Buenos Aires (APA/dpa) - Zu Weihnachten hat eine Gründerin der bekannten argentinischen Menschenrechtsgruppe „Großmütter der Plaza de Mayo“ ein bitteres Wechselbad der Gefühl erlebt. Am Heiligen Abend stellte sich bei Maria Isabel Chorobik de Mariani (92) eine Frau als ihre vor 39 Jahren während der Militärdiktatur verschwundene Enkelin vor.
Als Beweis legte sie einen DNA-Test eines privaten Labors in Cordoba vor. Doch amtliche Gen-Vergleiche kamen schließlich zu dem Ergebnis: Es gibt keine Übereinstimmung, die Frau ist nicht die gesuchte Clara Anahi. Präsident Mauricio Macri hatte da bereits gratuliert und von einem „Triumph auf der Suche nach der Wahrheit“ gesprochen.
Auf einer Pressekonferenz sprach Marianis Biograf Juan Martin Ramos Padilla von einem „Kommunikationsfehler“. Aus Freude über die vermeintliche Wiedervereinigung der beiden Frauen habe die Stiftung Anahi zu schnell die Öffentlichkeit informiert, ohne den Abgleich mit der zentralen Gendatenbank für die Fälle von Vermissten abzuwarten. Mariani sei „sehr traurig und verletzt“, berichtete er der Zeitung „Clarin“ zufolge. „Wir sind in Sorge um ihre Gesundheit.“ Viele Dinge lägen noch im Dunkeln - so muss geklärt werden, wie der wohl falsche DNA-Test entstanden ist, und warum die Frau glaubte, Anahi zu sein.
Marianis Enkelin war 1976 im Alter von drei Monaten verschwunden, ihre Eltern, die der linksgerichteten Guerillagruppe Monteneros nahestanden, wurden ermordet. Nach jahrzehntelanger Suche und einem Treffen mit der vermeintlichen Clara Anahi wandte sich Mariani an die Behörden, die einen Abgleich mit den Daten ihrer Familie vornahmen, die in einer zentralen Gendatenbank gespeichert sind. Dies brachte nach Angaben von Generalstaatsanwalt Pablo Parenti einen eindeutigen negativen Befund.
Zuvor hatte die Stiftung Anahi unter Berufung auf das private Gutachten der angeblichen Enkelin noch mitgeteilt, die Daten beider Frauen stimmten zu 99,9 Prozent überein. Nun bleibt weiter unklar, ob Anahi überhaupt noch lebt.
Tausende Menschen, die als links oder subversiv galten, wurden während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 ermordet. Die Großmütter der Plaza de Mayo, die sich nach dem Platz des Regierungssitzes in Buenos Aires benannt haben, suchen noch rund 400 in dieser Zeit verschwundene Kinder. Bisher wurden 119 der damaligen Opfer wiedergefunden.