Über die Usancen in Argentinien

 

„Niemand weiß, wie hoch die jährliche Inflationsrate liegt“, so ein Freund. „Die meisten denken, dass sie bei rund 40% liegt.“ Alleine darauf basierend sollte es offensichtlich sein, warum der Peso fällt – offensichtlich für jeden bis auf den 42jährigen Wirtschaftsminister Argentiniens, Axel Kicillof.

 

Frei übersetzt aus der Zeitung “El Clarín“: Es gebe laut Kicilloff „keinen wirtschaftlichen oder finanziellen Grund dafür, dass der Peso bei einem Verhältnis von 15 zum Dollar steht“. Das sagt alles!

 

Die Festsetzung von Preisen

 

Das argentinische Parlament hat für ein Gesetz gestimmt, welches der Regierung die Macht gibt, die Wirtschaft stärker zu kontrollieren. Ja, neben anderen Dingen gibt das Gesetz der Regierung die Möglichkeit, „Maximal- und Minimalpreise“ festzulegen, und dabei was auch immer für notwendige Maßnahmen zu nutzen. Man könnte wahrscheinlich denken, was für eine neue und clevere Art, die Preise von einem Anstieg abzuhalten: Einfach die Preise selber festlegen. Warum hat da vorher noch niemand dran gedacht?

 

Natürlich hat es das schon gegeben. Viele Male. Und jedes Mal war es ein Desaster. Wenn man die Preise zu niedrig festsetzt, gibt es Knappheit. Und wenn man sie zu hoch festsetzt, sind die Regale überfüllt mit unverkauften Gütern. Es sollte für jeden offensichtlich sein, dass nur der Markt die perfekten Preise kennt. Argentinien ist ein Abenteuer. Sogar für die Argentinier. Ich bewundere ihre Bereitschaft, mit einer Politik zu experimentieren, von der bereits bewiesen ist, dass sie nicht funktioniert. Die Argentinier sind immer bereit, es nochmal zu versuchen.

 

Auf den Pampas werden Inflation, Steuern und Regulierungen gesehen, als ob sie absichtlich dazu erschaffen seien, Wirtschaftswachstum zu verhindern. Jeder, der ein Unternehmen leitet, muss Wege finden, damit klarzukommen. Vor kurzem konnte ich für meine Traktoren keine Ersatzteile bekommen…und keine neuen Reifen…wegen Importbeschränkungen. Ich versuchte, mir die Dinge aus den USA schicken zu lassen, aber die lagen beim Zoll fest. Und zu versuchen, über Einkommen und Ausgaben den Überblick zu behalten, ist ein Albtraum… Vor kurzem verbrachte ich Zeit mit einem Buchhalter und versuchte einen Sinn zu erkennen.

 

Er erklärte mir, dass der normale Geschäftsmann vier Arten von Büchern hat. „Eins ist für das, was wirklich passiert…mit einigen Transaktionen in `weiß´ (offizieller Wechselkurs) und einigen Transaktionen in `schwarz´, welche nicht angegeben werden. Das beinhaltet auch die Wechselkurse von Dollar zu Pesos – einige offiziell, bei der Bank, und andere sagen wir inoffiziell, auf der Straße.“

 

„Ein weiteres zeigt die wirtschaftlichen Transaktionen in schwarz und weiß, aber alle Wechselkurse sind der offizielle Wechselkurs.“

 

„Und dann will man normalerweise noch nur die wirtschaftlichen Transaktionen in weiß messen…wir zeigen nicht das Geld, das wir `schwarz´ erhalten haben…oder die Zahlungen, die wir in `schwarz´ geleistet haben…“

 

„Und natürlich haben wir dann noch die Buchführung, welche wir der Regierung zeigen – nur die Transaktionen in `weiß´ mit den offiziellen Wechselkursen. Das ist natürlich reine Phantasie.“ Mein Kopf schwamm. „Man gibt die Transaktionen in Cash nicht an?“ fragte ich. „Nein, wir haben keine Buchführung dafür.“ „Warum geben Sie nicht Kaufbelege und Quittungen aus?“

 

„Oh, die Gegenpartei würde das nicht akzeptieren…die müsste dann erklären, wo das Geld herkommt.“ „Nun…woher kam das Geld?“ „Es ist schwarzes Geld. Damit wurde wahrscheinlich etwas an jemand anderen verkauft…der auch keinen Beleg wollte.“ „Nun, was tut man dann mit diesem schwarzen Geld?“ „Damit bezahlen wir unsere Arbeiter. Oder kaufen Dinge. Alles Mögliche. Aber wir müssen auch weißes Geld nutzen.“ „Warum? Es sieht so aus, als ob alles mit schwarzem Geld läuft.“

 

„Nein, nein…man braucht auch weißes Geld. Das weiße Geld ist die Art und Weise, von der Kicillof denkt, dass die Wirtschaft funktioniert. Wir müssen ihm genug Aktivität in weiß zeigen, damit er nicht nach dem schwarzen Geld sucht.“

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