Brasilia-Rom, 18.03.2015 (KAP/KNA) Der britische Ultra-Lefebvrianer und Holocaust-Leugner Richard Williamson (75) will nach Informationen traditionalistischer Internet-Blogs einen oder mehrere neue Bischöfe weihen. Die nach katholischem Kirchenrecht unerlaubte, aber gültige Weihe soll am Donnerstag (Ortszeit) im brasilianischen Benediktinerkloster Santa Cruz in Nova Friburgo statt wie der Blog "Rorate Caeli" am Mittwoch berichtet.
Weihekandidat ist demnach der Franzose Jean-Michel Faure (73). Der Nachfolger Williamsons als Leiter des Priesterseminars von La Reja in Argentinien wurde 1977 vom Gründer der Priesterbruderschaft Pius X. (FSSPX), Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), zum Priester geweiht. 2013 brach er, wie Williamson 2012, mit dem derzeitigen Generaloberen der Piusbrüder, Bernard Fellay. Der Schweizer ist in den Augen von Williamson und Faure zu kompromissbereit gegenüber Rom.
Der lateinamerikanische Traditionalisten-Blog "Non possumus" nennt als weiteren Kandidaten den traditionalistischen Dominikaner Frere Innocent-Marie. Die von ihm gegründete schismatische Gemeinschaft in Avrille schied 2014 ebenfalls im Streit von den Piusbrüdern. Innocent-Marie, mit bürgerlichem Namen Jean-Francois Chassagne, war früher Vorsitzender der Katholischen Jugendbewegung Frankreichs (MJCF).
Mit einer Bischofsweihe ohne Genehmigung des Papstes würde sich Williamson nach katholischem Kirchenrecht automatisch die Exkommunikation zuziehen. Dies würde die bestehende Kirchenspaltung verlängern und wäre eine Wiederholung der Vorgänge von 1988. Damals hatten sich Lefebvre, der einige Jahr zuvor und noch mit Billigung des Papstes die FSSPX gegründet hatte, und die vier von ihm geweihten Bischöfe - darunter Fellay und Williamson - selbst exkommuniziert.
Benedikt XVI. hob Exkommunikation auf
Als Versöhnungsgeste hob Papst Benedikt XVI. (2005-2013) die Exkommunikation 2009 auf, um mit den Piusbrüdern über eine Rückkehr zur Kircheneinheit verhandeln zu können. Williamson sabotierte die Einigungsbemühungen und veröffentlichte interne Dokumente im Internet, obwohl Vatikan und FSSPX Stillschweigen über die theologischen Verhandlungen vereinbart hatten. Der Generalobere Fellay beklagte damals, er werde von den eigenen Leuten hintergangen. Im Oktober 2012 wurde Williamson wegen Illoyalität aus der Bruderschaft ausgeschlossen.
In einem in Bayern geführten TV-Interview hatte Williamson zudem im November 2008 zum wiederholten Mal den Holocaust geleugnet. Nicht sechs Millionen, sondern lediglich 300.000 Juden seien von den Nazis ermordet worden. Gaskammern habe es nicht gegeben. Dieses Interview wurde im Jänner 2009 ausgestrahlt, genau an dem Tag, als Benedikt XVI. die Rücknahme der Exkommunikation für die vier Bischöfe der FSSPX verkünden ließ. Internationale Proteste waren die Folge. Williamson lebt seitdem in England. In Deutschland ist ein Urteil wegen Volksverhetzung gegen Williamson rechtskräftig. In Argentinien gilt ein Einreiseverbot für ihn.
Auch Franziskus schließt Tür zu Piusbrüdern nicht
Ein erster Anlauf zu theologischen Einigungsgesprächen zwischen dem Vatikan und der FSSPX erreichte 2012 keine Einigung. Die 1988 gegen den ausdrücklichen Willen von Papst Johannes Paul II. durchgeführten Bischofsweihen von Fellay, Williamson und zwei weiteren Bischöfen sind laut Kirchenrecht unrechtmäßig, aber gültig. Allerdings dürfen sie und die von ihnen Geweihten in der katholischen Kirche keine priesterlichen Funktionen ausüben.
Im September 2014 kam in die seit längerem festgefahrenen Gespräche zwischen der FSSPX und dem Vatikan wieder Bewegung, indem der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, mit FSSPX-Generaloberen Bernard Fellay zusammentraf. Müller und Fellay vereinbarten, "schrittweise und in vernünftigen Zeiträumen auf eine Überwindung der Schwierigkeiten hinzuarbeiten". Sie hofften auf eine "vollständige Versöhnung", so der Vatikan. Gegenstand der Unterredung seien "einige doktrinale und kirchenrechtliche Probleme" gewesen. Das Klima des zweistündigen Gesprächs beschrieb der Vatikan als "herzlich".
Den Angaben zufolge nahmen an dem Treffen auch der Sekretär der Kommission "Ecclesia Dei", Erzbischof Guido Pozzo, sowie deren stellvertretender Präsident Erzbischof Josephe Augustine Di Noia, sowie die beiden Sekretäre Fellays, P. Nikolaus Pfluger und P. Alain-Marc Nely, teil. Laut Westschweizer katholischer Nachrichtenagentur APIC ging die Initiative zum Neustart des Dialogs von Franziskus selbst aus.
Papst Franziskus machte seit Beginn seiner Amtszeit im März 2013 deutlich, dass er wie sein Vorgänger Benedikt XVI. eine Einigung mit den Piusbrüdern anstrebe und an einer Wiederaufnahme der abgebrochenen Gespräche interessiert sei. Franziskus hatte in Argentinien manche Kontakte zur FSSPX unterhalten. Ende 2013 traf er - "zufällig", wie danach betont wurde - mit Fellay zusammen. Die Begegnung im Dezember hatte im Speisesaal des Gästehauses Santa Marta stattgefunden, wo der Schweizer mit Mitgliedern der zuständigen Vatikankommission "Ecclesia Dei" zu Abend aß.
Müller: "Tür steht offen, wir schließen sie nicht"
Seit geraumer Zeit kursiert im Vatikan für den Kontakt zu den Piusbrüdern die Formel "Geduld und Festigkeit": Die vorgelegte dogmatische Präambel sei "gleichsam die Tür, durch welche die Piusbruderschaft und die ihr zugehörenden Personen in die volle Gemeinschaft der Kirche eintreten können", betonte Müller mehrfach. "Diese Tür steht offen, wir schließen sie nicht. Aber es gibt auch kein Hintertürchen."
Der Papst stellte wiederholt klar, wie wichtig für ihn ein entschiedenes Festhalten an dem vom Konzil eingeschlagenen Kurs der Kirche ist, und dass es kein Zurück hinter das Konzil geben dürfe. Abstriche oder Kompromisse am kirchlichen Lehramt und den Konzilien, einschließlich des Zweiten Vaticanums, dürfte es demzufolge nicht geben. Zugleich signalisierte Franziskus aber auch eine Offenheit in Fragen der Liturgie und ihrer alten Form, wenn dabei die Einheit der Kirche gewahrt bleibe.