Radsport – Starker Zusammenhalt

Dieter Pörschmann beim Zeitfahren über fünf Kilometer. Mit einer Zeit von neun Minuten und 14 Sekunden belegte er in seiner Altersklasse der 50- bis 59-Jährigen  den siebten Platz.

Dieter Pörschmann beim Zeitfahren über fünf Kilometer. Mit einer Zeit von neun Minuten und 14 Sekunden belegte er in seiner Altersklasse der 50- bis 59-Jährigen den siebten Platz. 
(BILD: Karsten Zeh)

Dieter Pörschmann beim Zeitfahren über fünf Kilometer. Mit einer Zeit von neun Minuten und 14 Sekunden belegte er in seiner Altersklasse der 50- bis 59-Jährigen  den siebten Platz.

Dieter Pörschmann beim Zeitfahren über fünf Kilometer. Mit einer Zeit von neun Minuten und 14 Sekunden belegte er in seiner Altersklasse der 50- bis 59-Jährigen den siebten Platz.


(BILD: Karsten Zeh)

Zeitz

Auch zwei Wochen danach ist die Enttäuschung noch nicht ganz verflogen. Denn für Dieter Pörschmann waren die langersehnten Weltspiele der Transplantierten in Argentinien früher beendet als gedacht. Eine Erkältung zwang den Zeitzer zu einer vorzeitigen Aufgabe. Am Montagabend des 24. Augusts, ein Tag vor seinem Zeitfahren, merkte Pörschmann, dass etwas nicht stimmt: Halsschmerzen. „Am darauffolgenden Morgen war ich nicht wirklich fit. Meine Teamkollegen haben mir Mut zugesprochen und so habe ich alle Kräfte eingesetzt und bin das Rennen gefahren“, erzählt der 58-jährige Radsportler. Pörschmann nahm die fünf Kilometer lange Strecke an der Küste von Mar del Plata in Angriff, doch nach den ersten beiden Kilometern musste er Tempo rausnehmen, die Kraft war einfach alle. „Als ich im Ziel war dachte ich, das ging total in die Hose“, sagt er.

Doch als er auf die Anzeigetafel blickte, stand dort hinter seiner Startnummer 2 148 Platz sieben in der Altersklasse 50 bis 59 Jahre. Mit einer Zeit von 9 Minuten und 14 Sekunden fehlte ihm nur eine Minute auf den Sieger aus Frankreich. Zudem war er in seiner Altersklasse bester Deutscher und in der Gesamtwertung bedeutete seine Zeit Platz 20. Freuen konnte sich Dieter Pörschmann über dieses Resultat dennoch nicht: „Ich war überrascht über die Platzierung, aber dennoch enttäuscht, denn ich war gut in Form“, meint er im Nachhinein, wohl wissend, dass ohne die Erkältung eine Medaille im Rahmen des Möglichen gewesen wäre. „Es war ziemlich kalt in Argentinien, immer so um die zehn Grad. Dazu der lange Flug und die Zeitumstellung. Es war allgemein alles ziemlich anstrengend“, erklärt Pörschmann. Das alles habe sich auf sein eh schon durch die zweifache Herztransplantation geschwächtes Immunsystem ausgewirkt.

Wehmütiger Zuschauer

Den Start beim Hauptrennen über die 20 Kilometer, das am nächsten Tag ausgetragen wurde, musste Pörschmann dann ganz absagen. Denn die Erkältung hatte sich in der Folge noch weiter ausgebreitet und ihm war bewusst, dass die Gesundheit vorgeht und er mit seinem Spenderherz besonders aufpassen muss. „Es kann in diesem Fall schnell zu einer Herzmuskelentzündung kommen und ich als Transplantierter muss auf mein Organ besonders aufpassen“, sagt er.

So blieb ihm am Ende nichts weiter übrig, als seine Teamkollegen von der deutschen Delegation als Zuschauer und Helfer zu unterstützen. Zusammen mit seinem Sohn Hannes, der ihn nach Argentinien begleitet hatte, besuchte Dieter Pörschmann die Wettkämpfe der Schwimmer und Leichtathleten, wenn auch mit Wehmut: „Man hat das ganze Jahr auf diese Weltmeisterschaft hingearbeitet und dann muss man zuschauen“, sagt der Sportler. Gut seien dagegen die Harmonie und der Zusammenhalt im deutschen Team und auch unter allen anderen Athleten gewesen. Sie teilen schließlich als Transplantierte alle das gleiche Schicksal. „Wettkampf ist Wettkampf, aber danach begegnet man sich als Freunde. Und bei den Gesprächen geht es auch nicht um die Krankheit, sondern um den Sport und das Leben“, sagt der Zeitzer Radfahrer.

In den vergangenen Jahren habe er bei den vielen Wettkämpfen auch Freundschaften geschlossen wie mit dem Schweizer Radfahrer Michel Stückelberger, der Pörschmann nach dem Zeitfahren für dessen starke Leistung trotz der Erkältung beglückwünschte. Groß war die gegenseitige Unterstützung auch im deutschen Lager, das aus 25 Athleten bestand und bei der WM 26 Mal Gold, 24 Mal Silber und zwölfmal Bronze gewann.

Beeindruckende Leistungen

Besonders in Erinnerung ist Dieter Pörschmann der Wettkampf im Sperrwerfen geblieben. Im allerletzten Versuch schob sich der Zwickauer Dirk Naumann mit einer Weite von 30,22 Meter von Platz fünf auf Rang eins und sicherte sich damit Gold. „Er ist Herz- und Lungentransplantierter und es war das erste Mal, dass er eine Medaille gewonnen hat“, freut sich Pörschmann über den Erfolg seines Landsmannes.

Ihm ist es auch wichtig, dass er und die anderen Athleten nicht nur auf die Transplantation reduziert werden. Und die Leistungen der Transplantierten können sich absolut sehen lassen. Im Finale des 100-Meter-Laufs betrug die beste Zeit 11,44 Sekunden, gerade mal zwei Sekunden hinter dem Weltrekord von Usain Bolt. „Wir treiben richtigen Hochleistungssport“, meint auch Dieter Pörschmann, der nach der WM-Woche noch ein bisschen Urlaub mit seinem Sohn in Buenos Aires machte, bevor es vor einer Woche wieder zurück nach Deutschland ging. Jetzt will er erstmal nur locker trainieren und sich auf den Winter vorbereiten. Sein nächstes großes Turnier hat er aber bereits vor Augen: Die Europameisterschaft im finnischen Helsinki im nächsten Jahr. Und ein bisschen schielt Dieter Pörschmann sogar schon in Richtung 2017, wenn im spanischen Malaga die nächste WM ausgetragen wird. (mz)

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