Vatikanstadt, 19.04.2013 (KAP) Papst Franziskus hat der argentinischen Bürgerrechtsbewegung "Mütter der Plaza de Mayo" einen Brief geschrieben. Darin dankt er der Vorsitzenden der Gruppe, Hebe de Bonafini, für ihr Glückwunschschreiben anlässlich seiner Papstwahl. Er habe hohe Wertschätzung für jene, die sich für die Benachteiligten einsetzten und sich bemühten, sie zu verstehen und ihre gerechtfertigten Anliegen zu teilen, heißt es in dem Schreiben. Der Brief trägt die Unterschrift von Antoine Camilleri, dem vatikanischen Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten.
Franziskus bete dafür, dass die Verantwortlichen für das Gemeinwohl in Argentinien die Geißel der Armut "mit wirksamen, unparteiischen und solidarischen Mitteln" bekämpften. Der Papst "teilt Ihren Schmerz und den so vieler Familienmütter, die den tragischen Verlust ihrer geliebten Angehörigen in diesem Moment der argentinischen Geschichte" erleben mussten und immer noch daran leiden. "Als Zeichen der Hoffnung und Ermutigung" segne Franziskus die Betroffenen auf besondere Weise und bitte auch um deren Gebet, hieß es in dem Schreiben.
Vor drei Wochen Wochen hatte sich Bonafini in einem Brief an Papst Franziskus für ihre zunächst geäußerte Kritik an der Papstwahl Bergoglios entschuldigt. "Ich kannte ihre pastorale Arbeit nicht. Ich wusste nur, dass der oberste Leiter der argentinischen Kirche seinen Sitz in der Kathedrale hat", so die Menschenrechtsaktivistin darin an den einstigen Erzbischof von Buenos Aires, den sie nun als "Don Francisco" ansprach. Sie habe erst nach der Wahl erfahren, wie sehr sich Bergoglio für die Bewohner der Armenviertel ihrer Stadt eingesetzt habe, freue sich nun "unendlich" darüber und hoffe auf einen "Wandel im Vatikan", hieß es.
Die Gruppe "Mütter der Plaza de Mayo" entstand in den Jahren der argentinischen Militärjunta, die 1976 bis 1983 ein eisernes Regiment führte und 30.000 Menschen folterte und "verschwinden" ließ. Die "Mütter der Plaza de Mayo" gelten als im politischen Spektrum links stehend. Sie waren in der Vergangenheit als harsche Kritiker der Kirche aufgetreten, weil diese in den Jahren der Diktatur teilweise mit den Machthabern kollaboriert hatte. Bonafini selbst verlor zwei Söhne in der Militärdiktatur.
Selbst in jüngsten Jahren kam es noch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Gruppe und Franziskus in dessen Zeit als Erzbischof von Buenos Aires. 2008 bezichtigte Bonafini den damaligen Kardinal Jorge Mario Bergoglio nach dessen Wiedergabe der kirchlichen Lehre zur Versöhnung, "Teil einer revisionistischen Kampagne im Blick auf die Verbrechen der Diktatur" zu sein. Im selben Jahr entwürdigte Bonafini mit anderen Mitgliedern der Gruppe die Kathedrale von Buenos Aires - "Da die Toilette versperrt war, mussten wir hinter dem Altar eine improvisieren", erklärte sie damals vor der Presse.
Die heute 84-jährige Hebe de Bonafini gilt jedoch auch als prominente Globalisierungskritikerin. Für ein Eklat sorgte sie u.a. im Jahr 2001, als sie in einer Videokonferenz mit dem Investmentbanker George Soros diesen als "Feind, Heuchler und Monster" bezeichnete, da die globale Finanzwirtschaft mitschuldig am Tod von 20.000 in Armut sterbenden Kindern sei, woraufhin Soros den Dialog abbrach. Aufsehen erregte die Leiterin der "Mütter der Plaza de Mayo" zudem, als sie die New Yorker Attentate vom 11. September 2001 feierte.