Schweizerin sucht ihren gestohlenen Sohn

Norma Känzig-Baez und ihr Sohn Pablo wünschen sich nur eines: Pablos Zwillingsbruder Carlos zu finden. Mutter und Sohn sind überzeugt: «Er lebt, wir spüren es», sagen sie am Donnerstag während der Sendung «Los unos y los otros».


Kennen Sie einen Mann, der so aussieht wie Pablo Baez?

Dann setzen Sie sich mit Norma Känzig-Baez in Verbindung:
Mail: buscamosacarlosbaez@gmail.com

Telefon-Nummer in Argentinien: +54 (0)11 4463 0362
Telefon-Nummer in der Schweiz: +41 (0)76 565 6609

Im argentinischen Pendant zur Sendung «Aktenzeichen XY» erzählt die heute 67-jährige Frau aus Gais AR, wie ihr vor über 40 Jahren der neugeborene Sohn in Argentinien gestohlen wurde.

Von Anfang an eine mysteriöse Geschichte

Am 5. Juni 1973 ging die im siebten Monat schwangere Känzig mit ihrem ersten Sohn Oscar — damals zehn Monate alt — zu einer Routinekontrolle in das Spital Fernández im Zentrum von Buenos Aires. Obwohl sie keine Wehen hatte, wurde sie direkt in den Kreissaal gebracht. Die Geburt wurde eingeleitet und wenig später kamen die eineiigen Zwillinge Carlos und Pablo zur Welt.

Während des Spitalaufenthalts besuchte eine Nonne die junge Mutter und fragte: «Wie wirst du mit allem zurechtkommen? Du hast jetzt drei kleine Kinder und Gott hat dir nur zwei Hände gegeben.» Sie schenkte Känzig zwei kleine Kruzifixe für die Neugeborenen.

Plötzlich ist Carlos tot

In der zweiten Nacht traf die Mutter drei Männer im Neonatologie-Saal. Sie standen um den Brutkasten herum. Einer von ihnen legte ein weisses Tuch über ihr Gesicht – was danach geschah, weiss Känzig bis heute nicht.

Am nächsten Morgen erwachte sie in ihrem Bett. Sie rannte in den Baby-Saal. Doch nur noch Pablo lag im Brutkasten. Die Ärzte erklärten der Mutter, dass Carlos über Nacht gestorben sei. Die Rede war von einer «genetischen Missbildung». Känzig widerspricht: «Das Kind war kerngesund.»

Die Leiche des Babys bekam sie nie zu Gesicht. «Weil Wochenende war, sagte man mir, dass die Leichenschauhalle geschlossen sei.» Ihr Mann organisierte das Begräbnis. Alles, was Känzig erreichen konnte, war, dass ein Angestellter des Bestattungsinstitutes Carlos’ Kettchen mit dem Kruzifix in den Sarg legt.

Mutter holt Knochen zu sich

Jahrelang weinte Norma Känzig um ihr verstorbenes Kind — und dennoch hatte sie nie das Gefühl, dass ihr Carlos wirklich tot sei. Ähnlich geht es heute dem Zwillingsbruder Pablo. In der argentinischen TV-Sendung erzählt er: «Ich spüre, dass mir meine zweite Hälfte fehlt.» Als Kind habe er auf der Strasse immer Ausschau nach seinem Bruder gehalten.

1978 liess Känzig den Sarg ausgraben und packte die kleinen Knochen, die sie selber mit der Hand einsammelte, in eine Metallbox — mitsamt mit dem Kruzifix.

1990 zog die Familie — inzwischen waren noch zwei weitere Söhne hinzugekommen — in die Schweiz. In den Koffern war auch die Schachtel mit Carlos’ Überresten. 2001 liess sich das Ehepaar Baez scheiden. Oscar Baez kehrte nach Argentinien zurück.

DNA-Proben zeigten: Totes Baby war nicht Känzigs Kind

Ein Familienarzt riet der untröstlichen Mutter, eine DNA-Analyse mit einer Probe der mitgebrachten Knochen durchzuführen. Känzig schickte die Proben im Jahr 2009 nach Dallas. Die Resultate des Labors Orchid-Cellmark, einer der renommiertesten DNA-Prüfstätten weltweit, war eindeutig: Norma Känzig ist nicht die biologische Mutter des toten Babys in der Schachtel.

«Ich habe die Hoffnung, dass ich meinen Sohn eines Tages sehen werde», sagt sie. Sie wünscht sich dies vor allem für ihren Pablo. «Er leidet, weil ihm sein Zwilling fehlt.»

Pablo Baez macht einen Videoaufruf: Wer hat Carlos gesehen? (Video: YouTube/swissredcross)

(kle)

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