Am "letzten großen Ziel" seiner Karriere angekommen, suchte Stephane Peterhansel nach den richtigen Worten. "Wahrscheinlich, also vielleicht, war das mein letzter Sieg, ich weiß es nicht. Ich wollte unbedingt genauso viele Siege mit dem Auto wie mit dem Motorrad holen", sagte der in den vergangenen zwei Jahrzehnten so dominante Fahrer der Rallye Dakar nach seinem insgesamt zwölften Titel: "Jetzt ist es geschafft. Ich glaube nicht, dass es noch viele Dinge gibt, die mich motivieren."
Je sechsmal mit dem Motorrad (erstmals 1991) und dem Auto (2004) hat der heute 50-Jährige die Dakar gewonnen. In diesem Jahr führte er Peugeot bei der 38. Dakar zum ersten Titel seit 1990. "Auch das war ein Ziel, die Rallye im zweiten Anlauf mit Peugeot zu gewinnen", sagte Peterhansel: "Ich bin sehr, sehr zufrieden. Für mich und für Peugeot."
Am Samstag brachte der Franzose, der von vielen nur "Mr. Dakar" genannt wird, sein über die vergangenen zwei Wochen erarbeitetes Zeitpolster souverän über die Zeit. Zwar verlor er auf den abschließenden 180 km von Villa Carlos Paz nach Rosario in Argentinien knapp sechs Minuten auf Vorjahressieger Nasser Al-Attiyah im Mini, aber das war kalkuliert. Peterhansel hatte das Geschehen immer im Griff: Wieso etwas riskieren, wenn der Vorsprung so komfortabel ist?
Peterhansel ist ein intelligenter Fahrer. Er bereitetet sich nicht nur akribisch auf die Strecken vor, er weiß auch, dass er mit seinem Wagen bei der Marathon-Rallye sorgsam umgehen muss. Er fährt immer schnell, aber selten am absoluten Limit. Nur, wenn sich das Risiko rentiert, geht Peterhansel es auch ein. Keiner beherrscht das geforderte Gesamtpaket aus Psychospielchen, Taktieren und fahrerischem Können wie Stephane Peterhansel.
Es war vor ein paar Tagen im Fahrerlager, da erwähnte er beim Smalltalk mit seinem einzigen noch verbleibenden Konkurrenten Al-Attiyah die Höchstgeschwindigkeit seines Peugeot. "220, 225 schafft er schon, wenn es gut läuft", sagte er damals beiläufig, als würde er über ein offenes Geheimnis plaudern. Während er zu einem souveränen Lächeln ansetzte, blickte Al-Attiyah erschrocken zu Boden - wohl im Wissen, dass sein Mini längst nicht so schnell ist.
Es war ganz augenscheinlich nicht mehr als ein Bluff, ein verbales Kräftemessen von Peterhansel - die gewünschte Wirkung erzielte er dennoch. "Stephane ist einer der Fahrer, die ich schon vor dem Rennen gefürchtet habe", sagte Al-Attiyah über den Rekordchampion.
Als in den ersten Tagen der Rallye plötzlich Dakar-Debütant Sebastien Loeb im Peugeot vorneweg fuhr, blieb Peterhansel ruhig. Er adelte Loeb "als besten Piloten der Welt", und während sich das öffentliche Interesse immer mehr auf den neunmaligen Rallye-Weltmeister fokussierte, brachte sich Peterhansel beinahe heimlich in Stellung.
Der Rest ist bekannt: Loeb leistete sich einen folgenschweren Unfall auf der 8. Etappe, und sein spanischer Markenkollege Carlos Sainz, der sein Material im Gegensatz zu Peterhansel eben immer bis zum Limit und darüber hinaus fordert, schied mit technischen Problemen aus.
"Es ist außergewöhnlich. Der Druck war extrem hoch, aber wir haben es geschafft", sagte Peterhansel, der sich dann doch noch ein Hintertürchen offenließ: "Vielleicht mache ich auch weiter. Aber ganz sicher nicht mit der Motivation wie zuvor."