Tennis: Davis-Cup-Team will bei Neuanfang überraschen

Die Chancen auf den ersten Tennis-Sieg in Argentinien stehen beim Kapitäns-Debüt von Carsten Arriens gar nicht so schlecht: Die Gastgeber haben nach der Absage von Top-Star Juan Martin Del Potro, mäßigen Leistungen und Verletzungssorgen gehörigen Respekt vor Rückkehrer Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer.

Besonders ankommen wird es beim Erstrundenmatch im Estadio Mary Teran de Weiss auf Kohlschreiber, der das Eröffnungseinzel gegen Carlos Berlocq bestreiten wird. „So haben wir uns das gewünscht“, sagte Arriens nach der Auslosung. Kohlschreiber kann für Florian Mayer vor dessen Partie gegen Juan Mónaco vorlegen und sich für das Doppel am Samstag mit Christopher Kas länger erholen. Gegner sind dann Altmeister David Nalbandian und Horacio Zeballos.

Beim 1:4 gegen Argentinien vor einem Jahr in Bamberg hatte Kohlschreibers krankheitsbedingte Absage zu langen Querelen und letztlich zum Rücktritt von Teamchef Patrik Kühnen geführt. Unter Arriens hat der 19. der Weltrangliste nun die Führungsrolle inne und genießt das Comeback. „Es ist natürlich sehr schön“, sagte der 29-Jährige und gestand: „Das Kribbeln kommt. Einerseits ist es unangenehm, aber auch sehr schön, dass es wieder losgeht.“

Mayer schätzte die Chancen im Vorfeld auf 50:50 ein, obwohl Tommy Haas nicht zusagen mochte und Philipp Petzschner nach seinem Muskelfaserriss fehlt. „Die Situation ist ganz gut für uns“, unterstrich Mayer. „Es wäre natürlich schön, wenn Philipp uns in Führung bringen könnte, dann wäre der Druck auf Juan Mónaco größer, den Ausgleich schaffen zu müssen.“

So könnte es kommen, denn Kohlschreiber präsentierte sich in der flimmernden Sommerhitze von Buenos Aires bisher stark. Bei einem Trainingsmatch am Mittwoch besiegte er Mayer klar, so dass der sonst so ruhige Bayreuther frustriert seinen Schläger demolierte.

Für die Deutschen spricht trotz sechs Niederlagen in bisher acht Vergleichen noch anderes. „Es ist sicher eine Schwächung, dass Del Potro nicht spielt“, betonte Kohlschreiber. Der Weltranglisten-Zwölfte Mónaco schied bei den Australian Open zuletzt sofort aus. Zudem sieht es in den direkten Vergleichen gut aus: Kohlschreibers Bilanz gegen Mónaco ist mit 2:2 ausgeglichen, gegen Berlocq mit 3:1 positiv. „Er ist ein harter Arbeiter“, meinte Kohlschreiber über den 68. der Weltrangliste. Berlocq will aggressiv auftreten: „Ich muss zu 100 Prozent meine Chancen nutzen. Wir können hoffentlich zum Auftakt dieses Pünktchen holen.“

Mayer gewann dank seines variablen Spiels sogar fünf von sechs Partien gegen Mónaco und den einzigen Vergleich gegen Berlocq. Aber: Im letzten Einzel könnte David Nalbandian warten, den Mayer nur einmal in bisher vier Vergleichen bezwang. Man sei auf dessen möglichen Einsatz vorbereitet, sagte Arriens. „Das muss der Kapitän entscheiden“, sagte Nalbandian am Donnerstag dazu.

Nalbandian hat wegen einer Blessur seit fünf Monaten kein offizielles Match gespielt. Der 31-Jährige lobte die deutschen Kontrahenten in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa und unterstrich, wie wichtig der Heimvorteil für die Argentinier ist. Nur: Im 13 000 Zuschauer fassenden Stadion im Parque Roca im Südwesten der Elf-Millionen-Metropole werden auch wegen eines Feiertages möglicherweise nur 5000 Fans kommen und Stimmung machen.

Die momentane Hitze soll sich nach Gewittern ab Samstag verziehen – auch gut für die Deutschen. Sollte das DTB-Team tatsächlich überraschen, würden im Viertelfinale wohl die zuletzt viel zu starken Franzosen warten. Bei einer Niederlage heißt es auch für Arriens gleich: Abstiegskampf.

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