"Stolz und glücklich": Tunesiens Trainer Alain Portes sieht eine starke Entwicklung – handball


Alain Portes
Foto: sportseye.deEs war ein echtes Endspiel: Tunesien rang Argentinien 22:18 nieder und sicherte sich damit den Platz im Achtelfinale - heute geht es gegen Europameister Dänemark. Nach dem starken Auftakt gegen Frankreich und den Siegen gegen Deutschland und Montenegro war das Weiterkommen aufgrund einer Niederlage gegen Brasilien noch einmal in Gefahr geraten. Es gab ein Endspiel um das Ticket gegen Argentinien. Ausgerechnet Argentinien – schon bei den Olympischen Spielen 2012 standen sich Tunesien und Argentinien in einem solchen wegweisenden Duell gegenüber.

Daran dachte auch Alain Portes, Trainer der Tunesier, im ersten Moment nach dem Sieg. "Es war das zweite Entscheidungsspiel gegeneinander in den letzten sechs Monaten. Es waren zwei Spiele mit viel Einsatz, viel Druck", erinnerte Portes an das 25:23 in London. Mit dem Sieg bei der WM hat Tunesien erneut den Sprung in die Ausscheidungsspiele geschafft, den argentinischen Angriff noch einmal abgewehrt. Dabei war der Gang ins Achtelfinale richtig schwer, gestand Prtes ein.

"Sie haben uns über das gesamte Spiel hinweg große taktische Probleme bereitet. Mein Kollege hat mehrmals die Deckungsformation geändert und ich musste ständig überlegen, ob ich die Aufstellung ändere, ob ich die Strategien ändere", stellte Portes fest und erwies seinem Kollegen Eduardo Gallado seine Referenz: "Gallardo ist ein fairer Sportsmann, heute bin ich ein wenig traurig für ihn, da Argentinien etwas zu dieser Weltmeisterschaft beigetragen hat. Sie hatten die Möglichkeiten ins Achtelfinale zu kommen."

Neben der sportlich fairen Anerkennung für Argentinen hatte Portes aber natürlich auch sein Team im Blick, das sich nachhaltig auf der Weltbühne zurückgemeldet hat – mit einer jungen Truppe, die Zukunft hat. "Egoistisch betrachtet bin ich stolz auf meine Mannschaft. In den ersten drei Spielen haben wir es uns verdient, ins Achtelfinale einzuziehen", meinte Portes: "Wir haben das in der Deckung und im Angriff gut umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Magaiez und Schulz im Tor hatten einen Glanztag, das war gute Werbung für den Handball."

Tunesien ist offenbar über die Nachwehen der politischen Krise im Land sportlich hinweg, hat erneut nachgewiesen, dass man im Land richtig gute Nachwuchsarbeit abliefert – nicht zuletzt demonstriert durch den Wechsel von Talent Wael Jallouz zum THW Kiel. Mehr noch, fand Portes, seine Mannschaft habe eine klare Weiterentwicklung gezeigt.

"Am Ende haben sie eine Raumdeckung gespielt", erinnerte Portes an die Umstellungen Argentiniens, die weg gegangen sind von der offensiven Deckung, hin zu einem klassischen System – mit dem Tunesien in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten hatte. Nicht so in diesem Spiel, "dann hat sich erwiesen, dass wir talentierte Spieler haben, die eine solche Situation lösen können, wie Ben Salah, die dann ihre Treffer gesetzt haben", freute sich Portes.

Überhaupt stellt Tunesien eine interessante Mischung von Technikern und Krafthandballern - der angesprochene Abdelhak Ben Salah beispielsweise ist mit Jahrgang 1990 auch noch ein junger Mann - der aber technisch und taktisch versiert ist und von der Bank kommend ganz neue Impulse setzen kann, wenn es Jallouz, Selim Hedoui oder Moshbah Sanai nicht auf den Punkt bringen können.

Auch ein Oussama Boghanmi setzte diesmal Ausrufezeichen - Tunesien verfügt, anders als Argentinien, über eine echte Bank mit echten alternativen. Keine Frage, Tunesien hat sich auf der Weltkarte des Handballs etabliert und produziert technisch-athletisch-taktisch gute Spieler auf allen Positionen.

Entsprechend stolz war denn auch Alain Portes, dessen Mannschaft nach den überwiegend schwachen Vorstellungen in der Vorbereitung schon als Sorgenkind angesehen worden war. "Ich bin stolz und glücklich, dass wir dem tunesischen Volk diesen Sieg schenken konnten. Handball ist in unserem Land mindestens die zweitwichtigste, wenn nicht der wichtigste Sport, noch vor dem Fußball", sagte Portes: "Ich bin sehr froh, diesen Sieg dieser Mannschaft, die ich sehr mag, erlebt zu haben, der uns ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft bringt."

Bevor der aus Frankreich stammende Trainer dann den Ort des tunesischen Sieges verließ, ließ Portes noch einmal den Blick über die mittlerweile leere Arena schweifen. "Wissen Sie", sagte er zum Abschied, "für mich ist der Palau Jordi ein magischer Ort, 1992 habe ich mit der französischen Mannschaft hier in der Arena die Olympische Bronzemedaille verliehen bekommen. Das war auch ein großer emotionaler Moment damals." Nun hofft Portes auf weitere große Momente – für ihn, ganz besonders aber für seine junge Mannschaft, die sich nun im Achtelfinale mit der Ausnahmemannschaft Dänemark messen darf.

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