Pastore vs. Valdivia: Das Aufbäumen der Nebendarsteller

Pastore vs. Valdivia: Das Aufbäumen der Nebendarsteller

"Die Geduld zu verlieren, heißt, den Kampf zu verlieren", schrieb Javier Pastore vor einigen Monaten auf seinem Instagram-Profil. Zweifellos ließ er sich dabei von Mahatma Gandhi inspirieren. Seine brillante Gegenwart in der argentinischen Nationalmannschaft, mit der er bei der Copa América 2015 das Finale bestreiten wird, verdankt sich wohl genau dieser Tugend, sich nicht entmutigen zu lassen.

Die Geduld ist auch für Jorge Valdivia ein hohes Gut. Trotz der vielen Verletzungen verlor er nie die Hoffnung und könnte nun zum ersten chilenischen "Zehner" der Geschichte avancieren, der mit der A-Nationalmannschaft einen Titel holt. Für beide Spieler, El Flaco und El Mago, zahlt es sich heute aus, dass sie auf ihren Moment warten konnten. In der Theorie war für sie bei diesem Turnier nur eine Nebenrolle als Ersatz für Messi, Alexis, Agüero oder Vidal vorgesehen. Dagegen lehnten sie sich auf. Mit ihren Leistungen in den fünf Partien zuvor haben sich Pastore und Valdivia im großen Finale einen Auftritt als Hauptdarsteller verdient.

"Dieses Spiel ist das wichtigste in meiner Karriere", sagt Pastore, der von Gerardo Martino nach seiner Amtsübernahme als Partner für Messi auserkoren wurde. Seine besonnene Spielweise versinnbildlicht den neuen Stil des Vize-Weltmeisters seit Brasilien 2014. Alejandro Sabella hatte mit dem pfeilschnellen Duo, das Messi und Di Maria bilden, zunächst zwar großen Erfolg. Ab dem Achtelfinale der letzten FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ aber setzte er auf eine defensivere Aufstellung. Weder in dem einen noch in dem anderen System war Platz für Pastore.

Seit Maradona ihn als 21-Jährigen zum jüngsten argentinischen Spieler in Südafrika 2010 machte, erhielt er erst von El Tata das nötige Vertrauen. Bis Mitte 2014 war Pastore nur in vier von 13 Länderspielen der Albiceleste von Beginn an auf dem Platz gestanden. Seit vergangenen Oktober hat er elf Begegnungen bestritten, neun davon in der Startformation.

"Wir erwarten von Javier, dass er die Lücke im Rücken des Gegners findet, die richtige Stelle für den letzten Pass", erläutert der Trainer. Bei der Copa America brachte es Pastore zwar bisher erst auf eine Vorlage und ein Tor, beides im Halbfinale gegen Paraguay, seinem besten Spiel. Aber sowohl im Mittelfeld als auch auf der rechten Seite leistete er als Bindeglied einen wesentlichen Beitrag dafür, dass Argentinien spielerische Überlegenheit aufbaute. Seine Rolle besteht unter anderem auch darin, Messi zu finden und mit Bällen zu versorgen. Mit 49 Zuspielen war Leo bisher die häufigste Anspielstation von Pastore. Auf dem zweiten Platz folgt Mascherano mit etwas mehr als halb so vielen erhaltenen Pässen (25).

Es ist kein Zufall, dass die beiden Spieler des FC Barcelona diejenigen sind, die in diesem Turnier am häufigsten angespielt wurden. Dies gilt aber auch für den dritten in der Liste, Valdivia, der 292 Pässe erhielt. Der Spielmacher ist der Dreh- und Angelpunkt seines Teams und dirigiert mit seiner Übersicht den Rhythmus der Roja. "Er ist ein Spieler mit einer großartigen Übersicht, der die Angriffe gut lesen kann", lobt Jorge Sampaoli. Valdivia macht dies so gut, dass er neben Messi der beste Vorlagengeber des Turniers ist. Beide haben jeweils drei Assists auf dem Konto.

"Das Wichtigste für die Rückkehr in die Nationalmannschaft war die körperliche Fitness", sagt der Neuzugang von Al Wahda in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im November 2014 beschloss er, Sampaoli wieder zur Verfügung zu stehen. Im Anschluss an Brasilien 2014 hatte er eine erneute Nominierung abgelehnt. Aber die dritte Rückkehr in den Schoß der Nationalmannschaft unterschied sich stark von den beiden zuvor. 2009 und 2013 durfte er nur zurückkehren, weil die Sanktionen, die aufgrund von Disziplinlosigkeiten gegen ihn verhängt waren, aufgehoben wurden.

Im Alter von 31 Jahren gelang ihm nun trotz der muskulären Probleme, mit denen er in das Jahr 2015 startete, die nötige konditionelle Vorbereitung, um in dieser Mannschaft mit ihrer intensiven Spielweise einen Beitrag zu leisten. "Es muss ein permanentes Pressing herrschen, das ist in dieser Mannschaft nicht verhandelbar", mahnte Sampaoli. Valdivia machte seine Hausaufgaben. Er verfügt nun über die Ausdauer, um Chile bei der Balleroberung zu unterstützen und gleichzeitig die Schwachstellen in der Defensive der Gegner zu finden, wenn La Roja im Ballbesitz ist. Seine Geistesgegenwart bei der Vorlage zum 1:0 gegen Uruguay durch Mauricio Isla im Viertelfinale bewies, dass er auch in der 81. Minute noch über die nötige mentale Frische verfügt.

Nicht viele Chilenen waren davon überzeugt, dass ihm dies gelingen würde, so wie auch Pastore in Argentinien für Viele die einfachste Zielscheibe war. Doch nach fünf Partien haben beide Akteure unabhängig davon, was im Finale passiert, ihren persönlichen Kampf schon jetzt gewonnen.

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