Im Jahre 1977 warf die bevorstehende FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Argentinien 1978™ ihre Schatten bereits voraus, doch zuvor galt es, jene Veranstaltung aus der Taufe zu heben, die inzwischen zum wichtigsten Turnier im Nachwuchsbereich avanciert ist: die FIFA U-20-Weltmeisterschaft.
Aus dem anfänglichen Experiment mit gerade einmal 28 Spielen ist in der Zwischenzeit ein großes Turnier mit 52 Partien geworden. Damals kamen nur wenige einheimische Fans in die Stadien, heute nimmt das Turnier im Zeitplan der Talentspäher und der Nationaltrainer einen zentralen Platz ein. Die 20. Auflage findet 2015 in Neuseeland statt, aber bevor die neuen Stars des runden Leders in wenigen Tagen erstmals die Weltbühne betreten, sollen ihre Vorgänger noch einmal entsprechend gewürdigt werden.
Die erste FIFA Junioren-Weltmeisterschaft, so die damalige Bezeichnung, wurde 1977 in Tunesien ausgetragen. Den Titel gewann damals das Team der UdSSR, bei dem der Mittelfeldregisseur Vladimir Bessonov die Hauptrolle spielte. Der Gewinner des ersten Goldenen Balles von adidas hatte eine glanzvolle internationale Karriere vor sich, in deren Verlauf er sich 1980 die olympische Goldmedaille sicherte und dreimal an einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft (1982, 1986, 1990) teilnahm.
"Golden Ball"-Gewinner im Interview
Kein schlechter Start also, aber das war noch gar nichts im Vergleich zu dem zukünftigen Star, den das Turnier 1979 in Japan hervorbringen sollte. Dort gab ein gewisser Diego Maradona der Welt einen ersten Eindruck von seinem ungeheuren Potenzial und verhalf einer hervorragenden argentinischen Auswahl zum Titelgewinn. Argentinien konnte den Titel zwei Jahre später in Australien nicht verteidigen, allerdings war im Team der Albiceleste von 1981 ein Stürmer vertreten, der nur fünf Jahre danach den entscheidenden Treffer in einem WM-Finale erzielen sollte: Jorge Burruchaga. Auch die uruguayische Fussballlegende Enzo Francescoli wusste zu beeindrucken, den Goldenen Ball erhielt bei dieser Auflage jedoch Romulus Gabor, der Stützpfeiler der rumänischen Mannschaft. Der Brasilianer Geovani sorgte 1983 in Mexiko für ein Novum, als er im Rennen um den Goldenen Ball und den Goldenen Schuh Spieler wie Marco van Basten oder Bebeto ausstach und als erster Spieler beide Auszeichnungen holen konnte.
Bei der Auflage im Jahr 1987 avancierte Robert Prosinecki zum besten Spieler des Turniers. Der elegante Führungsspieler war allerdings beileibe nicht der einzige Star dieser Auflage, sondern hatte allein im siegreichen jugoslawischen Team diverse Mitstreiter um die Auszeichnung. Zu nennen wären beispielsweise Zvonimir Boban, Predrag Mijatovic und Davor Suker.
Auch ohne Auszeichnungen Weltkarrieren
1991 wurde in Portugal eine "goldene Generation" gekrönt, als der Gastgeber den Titel verteidigte. Superstar war aber weder Luis Figo, Rui Costa noch João Pinto, sondern ein Akteur namens Peixe, dessen Karriere im Gegensatz zu der seiner eben erwähnten Mannschaftskameraden überraschend unspektakulär verlief.
In den Folgejahren betraten weitere spätere Stars wie Adriano, Hidetoshi Nakata, Fernando Morientes oder Paulo Wanchope beim wichtigsten Nachwuchsturnier die Weltbühne. 1997 konnte Weltmeister Argentinien mit Spielern wie Juan Román Riquelme und Esteban Cambiasso aufwarten, der Goldene Ball von adidas ging allerdings an Nicolas Olivera. Doch während der Uruguayer in der Folgezeit die in ihn gesetzten Erwartungen nur selten erfüllen konnte, machten einige andere Mitstreiter wie Thierry Henry, Michael Owen, David Trezeguet und Nicolas Anelka eine Weltkarriere.
Mittlerweile war es bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft praktisch an der Tagesordnung, dass es späteren Superstars nicht zwangsläufig gelang, sich die Auszeichnungen am Ende des Turniers zu sichern. Dieser Trend setzte sich 1999 in Nigeria fort, als Ronaldinho, Roque Santa Cruz, Xavi und Diego Forlán dabei waren und keiner von ihnen sich den Goldenen Ball sichern konnte. Für viele war es damals überraschend, dass Seydou Keita, der danach beim FC Barcelona unter Vertrag stand und mit den Katalanen zweimal die UEFA Champions League gewann, den Preis erhielt.
Die glorreichen Sechs
Auch Javier Saviola, der 2001 in Argentinien den Goldenen Ball und den Goldenen Schuh gewann, erhörte später den Ruf der Katalanen und brachte sogar das Kunststück fertig, nicht nur für Barça, sondern auch für den Erzrivalen Real Madrid gespielt zu haben. Übrigens befand sich unter den Spielern, die er damals hinter sich ließ, auch ein gewisser Kaká, der bekanntermaßen 2007 zum FIFA Weltfussballer gekürt wurde.
2003 in den Vereinigten Arabischen Emiraten waren so illustre Gestalten wie Andres Iniesta, Daniel Alves und Javier Mascherano mit von der Partie, zur Hauptattraktion des Turniers wurde allerdings der damals relativ unbekannte Ismaeil Matar. Der offensive Mittelfeldspieler hat inzwischen über 100 Länderspiele für die VAE auf dem Buckel.
Insgesamt sechs Spieler haben es in der Geschichte der FIFA U-20-Weltmeisterschaft geschafft, sowohl den Goldenen Ball als auch den Goldenen Schuh von adidas zu gewinnen. Geovani (1983) und Saviola (2001) waren die Ersten, Sergio Agüero (2007) der Ghanaer Dominic Adiyiah (2009) und Henrique (2011) folgten.
Wer tritt in die Fußstapfen der Großen?
Dazu kommt noch kein Geringerer als der dreifache FIFA Weltfussballer Lionel Messi, der das Double 2005 entgegennehmen konnte. Messi wird heute schon von vielen als einer der besten Fussballer aller Zeiten bezeichnet.
Wenn der erste Anpfiff der U-20-WM in Neuseeland ertönt, wird sich "La Pulga" schon ganz auf das UEFA Champions League Finale konzentrieren. Am 6. Juni trifft der Argentinier in Berlin auf einen weiteren Goldenen-Ball-Gewinner. Paul Pogba war 2013 in der Türkei der herausragende Spieler und gewann mit Frankreich den Titel. Gekonnt flankiert wurde Juventus' Mittelfeld-Ass von Kurt Zouma, Geoffrey Kondogbia und Lucas Digne. Außerdem ließen bei dieser Edition die Shootingstars Juan Bernat, Paco Alcacer und Harry Kane ihr Können aufblitzen.
Da stellt sich nur noch eine Frage: Wer wird 2015 in die Fußstapfen dieser Stars treten? Wer immer es auch sein mag, wenn man nach der Turniergeschichte geht, dann dürfen sich die "Kiwis" jedenfalls auf Fussballer vom Feinsten freuen!