Tango bis tief in die Nacht

Bad Steben - Drei volle Tage lang hat sich der edle Bad Stebener Kurhaussaal in einen Ballsaal verwandelt. Von früh bis spät schallte argentinische Tangomusik durch den Raum. Fortgeschrittene, die zum Großteil eine weite Anreise in Kauf nahmen, nutzten die Gelegenheit, ausgiebig ihrer Leidenschaft zu frönen. Aber auch Anfänger übten die ersten Schritte unter Anleitung von Tanzlehrern.

An beiden Abenden legten die beiden Berliner DJs Alejandra Soto Zerpa und Martin in bewährter Weise stimmungsvolle und abwechslungsreiche Musik auf. Sie haben auch schon im vergangenen Jahr in Bad Steben dafür gesorgt, dass der Tanzboden gut gefüllt war. Besonders schön war es, dass in diesem Jahr auch erstmals Live-Musik geboten wurde. Federico Diaz an der Gitarre, Pablo Woiz am Klavier, Mariano Bujazich am Bandoneon und Adan Mizrahi am Bass erhielten für ihre Musik stürmischen Applaus. Angekündigt als Caché Milonguero Trío hatten die jungen Musiker diesmal eine Gitarre mit eingepackt und spielten als Quartett sehr überzeugend die sehnsuchtsvoll-leidenschaftliche Musik des Tango.

Vor 1900 entstand Tango als Melange vieler Musikformen aus der Konfrontation europäischer Musikstile wie italienischer Musik oder polnischer Polka mit lateinamerikanischer Musik und afrikanischer Rhythmik. Vor allem Mariano Bujazich am Bandoneon überzeugte. Er schaffte es gekonnt, mit diesem für den Tango so wichtigen Instrument, das von Einwanderern um 1880 nach Argentinien importiert worden war, den melancholischen Charakter des Tango schwungvoll zu interpretieren.

Die Showtanz-Einlage im Rahmen der Milonga am Samstagabend löste große Begeisterung im Publikum aus. Daniela Pucci und Luis Bianchi aus Buenos Aires machten auf ihrer Europatournee einen Zwischenstopp in Bad Steben. Zuvor tanzten sie in Basel, nun reisen sie nach Prag weiter.

Erwin Siebert, der für das Festival aus Erlangen gekommen war, sagte: "So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Vorstellung war ein Highlight!" Mario Militzer aus Zeulenroda kannte Weltklasse-Tangotanz schon aus dem Fernsehen und kam so selbst zum Tanzen: "Vor 15 Jahren habe ich einen Bericht über Buenos Aires im Fernsehen gesehen. Ein Paar tanzte auf einer traditionellen Milonga. Die Kamera war auf die Gesichter gerichtet, da war es absolut ruhig. Auf einmal ein Schwenk auf die Füße - und da unten war der Teufel los! Das hat mich sofort fasziniert!"

Diese Beschreibung trifft absolut auch auf die Performance von Daniela Pucci und Luis Bianchi zu. Die beiden lieferten eine spektakuläre Show und überzeugten mit ihrer Schnelligkeit und Eleganz. Kein Wunder, dass die Workshops der beiden besonders gut besucht waren. 20 Personen tummelten sich auf dem Parkett, um sich von den Weltklasse-Tänzern unterrichten zu lassen.

Argentinier Mario de Camillis war mit seiner neuen Tanzpartnerin Natalia Fures angereist. Die beiden kamen aus Berlin und sind auf dem Weg nach Riga, mussten allerdings aufgrund einer Knieverletzung ihren Showtanz am Freitagabend ausfallen lassen.

Es ist typisch, dass eine Milonga sehr spät anfängt und bis tief in die Nacht dauert. Bad Steben sollte da keine Ausnahme sein. Die, die durchgehalten haben, wurden belohnt. Als eigentlich alles schon vorbei war, fingen die Musiker noch einmal an zu spielen. Von zwei bis halb vier Uhr früh spielte die Band erneut für das Team, die Tanzlehrer und vier Gäste, die sich auch nicht losreißen konnten. "Ich habe selten so eine gute Musik gehört. Sie haben für sich selbst gespielt", berichtet Crasser zufrieden. So werden er und Organisatorin Barbara Rasp, die das Fest komplett in Eigeninitiative auf die Beine gestellt haben, wenigstens mit diesen magischen Momenten belohnt.

Ich habe selten so eine gute Musik gehört. Sie haben für sich selbst gespielt.

Organisator Ernst Crasser

So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Vorstellung war ein Highlight!

Erwin Siebert, Erlangen

Eine Tango-Tanzveranstaltung bezeichnet man auch als "Milonga". Tangotänzer - "Milonguero" oder "Tanguero" - und Tangotänzerinnen - "Milonguera" oder "Tanguera" - treffen sich zu Milongas. Tanzveranstaltungen für Tango Argentino finden regelmäßig in denselben Lokalen statt, die in diesem Kontext ebenfalls Milonga genannt werden.

Der Tango Argentino gehört laut Unesco seit 2009 zum Weltkulturerbe. In Unterscheidung zum Standardtango des Welttanzprogramms ist der Tango Argentino ursprünglicher und weniger reglementiert. Die Zeit 1935 bis 1955 wird als das "Goldene Zeitalter" des Tango bezeichnet.

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