In allen vier bisherigen WM-Partien ist Messi zum Spieler des Spiels gewählt worden. Im Achtelfinale gegen die Schweiz (1:0 nach Verlängerung) lieferte der vierfache Weltfußballer vom FC Barcelona den Assist zum entscheidenden Treffer von Angel di Maria. „Ich bin nur ein Teil dieser Gruppe“, versicherte der 27-Jährige.
Das ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Messis Einfluss ist weitreichend. Der Kapitän soll nicht nur bei der einen oder anderen Personalie, sondern auch bei der taktischen Ausrichtung mitreden. Erst seit der Kritik seines Superstars an der defensiven Grundausrichtung im Auftaktspiel gegen Bosnien-Herzegowina (2:1) setzt Teamchef Alejandro Sabella in Brasilien auf ein 4-3-3-System.
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Ohne Messi geht fast gar nichts
Auf dem Platz ist die „Messidependencia“, Argentiniens viel zitierte Abhängigkeit von ihrem Superstar, ohnehin nicht zu übersehen. Ohne dessen genialen Momente strahlte die „Albiceleste“ bisher wenig Gefahr aus. Dort will auch Belgien den Hebel ansetzen. „Wenn Messi bei einem von uns vorbeigeht, dann muss ein Zweiter da sein, um ihn zu stoppen, und auch ein Dritter“, sagte Verteidiger Jan Vertonghen.
Sorgen bereitet den Argentiniern vor allem die Ineffizienz von Gonzalo Higuain. Der Mittelstürmer hat noch kein WM-Tor erzielt, dabei trifft er sonst in jedem zweiten Länderspiel (21 Tore in 36 Einsätzen). Dazu fehlt im Viertelfinale ausgerechnet der starke Linksverteidiger Marcos Rojo wegen einer Gelbsperre. Jose Basanta dürfte ihn ersetzen, aber auch Routinier Martin Demichelis ist eine Option. Für Sergio Agüero scheint ein Einsatz von Beginn an nach seiner Muskelverletzung im Oberschenkel noch zu früh zu kommen. Der Manchester-City-Stürmer soll aber zumindest auf der Ersatzbank Platz nehmen.
Lange Torflaute gegen Courtois
Messi wartet übrigens gegen den belgischen Teamgoalie Thibaut Courtois seit bereits sieben Spielen und damit mehr als eineinhalb Jahren auf einen Torerfolg. Zum bislang letzten Mal überwand der Barca-Star den Torwart von Atletico Madrid in der spanischen Meisterschaft am 16. Dezember 2012. Beim 4:1-Sieg gelang Messi damals ein Doppelpack. Davor hatte Courtois in den Duellen mit Messi oft das Nachsehen gehabt, beim 5:0-Sieg der Katalanen am 24. September 2011 kassierte der Belgier etwa drei Tore.
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Zuletzt klappte es aber nicht mehr mit Messi-Toren gegen Courtois. Im Sommer 2013 ging Messi in beiden Supercup-Partien zwischen Meister Barcelona und Cupsieger Atletico leer aus. Im Rückspiel scheiterte er mit einem Elfmeter, allerdings nicht an Courtois, sondern an der Latte. In der Saison 2013/14 schaffte es Messi in der Meisterschaft (0:0 und 1:1) ebenso wenig wie im Champions-League-Viertelfinale (1:1 und 0:1), Courtois zu überwinden.
Fanansturm in Brasilia
Wichtiger als die persönliche Durststrecke Messis ist aber jene Argentiniens. „Das erste Ziel ist das Halbfinale. Alles, was danach kommt, ist eine andere Geschichte“, sagte Mittelfeldspieler Javier Mascherano. Immerhin hat der zweifache Weltmeister seit 24 Jahren nicht mehr die Vorschlussrunde erreicht. 2006 und 2010 war jeweils im Viertelfinale gegen Deutschland Endstation. Der Druck im Nachbarland ist noch einmal größer. Nicht weniger als 100.000 Fans sollen die „Albiceleste“ nach Brasilia begleiten.
„Das ist eines der wichtigsten Spiele der vergangenen Jahre für unser Land“, weiß Mascherano. Der Barca-Legionär ist so etwas wie der heimliche Chef auf dem Platz. Sabella macht auch gar keinen Hehl daraus, seine Führungsspieler in seine Überlegungen miteinzubeziehen. Auch mit Messi habe er „ein gutes Verhältnis“. Und ein bisschen sei Argentinien ja immer von seinem Superstar abhängig gewesen, erinnerte der Teamchef.
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Messi holt Maradona ein
Messi bestreitet am Samstag sein 91. Länderspiel. Damit stellt er die Marke seines Vorgängers Diego Maradona ein. Dieser hatte Argentinien im WM-Halbfinale 1986 im Alleingang zu einem 2:0-Sieg gegen die Belgier geführt. Vier Jahre davor hatten sich die „Roten Teufel“ im Eröffnungsspiel der WM in Spanien aber überraschend mit 1:0 durchgesetzt - ihr bisher einziger Sieg in vier Duellen mit dem zweifachen Weltmeister.
Belgien träumt dennoch davon, den Erfolgslauf von 1986 sogar noch zu übertreffen. „Wir wollen bei dieser WM so weit kommen wie möglich“, versicherte Teamchef Marc Wilmots, der zuletzt sieben Siege in Serie eingefahren hatte. „Warum sollten wir uns damit zufriedengeben, nur im Viertelfinale zu stehen?“ Sollte Messi in Spiellaune sein, werde es schwierig. „Aber wir haben die Balance gefunden, um Argentinien zu ärgern. Wir sind ein Team.“ Der Gegner muss das erst beweisen.
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Publiziert am 05.07.2014
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