Referendum im Südatlantik: "Hände weg von unseren Falkland-Inseln!"

Die Lebensmittel im Supermarkt von Stanley werden von der britischen Kette Waitrose geliefert, die Autos fahren auf der linken Straßenseite, und überall weht der Union Jack. Wen es in die kleine Hauptstadt der Falkland-Inseln verschlägt, kann keinen Zweifel haben, welche europäische Kultur hier Wurzeln geschlagen hat.

Weil die argentinische Regierung jedoch die Britishness der Inseln ständig in Frage stellt, wollen die Falkländer nun ein Zeichen setzen. Am Sonntag und Montag sind die 1672 wahlberechtigten Inselbewohner aufgerufen, über ihren politischen Status abzustimmen. "Wünschen Sie, dass die Falkland-Inseln ihren politischen Status als britisches Übersee-Territorium behalten?", lautet die Frage des Referendums.

Die Antwort ist schon jetzt klar: Eine überwältigende Mehrheit wird mit Ja stimmen, Beobachter erwarten ein Ergebnis in der Nähe von 100 Prozent. So einig sind sich die Insulaner, dass es nicht einmal eine Nein-Kampagne gab. Das derzeitige Arrangement ist zu günstig: Die rund 2500 Falkländer haben ihre eigene Regierung, ihren eigenen Haushalt und regeln alle Angelegenheiten selbst. Zugleich genießen die allermeisten von ihnen die Vorzüge eines britischen Passes - und die Nuklearmacht Großbritannien übernimmt Verteidigung und Außenpolitik kostenlos.

Argentinien nennt Referendum "PR-Übung"

"Es ist ziemlich klar, was die Falkländer denken", sagte der Insel-Gouverneur Nigel Haywood der BBC. Es gehe bei der Volksabstimmung nicht um Selbstvergewisserung, sondern um ein Signal nach außen. "Teile der Welt stehen unter dem Einfluss der argentinischen Propaganda, und sie kennen die Lage hier nicht."

Argentinien hatte zuletzt wieder verstärkt seinen Anspruch auf die Inseln erhoben und in Uno-Gremien die "Entkolonialisierung" gefordert - nicht zuletzt, weil große Ölvorkommen in den Gewässern rundherum vermutet werden. Die Insulaner hingegen berufen sich auf ihr Recht auf Selbstbestimmung und werden darin von der britischen Regierung unterstützt. Seit dem Falkland-Krieg 1982, bei dem Großbritannien argentinische Invasionstruppen zurückgeschlagen hatte, ist es für die britische Öffentlichkeit eine Frage der nationalen Ehre, die Inseln um jeden Preis zu halten.

"Hände weg von unseren Falkland-Inseln", warnte das britische Boulevardblatt "The Sun" diese Woche und wetterte gegen die "Argy Liars", die argentinischen Lügner.

Argentinien besteht auf bilateralen Verhandlungen mit London über die Souveränität. Aus Sicht von Buenos Aires zählt die Meinung der Insulaner nicht, weil sie in den Worten des Außenministers "britische Implantate" sind. Das Referendum will die Regierung nicht anerkennen. "Es ist von Briten für Briten organisiert, damit sie am Ende sagen können, dass das Territorium britisch bleiben soll", sagt Alicia Castro, argentinische Botschafterin in Großbritannien. Die Abstimmung sei eine reine "PR-Übung".

Die ersten Siedler waren Franzosen und Briten

Der Streit zwischen den beiden Staaten reicht Jahrhunderte zurück. Die karge, unbewohnte Inselgruppe war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunächst von Franzosen und Briten besiedelt worden. Großbritannien zog sich nach der Unabhängigkeitserklärung der USA 1776 zurück, man hatte andere militärische Sorgen. Die Inseln wurden einige Jahrzehnte von Buenos Aires aus verwaltet - zunächst von der spanischen Kolonialmacht, dann von den Vorläuferstaaten des heutigen Argentinien.

Die Briten hatten ihren Besitzanspruch jedoch nie aufgegeben: Sie kehrten 1833 zurück und nahmen den strategisch wichtigen Stützpunkt kampflos wieder in Besitz. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Viele Insulaner sind Nachfahren britischer Siedler, etliche Familien leben seit mehreren Generationen hier. "Die Falkland-Inseln sind ein eigenständiges Land mit einer langen Geschichte und einer einzigartigen Kultur", heißt es auf der Webseite der Inselregierung.

Argentinien betrachtet die Einheimischen dennoch als Fremde. Der eigene Anspruch wird vor allem aus der geografischen Nähe der Inseln abgeleitet. Die Rückholung der "Malvinas", wie sie auf Spanisch heißen, ist als Staatsziel in der Verfassung verankert. Der Patagonier Nestor Kirchner machte das Projekt zur Chefsache, als er 2003 Präsident wurde. Seine Frau Cristina Fernández de Kirchner setzte diesen Kurs als Nachfolgerin ab 2007 fort.

Zum 30. Jahrestag des Falkland-Kriegs im vergangenen Jahr eskalierten beide Seiten ihre Rhetorik. Damals entstand bei den Insulanern die Idee des Referendums, um den argentinischen Angriffen etwas entgegenzusetzen. Eine breite Öffentlichkeit ist ihnen sicher: Dutzende ausländische Journalisten fliegen ein, um über die Abstimmung zu berichten. Doch der erhoffte Schlussstrich wird es nicht sein. Argentinien spielt auf Zeit. Früher oder später, so das Kalkül, werden die abgelegenen Inseln den Briten zu teuer werden.

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