. Auch Landmaschinen dürften sehr gefragt
sein.
Ägypter investieren im patriotischen Geist in den Neuen Suezkanal
Die Entscheidung der ägyptischen Regierung, den Bau des Neuen Suezkanals
durch den Verkauf von Investmentanteilen an die eigenen Bürger zu finanzieren,
ist ein Riesenerfolg. Allein an den ersten sechs Tagen wurden Papiere für 39
Mrd. Ägypt. Pfund (LE = 5,5 Mrd.$) verkauft. Die Gesamtkosten betragen 60 Mrd.
LE, und die optimistischste Prognose war gewesen, daß die Bevölkerung davon 20
Mrd. beisteuere und der Rest über Kredite finanziert werden müsse.
Die große Zeitung Al Ahram schrieb, die Papiere „gehen weg wie warme
Semmeln“. Eine junge Frau sagte dem Blatt: „Mein Geld ist für das Land, die
Rendite von 100 LE ist nicht so wichtig.“
Es werden Anleihen mit fünf Jahren Laufzeit zu 10, 100 und 1000 LE
verkauft, mit 12% Zins und staatlicher Garantie. Zentralbankchef Hescham Rames
zufolge kamen 90% der Einnahmen von Privatpersonen, nur 10% von Institutionen
wie Versicherungen und Rentenkassen. Nur drei Staatsbanken bieten die Papiere
an, sie mußten wegen der großen Nachfrage die Öffnungszeiten verlängern. Viele
Ägypter räumen für den Kauf von Anteilen ihr Sparkonto leer oder erwerben sie
als sichere Geldanlage für ihre Kinder.
Einige Freimarktanhänger aus der Finanzwelt hatten behauptet, die Methode
werde sich nachteilig auf die Kreditvergabe der Banken und damit die
Volkswirtschaft auswirken, aber das Gegenteil ist der Fall.
Gleichzeitig fiel in Kairo der Dollarkurs, weil die Ägypter lieber die
Zertifikate kaufen als Dollars, die sie in der Matratze aufbewahren oder auf
Auslandskonten einzahlen. Nun investieren sie in ein nationales Projekt, das
schon jetzt für Tausende Menschen Arbeit schafft.
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