Südamerika – Überschwemmungen in Südamerika

Bei den schwersten Überschwemmungen der vergangenen zwanzig Jahre sind in Paraguay mindestens 130 000 Menschen evakuiert worden. Auch in Nord-Argentinien, Uruguay und Süd-Brasilien traten die Flüsse nach heftigen Regenfällen über die Ufer; dort mussten weitere 30 000 ihre Häuser verlassen. Sechs Personen kamen ums Leben, vier von ihnen wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen.

In Asuncion (Paraguay) kann man sich momentan nur noch per Boot fortbewegen.

 Foto: REUTERS

In Asuncion (Paraguay) kann man sich momentan nur noch per Boot fortbewegen.

Falcon, eine Stadt 42 Kilometer westlich von Asuncion, hat es besonders hart getroffen.

Nur die Hauptstraße von Falcon ist noch mit Autos oder Motorrädern befahrbar.

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In Paraguay ist die Hauptstadt Asunción am schwersten betroffen. Die Metropole, in der 550 000 Menschen leben, wird westlich vom Río Paraguay umschlossen, der über Weihnachten den höchsten Pegel seit zwei Jahrzehnten erreichte. Die Behörden evakuierten im Großraum Asunción rund 90 000 Menschen und brachten sie in provisorischen Unterkünften unter. Schulen, Sportvereine und Kirchengemeinden stellten Raum für improvisierte Baracken und Zeltsiedlungen bereit. Infolge eines Sturms fiel am Samstag in Asunción der Strom aus. In anderen Landesteilen kippten die Hochspannungsmasten um. Die Regierung stellte eine Soforthilfe von umgerechnet rund drei Millionen Euro bereit.

Risse in den Schutzwällen

In der Kleinstadt Alberdi, 150 Kilometer flussabwärts von Asunción gelegen, ordneten die Behörden die Evakuierung aller 7000 Bewohner an. Alberdi, an Überschwemmungen gewöhnt, hat seit langem Dämme, um die Fluten aufzuhalten. Aber in den letzten Tagen zeigten sich Risse in den Schutzwällen, sodass befürchtet wird, sie könnten brechen. Die Evakuierten wurden über die Grenze nach Argentinien gebracht, wo sie das Absinken des Pegels abwarten sollen.

Der Wasserstand des Río Paraguay stieg am Wochenende zwar noch an, aber mit zwei Zentimetern pro Tag deutlich langsamer als in den Tagen seit dem 18. Dezember, als die Regenfälle begannen. Die Behörden erwarten, dass sich das Wetter in den nächsten Tagen normalisiert und die Wasserstände zu sinken beginnen.

In Argentinien ist vor allem die Großstadt Concordia an der Grenze zu Uruguay betroffen, wo etwa ein Zehntel des knapp 200 000 Einwohner evakuiert wurden. Präsident Mauricio Macri unterbrach seinen Urlaub in Patagonien, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Am Samstag hatte die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff die Überschwemmungsgebiete in Süd-Brasilien überflogen, wo über 6000 Menschen vor den Fluten fliehen mussten.

Die Überschwemmungen werden auf das El-Niño-Phänomen zurückgeführt, eine Verzerrung der normalen Wetterabläufe, die periodisch für Überschwemmungen einer-, für Dürren andererseits sorgt. Das jetzige Phänomen, so befürchten die Meteorologen, könnte zu den vier schlimmsten seit 1950 zählen. Das Abschwellen der Flüsse in Paraguay und den angrenzenden Regionen wäre demnach nur vorübergehend. Julián Báez, Chef des paraguayischen Wetteramtes, erwartet jedenfalls im März neue, starke Regenfälle in der Region, wie er der Zeitung „abc color“ sagte.

Verheerende Nachrichten

Weiter nördlich, im Südosten Brasiliens, füllen sich langsam wieder die Stauseen, die in den vergangenen beiden trockenen Jahren unter das kritische Niveau gefallen waren. Dagegen ist der Sobradinho-Stausee, der im Nordosten Brasiliens den São-Francisco-Strom anstaut, unter den Pegel des Wasser-Auslasses gefallen; was der Stausee jetzt noch speichert, muss also gepumpt werden.

Für eines der ehrgeizigsten Entwicklungsprojekte Brasiliens eine verheerende Nachricht: Unterhalb des Stausees soll das Wasser des São Francisco durch zwei Hunderte von Kilometer lange Kanal-Abzweigungen in die Gebiete geleitet werden, die seit Menschengedenken unter Dürren leiden. An dem über zwei Milliarden Euro teuren Projekt wird seit Jahren gebaut. Anfang 2017 es fertig sein – wenn bis dahin der São Francisco wieder genug Wasser führt.















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