Transfers, Triumphe und Titelpremieren

Im aktuellen Statistik-Rückblick von FIFA.com geht es in dieser Woche um die internationalen Erfolge der USA, Englands und Schwedens ebenso wie um einen weiteren Rekordtransfer aus Porto.

105 Jahre des Wartens haben seit Sonntag ein Ende: Chile gewann mit der Copa América erstmals einen großen Titel. Dazu passte, dass der Gegner der Roja ausgerechnet Argentinien war – just jene Mannschaft also, gegen die Chile im Mai 1910 sein erstes Länderspiel bestritt. Der lang ersehnte chilenische Erfolg stellte sich nach genau 173 Partien bei der Südamerikameisterschaft seit der ersten Copa América im Jahr 1916 ein. Doch während die Durststrecke der einen Mannschaft endete, ging die des Endspielgegners weiter. Argentinien ist nun schon 22 Jahre ohne einen großen Titel. Von allen früheren Gewinnern der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ wartet allein England (mit 49 Jahren) länger auf eine Trophäe für seine Nationalmannschaft. Die Albiceleste verlor zuletzt alle sieben erreichten Endspiele im Seniorenbereich. Drei dieser Niederlagen ereigneten sich bei der Copa América (2004, 2007 und 2015) und Javier Mascherano stand bei allen drei Gelegenheiten in der Mannschaft. Damit ist er der Spieler mit den meisten zweiten Plätzen in der Geschichte der Südamerikameisterschaft.

61 Jahre nach dem Beitritt zur UEFA und 111 Jahre nach Gründung seines nationalen Fussballverbands konnte Schweden vergangene Woche endlich einen europäischen Titel feiern. Der Sieg bei der UEFA U-21-Europameisterschaft war der erste Erfolg für die Skandinavier im UEFA-Männerbereich und die Krönung eines beeindruckenden Turniers mit einem dramatischen Elfmeterschießen gegen Portugal als Gipfel. Auch für die Südeuropäer wäre es der erste Titel für eine U-21 gewesen, aber im Gegensatz zu ihrem Endspielgegner konnten sie in verschiedenen anderen Altersklassen zuvor schon sieben kontinentale Triumphe feiern – ganz zu schweigen von diversen FIFA U-20-Weltmeisterschaften. Doch es gewannen die Schweden und wurden damit zum zehnten Gewinner der 20. Auflage einer U-21-Europameisterschaft. Rekordhalter Italien (fünf Titel) wurde übrigens ebenso wie England bereits in der Vorrunde von den späteren Turniersiegern bezwungen. Die Mannschaft von Trainer Hakan Ericson führt damit das europäische Kontingent beim Olympischen Fussballturnier der Männer an – jenem Wettbewerb, in dem Schweden mit der Goldmedaille 1948 seinen bislang größten Erfolg zu verzeichnen hatte.

35 Millionen Euro ließ sich Atlético Madrid in der vergangenen Woche den Transfer des kolumbianischen Stürmers Jackson Martinez kosten. Eine wirklich Überraschung war die Dimension des Wechsels indes nicht unbedingt, denn erstens ist Martinez ob seiner Qualitäten ausgesprochen begehrt und zweitens ist der abgebende Verein für seine guten Abschlüsse bekannt. Kein anderer Klub erzielt höhere Transfererlöse als der FC Porto. Für die Portugiesen ist Martinez schon der neunte Wechsel, der ihnen über 30 Millionen Euro in die Kassen spült. Alle anderen Vereine konnten höchstens fünf Spieler in dieser Preisklasse verkaufen. Seit dem Gewinn der UEFA Champions League im Jahr 2004 hat Porto weit über 500 Millionen Euro an Transfererlösen für Deco, Pepe, Hulk, James Rodriguez, Danilo und andere Spielern eingenommen. Die Verpflichtung von Martinez war dabei noch nicht einmal Transferrekord für Atletico. Das bleiben auch weiterhin die 40 Millionen Euro für Radamel Falcao, überwiesen 2011 ... an den FC Porto.

3 Titel bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ ist die neue Bestmarke, die es ab sofort zu brechen gilt. Aufgestellt hat sie die USA mit ihrem spektakulären Sieg im Endspiel von Kanada 2015 am Sonntag. Angeführt von der dreifachen Torschützin Carli Lloyd überflügelten die Stars and Stripes mit dem 5:2 über Japan die DFB-Auswahl und stehen nun in der ewigen Rangliste allein auf Platz eins. Das Finale war dabei in gleich mehrfacher Hinsicht rekordverdächtig. Zunächst einmal war es das bislang torreichste Endspiel einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft überhaupt. Schon nach 27 Minuten war die von denselben Mannschaften vor vier Jahren aufgestellte Bestmarke von vier Toren in einem Finale erreicht. Und in einem Duell, in dem zuvor keine Mannschaft vor der 20. Minute getroffen hatte, lagen die USA nach gerade einmal 16 Minuten mit sage und schreibe 4:0 vorn. In dieser Zeit avancierte auch Lloyd, die herausragende Spielerin des Turniers, zur ersten Frau, der in einem WM-Finale drei Tore gelangen. Mit diesem Ergebnis riss auch Japans Serie von zuvor neun ungeschlagenen Spielen bei FIFA Frauen-Weltmeisterschaften und die USA rückten zudem das Kräfteverhältnis in den direkten Duellen zurecht. Nach Siegen steht es jetzt recht einseitig 25:1 für die Amerikanerinnen. Einer der wenigen Rekorde, die das Team von Jill Ellis nicht brach, war der für die längste Zeitspanne ohne Gegentor. Diesen hält weiterhin Deutschland (sechs Spiele und 679 Minuten), nachdem Hope Solos Serie von fünf Spielen ohne Gegentor nach 539 Minuten riss.

0 Siege in 20 Aufeinandertreffen mit Deutschland lautet die Statistik, die seit dem englischen Erfolg am Samstag keinen Bestand mehr hat. In den vorigen Duellen hatte es 18 Niederlagen und lediglich zwei Unentschieden für die Fussballerinnen von der Insel gegeben. Nun konnten sie nicht nur diesen Bann brechen sondern gewannen bei dieser Gelegenheit auch noch das Spiel um den dritten Platz bei der FIFA Frauen-WM in Kanada. Darüber hinaus ist es nicht nur das bisher beste Abschneiden einer englischen Mannschaft bei dem Turnier, es ist auch das beste bei einer A-Weltmeisterschaft überhaupt seit dem legendären Triumph der Männer 1966. Fara Williams erzielte das so wichtige einzige Tor des Tages und avancierte damit zugleich vor ihrer ehemaligen Mannschaftskameradin Kelly Smith zur besten Länderspieltorschützin ihres Landes aller Zeiten. Es war das dritte Spiel um einen dritten Platz bei der Frauen-Weltmeisterschaft, das erst in der Verlängerung entschieden wurde, und für Deutschland eine Premiere der negativen Art. Denn der DFB-Auswahl gelang zum ersten Mal in zwei Spielen in Folge kein Tor. Das war der Mannschaft zuvor noch nie passiert.

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