Gestern Dienstag hat der FC Barcelona offiziell die Verpflichtung von Gerardo «Tata» Martino bestätigt. Eigentlich sollte das in Argentinien auf Wohlwollen stossen, ist Martino doch erst der vierte argentinische Trainer der Katalanen. Doch einzig die Zeitung «Clarín» titelt euphorisch: «Martino schreibt Geschichte: Er wird Trainer von Barça und Messi.»
Das Wohlergehen Messis wichtiger
Viel mehr als Martino scheint in Argentinien das Wohlergehen von Weltfussballer Lionel Messi zu interessieren. «Mit der Verpflichtung Tatas stellt Barcelona seinen grössten Crack zufrieden, nachdem mit Neymar zum ersten Mal ein potenzieller Konkurrent verpflichtet worden war», schreibt «La Nación». Geht es um den Nationalmannschafts-Captain, werden Superlative bemüht: «Der neue Trainer ist nun für diesen unvergleichlichen Fussballer verantwortlich.»
Sowohl Martino wie auch Messi spielten für den in Rosario beheimateten Klub Newell's Old Boys, ergo ist ihre Vereinigung laut «Clarín» ein Wink des Schicksals. «Es kann kein Zufall sein, dass der junge Lionel als Junioren-Meister 1996 eine Ehrenrunde in Rosarios Stadion drehen durfte, gerade als Tata Martino sein Abschiedsspiel gab.»
Doch es gibt es auch in Südamerika Zweifler. Aus Rosario, wo Martino zuletzt als Trainer tätig war, schreibt die Tageszeitung «El Ciudadano» skeptisch: «Der Stil von Tata Martino passt zweifellos zu Barcelona. Die Frage ist aber, ob er fähig ist, diese Mannschaft, besetzt mit den besten Spielern der Welt, zu führen.»
Kritische spanische Presse
Spaniens Presse ist gegenüber dem 50-Jährigen noch kritischer eingestellt. «Der Argentinier wird mit Resultaten und mit guten Spielen beweisen müssen, dass er auf dem gleichen Niveau wie seine Vorgänger ist und dass ihn die beste Generation von Fussballern in der Geschichte Barcelonas nicht überfordert», bemerkt die Sportzeitung «Marca». Sanfter gibt sich das Konkurrenzblatt «Sport»: «Barcelona wird für Martino eine neue Herausforderung. Er wird diese aber meistern.»
Die Zeitungen Kataloniens geben dem neuen Mann an der Seitenlinie wenig Kredit. Sie hätten einen Katalanen aus der Tradition des FC Barcelona bevorzugt. «La Vanguardia»: «Es waren wohl weniger seine elf Titel als Trainer als vielmehr die Empfehlung Lionel Messis, die den Südamerikaner zum FC Barcelona brachten.» Und «El Periódico de Catalunya» spöttisch: «Wenn Tata Martino eines nicht erwartet hat, dann dieses Geschenk des Himmels: Er darf Messis Barça trainieren.»
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