Von Jens Marx und Cecilia Caminos, dpa
Buenos Aires (dpa) - Lionel Messi kann schon jetzt auf seine Mitspieler zählen. Rund zwei Wochen vor dem ersten WM-Match versuchen sie, dem viermaligen Weltfußballer etwas von dem Druck zu nehmen, der nach zwei wenig erfolgreichen WM-Teilnahmen nun in Brasilien auf ihm lastet.
Er soll als Kapitän Argentinien zum dritten WM-Titel nach 1978 und 1986 führen - nicht mehr und nicht weniger. «Wir wissen alle, dass Leo unser Fahnenträger ist, aber wir alle haben die Verpflichtung, Spiele zu gewinnen», betonte Maxi Rodriguez: «Wir dürfen die ganze Verantwortung nicht auf Leo abwälzen.»
Der begnadete Techniker, Dribbler und Torschütze selbst macht das, was er am liebsten macht: Fußballspielen. Bei Facebook postete er für seine fast 60 Millionen Anhänger und seine weiteren Fans ein Foto, das ihn konzentriert am Ball auf dem Gelände in Ezeiza bei Buenos Aires zeigte. Darüber schrieb Messi: «Bereits im Training mit Argentinien. Vorbereitung auf die WM.»
Eine, die seine werden könnte. 2006 ließ ihn der damalige Trainer José Pekerman kaum ran in Deutschland, 2010 unter Diego Maradona als Coach blieb er ohne ein Tor. 2014 soll es anders und vor allem besser werden. Unter dem aktuellen Trainer Alejandro Sabella hat Messi auch in der Nationalmannschaft immer wieder seine Ausnahmekönnen gezeigt.
Dass es unterdessen mit dem FC Barcelona in der vergangenen Saison sportlich nicht mehr so erfolgreich lief und Messi zuletzt nicht unbedingt in Topform war, spielte Vereinskollege Javier Mascherano herunter. «Wir reden über einen Spieler, der für gewöhnlich übernatürliche Dinge macht», sagte er und fügte hinzu: «Wir reden über einen Kerl, der Dinge macht, die niemand vorher gesehen hat. Und wenn er 42 Tore gemacht hat, nachdem es zuvor 90 waren, sieht es wie eine schlechte Saison aus.»
Wochenlang wurde Messi von einer muskulären Oberschenkelverletzung gebremst. Zudem machten immer wieder Schlagzeilen wegen angeblich nicht korrekter Steuerzahlungen die Runde. Dennoch kam Messi auf 28 Tore in der spanischen Meisterschaft, 159 Mal schoss er laut einer Barca-Statistik in seinen 2613 Spielminuten aufs Tor.
In der Nationalmannschaft kann Messi im exzellent besetzten Angriff auf Nebenspieler wie Sergio Agüero, Gonzalo Higuaín oder Ángel Di María bauen. Sie alle kennen sich seit mehreren Jahren. Vor allem für den 26 Jahre alten Messi könnte nun aber, ausgerechnet im Jahr ohne Auszeichnung zum Weltfußballer, die Zeit für den größten aller Titel gekommen sein.
Den Auftakt machen Messi und Co am 15. Juni gegen Bosnien-Herzegowina. Danach warten Iran und Nigeria auf einen der Mitfavoriten auf den Triumph im Land des Erzrivalen Brasilien. Alle müssten hart arbeiten und dazu beitragen, «dass wir keine Fehler machen, wenn der Ball rollt», sagte Rodriguez.